Was ist ein PKV-Tarifwechsel?
Definition und rechtliche Grundlage (§ 204 VVG)
Ein PKV-Tarifwechsel bezeichnet die Möglichkeit für Versicherte in der privaten Krankenversicherung, innerhalb ihrer bestehenden Versicherungsgesellschaft von einem Tarif in einen anderen zu wechseln. Diese Option ermöglicht es Versicherten, ihre Krankenversicherung an veränderte Lebensumstände oder Bedürfnisse anzupassen, ohne die Versicherungsgesellschaft zu wechseln. Auch Neukundentarife stehen dabei Bestandskunden offen.
Dieses Recht auf Tarifwechsel ist gesetzlich in § 204 VVG verankert.
Ausnahme: Das Tarifwechselrecht nach VVG besteht nicht für Studenten und Studentinnen, Beamtenanwärter oder -anwärterinnen und Expats.
Vorteil eines Wechsels innerhalb der Gesellschaft
Ein entscheidender Vorteil des Tarifwechsels innerhalb der Gesellschaft besteht darin, dass bereits erworbene Rechte erhalten bleiben. Dazu gehört insbesondere der Verzicht auf eine erneute Gesundheitsprüfung, sofern keine Verbesserung des Versicherungsschutzes angestrebt wird. Dies bedeutet, dass bereits bekannte Vorerkrankungen und gesundheitliche Risiken nicht erneut bewertet und keine zusätzlichen Risikozuschläge erhoben werden. Außerdem bleiben bereits gebildete Altersrückstellungen vollständig erhalten und können in den neuen Tarif mitgenommen werden.
Möchtest du deinen Versicherungsschutz erweitern und in einen Tarif mit mehr Leistungen wechseln, ist eine erneute Gesundheitsprüfung erforderlich. Entscheidest du dich jedoch für einen neuen Tarif in deinem aktuellen oder weniger umfänglichen Leistungsniveau, entfällt diese Prüfung vollständig.
Gründe für einen Tarifwechsel
Es gibt viele Gründe, warum sich ein Tarifwechsel in der privaten Krankenversicherung lohnen kann. Meist ändern sich die Bedürfnisse des Versicherten oder der Versicherer nimmt Beitragsanpassungen vor. Folgende Punkte können für einen PKV-Tarifwechsel sprechen:
- Der aktuelle Tarif wird dir zu teuer, sei es aufgrund veränderter Situation auf deiner Seite oder einer Beitragserhöhung deines Versicherers.
- Du möchtest mehr Leistungen, die dein derzeitiger Tarif nicht anbietet (z.B. Einbettzimmer oder höhere Kostenübernahme Zahnleistungen).
- Du möchtest deine Selbstbeteiligung erhöhen und so deine monatlichen Beiträge senken.
Es lohnt sich so oder so, seinen Tarif prophylaktisch alle paar Jahre zu überprüfen. Im besten Fall werden durch eine Optimierung der Krankenversicherung ein zwei- bis dreistelligen Betrag gespart oder man kann die Leistungen in der privaten Krankenversicherung deutlich verbessern.
Die meisten privaten Krankenversicherungen halten sich an die Tarifwechsel-Leitlinien des PKV-Verbandes. Das bedeutet, sie beraten wechselwillige Kunden persönlich und antworten auf entsprechende Anfragen innerhalb der nächsten 15 Arbeitstage. Über 55-Jährigen schlagen sie außerdem von sich aus bei Beitragserhöhungen günstigere Tarifalternativen vor.
Ablauf eines PKV-Tarifwechsels
Analyse des aktuellen Tarifs und Bedarfs
Zunächst geht es darum, möglichst umfassende Informationen zu sammeln. Es empfiehlt sich bei der Versicherung also eine Gegenüberstellung aller möglichen Tarife anzufragen – inklusive der Leistungen und der Beiträge.
Bei Versicherern, die ein breites Spektrum an Tarifen haben und dir der Übersichtlichkeit halber nur eine Auswahl präsentieren können, sollte deine Anfrage noch konkreter gestaltet werden und bestimmte für dich wichtige Kriterien wie etwa Selbstbehalt oder bestimmte Leitungen enthalten.
Jetzt gilt es, genau hinzusehen und die Angebote mit dem aktuellen Vertrag zu vergleichen. Welche Leistungen kommen dazu, welche fallen weg?
Die Tarife können zum Beispiel auf folgende Fragen überprüft werden:
- Wie hoch ist der Selbstbehalt?
- Wo musst du wie viel zuzahlen?
- Ist ein Einzelzimmer im Krankenhaus oder eine Chefarztbehandlung mit dabei?
- Ist eine naturheilkundliche Behandlung eingeschlossen?
- Inwieweit werden Zahnbehandlungen übernommen?
- Ist eine Aussetzung der Beiträge während einer Elternzeit möglich?
- Gibt es Beitragsrückerstattungen?
Wichtig ist, dass man seinen persönlichen Bedarf und finanziellen Spielraum gut kennt. So kann sichergestellt werden, dass wichtige Leistungen auch in Zukunft abgesichert sind.
Was du beim PKV-Tarifwechsel noch beachten solltest
- Beim Wechsel in einen Tarif mit weniger Leistungen kann später nicht so einfach zurück in einen höherwertigen Tarif gewechselt werden. Hier ist wieder eine Gesundheitsprüfung fällig. Für die Mehrleistung kann ein Risikozuschlag oder ein Leistungsausschluss erfolgen. Achte deshalb darauf, dass das Preis-Leistungs-Verhältnis deines Tarifs auch langfristig ausgewogen für dich ist und wechsle nicht nur um ein paar Euro zu sparen.
- Bei einem Wechsel in einen Tarif mit besseren Leistungen kann die Versicherung auch einen Risikozuschlag verlangen oder es kann, je nach Versicherer, eine tarifliche Wartezeit für die höheren Leistungen festgelegt werden.
- Auf jeden Fall solltest du dich genau über die Tarifalternativen und die Auswirkungen eines Tarifwechsels bei deinem Versicherer informieren. Vereinbare am besten einen Beratungsgespräch mit deinem Ansprechpartner.
Wann ist das Preis-Leistungs-Verhältnis optimal?
- Der Tarif deckt deine wichtigsten Gesundheitsbedürfnisse umfassend ab. Du musst nicht befürchten, bei wichtigen Behandlungen auf hohen Kosten sitzen zu bleiben.
- Der Tarif enthält die von dir gewünschten Zusatzleistungen, ohne überfrachtet zu sein mit Leistungen, die du nie nutzen wirst.
- Der monatliche Beitrag ist für dich auch langfristig (bis ins Rentenalter) finanziell stemmbar. Berücksichtige dabei auch die Beiträge für eventuelle Ehepartner oder Kinder.
- Der Selbstbehalt ist so gewählt, dass er den Beitrag spürbar senkt, dich aber im Leistungsfall nicht überfordert. Der Anbieter ist bekannt für eine solide Kalkulation und vergleichsweise stabile Beiträge.
Fazit: Das optimale Preis-Leistungs-Verhältnis ist erreicht, wenn du einen Versicherungsschutz erhältst, der deinen individuellen Anforderungen und Wünschen entspricht, zu einem Preis, den du dir dauerhaft leisten kannst und willst, ohne bei den für dich wichtigen Leistungen empfindliche Lücken oder Begrenzungen in Kauf nehmen zu müssen.
PKV-Tarifwechsel oder Anbieterwechsel?
Zu einer anderen Versicherungsgesellschaft zu wechseln, ist nicht in allen Fällen eine gute Idee. Denn die Altersrückstellungen, die über Jahre angesammelt wurden, können nicht oder nur teilweise mitgenommen werden (man spricht hier vom Übertragungswert).
In manchen Fällen kann sich der Versicherungswechsel aber durchaus lohnen, wenn in einen kostengünstigeren Tarif gewechselt wird, dessen Beitrag trotz des gestiegenen Einstiegalters noch unter der Beitragserhöhung der aktuellen privaten Krankenversicherung liegt. Grundsätzlich sollte man sich also möglichst früh für einen Wechsel entscheiden.
Du überlegst, den Anbieter zu wechseln? Gerne beraten wir dich dazu!