Deshalb steigen die Beiträge in der PKV

Beitragserhöhungen in der privaten Krankenversicherung (PKV) sind ein wiederkehrendes Thema, das viele Versicherte jedes Jahr beschäftigt. Einige Versicherer und Tarife sind dabei aber stärker betroffen als andere, abhängig von den spezifischen Leistungen, die abgedeckt werden. Es ist daher ratsam, sich über Optionen wie einen Tarifwechsel oder eine Anpassung des Selbstbehalts in Betracht zu ziehen, um die Kosten im Rahmen zu halten.

Aktualisiert am 4. August 2025
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Inhaltsverzeichnis

Alles Wichtige zur PKV-Beitragserhöhung

  • Beitragserhöhungen in der PKV entstehen durch eine Kombination aus medizinischem Fortschritt, längerer Lebenserwartung, geringeren Kapitalerträgen aus Altersrückstellungen und der Notwendigkeit, Beiträge an die tatsächlichen Leistungsausgaben anzupassen, wenn diese die kalkulierten Kosten übersteigen
  • Um hohen Beiträgen in der PKV entgegenzuwirken, kannst du entweder intern den Tarif wechseln, einen Wechsel zu einem anderen Versicherer prüfen oder den Leistungsumfang deines bestehenden Tarifs anpassen
  • Im Vergleich der letzten 20 Jahre sind die Beiträge in der GKV tendenziell stärker und häufiger gestiegen als in der PKV, wobei PKV-Beitragserhöhungen seltener, aber dann oft spürbarer ausfallen.
  • PKV-Beiträge steigen nicht willkürlich, sondern unterliegen strengen gesetzlichen Vorgaben und Prüfungen durch unabhängige Treuhänder, die erst eingeleitet werden, wenn die tatsächlichen Gesundheitskosten oder Sterblichkeitsraten einen bestimmten Schwellenwert (oft 5-10%) übersteigen und die Abweichung nicht nur vorübergehend ist.

Warum steigen die Beiträge in der privaten Krankenversicherung?

Medizinischer Fortschritt und Kosten im Gesundheitswesen

Ein wichtiger Punkt ist die medizinische Inflation. Neue Behandlungsmethoden und fortschrittliche Technologien verbessern zwar die Versorgung, treiben aber oft gleichzeitig die Behandlungskosten in die Höhe. Steigen die Preise für medizinische Behandlungen, Medikamente oder Krankenhausaufenthalte, hat das Auswirkungen auf die Kalkulation der Beiträge.

Längere Lebenserwartung 

Auch die allgemeine Lebenserwartung spielt eine entscheidende Rolle bei Beitragserhöhungen: Da Menschen immer älter werden und somit länger medizinische Leistungen in Anspruch nehmen, müssen Versicherer langfristig ausreichend Rückstellungen bilden, um die über die Jahre steigenden Kosten bis ins hohe Alter abfedern zu können.

Rechnungszins

Zusätzlich fließt der Rechnungszins in die Berechnungen ein – er beschreibt, wie hoch die Zinserwartung der privaten Krankenversicherung ist und beeinflusst somit, ob die Beiträge stabil gehalten werden können. 

Denn private Krankenversicherungen legen die Beiträge ab, um so am Finanzmarkt Gewinne zu erwirtschaften. Wenn weniger Gewinne erzielt werden als durch den Rechnungszins angenommen wurde, muss bei der nächsten Beitragsanpassung der Rechnungszins nach unten korrigiert werden und dies mit höheren Beiträgen ausgeglichen werden.

Anpassung an tatsächliche Leistungsausgaben

Ein weiterer wesentlicher Grund für Beitragserhöhung ist die Angleichung an die tatsächlichen Leistungsausgaben

Wenn die Kosten, die ein Versicherer für medizinische Behandlungen und Leistungen seiner Versicherten tatsächlich aufwenden muss, die ursprünglich kalkulierten Ausgaben um einen bestimmten Schwellenwert überschreiten – oft liegt dieser bei 5 Prozent oder 10 Prozent je nach den individuellen Versicherungsbedingungen –, ist der Versicherer berechtigt, die Beiträge anzupassen. Ab einer Abweichung von 10 Prozent sind private Krankenversicherer sogar gesetzlich dazu verpflichtet, Beiträge anzupassen.

Dies stellt sicher, dass die Einnahmen des Versicherers ausreichen, um die erhöhten Ausgaben für medizinische Leistungen zu decken

Was du bei hohen Beiträgen tun kannst

Tarifwechsel innerhalb der Versicherung

Ein interner Tarifwechsel innerhalb der privaten Krankenversicherung kann eine effektive Möglichkeit sein, die Beiträge zu senken, ohne auf wichtige Leistungen verzichten zu müssen. Denn jeder und jede privat Versicherte hat laut Versicherungsvertragsgesetz (VVG) das Recht, innerhalb seiner Versicherungsgesellschaft in einen anderen Tarif zu wechseln.

Bietet der Tarif gleichwertige oder etwas weniger Leistungen, ist der Tarifwechsel sogar ohne erneute Gesundheitsprüfung möglich. Selbst wer bereits älter ist oder Vorerkrankungen hat, kann so durch einen Tarifwechsel oft spürbare Einsparungen erzielen. Je nach Ausgangslage sind Ersparnisse von im Schnitt mehreren Hundert Euro im Jahr möglich, ohne dass dabei wesentliche Leistungen verloren gehen.

Nur wenn in einen höherwertigen PKV-Tarif gewechselt wird, spielt der Gesundheitszustand eine Rolle, da eine erneute Gesundheitsprüfung vor Abschluss gemacht werden muss.

Ein weiterer Vorteil: Der Wechsel ist jederzeit möglich und nicht an feste Fristen gebunden. Zudem können bei einem internen Tarifwechsel alle Altersrückstellungen in den neuen Tarif mitgenommen werden.

Wechsel zu einem anderen Versicherer

Deine private Krankenversicherung hat die Beiträge erneut erhöht? Dann spielst du vielleicht mit dem Gedanken, den Versicherer zu wechseln. Unter bestimmten Voraussetzungen kann ein Wechsel sinnvoll sein – vor allem, wenn du noch recht jung bist und noch nicht all zu viele Altersrückstellungen bei deiner jetzigen Versicherung angespart hast. Doch bevor du dich für diesen Schritt entscheidest, solltest du alle Vor- und Nachteile sorgfältig abwägen.

Ein Wechsel bringt einige Herausforderungen mit sich. Zum einen erfolgt eine erneute Gesundheitsprüfung, bei der Vorerkrankungen zu Risikozuschlägen oder sogar zur Ablehnung führen können. Zum anderen können bereits angesparte Altersrückstellungen nicht vollständig mitgenommen werden. Wurde der Tarif vor 2009 abgeschlossen, ist eine Mitnahme gar nicht möglich.

Deshalb ist es wichtig, den Wechsel nicht vorschnell zu entscheiden. Eine ausführliche Beratung hilft dir dabei, die beste Option für deine individuelle Situation zu finden und langfristig von einem stabilen und fairen Beitrag zu profitieren und gleichzeitig keine Abstriche beim Leistungsumfang machen zu müssen.

Reduzierung des Leistungsumfangs oder Anpassung des Selbstbehalts

Eine weitere Möglichkeit, deine Beiträge zu senken, ist die Anpassung deines Tarifs innerhalb deines bestehenden Versicherers. Du kannst den Leistungsumfang deines Vertrags reduzieren, indem du zum Beispiel bestimmte Wahlleistungen streichst, oder dich für einen Tarif mit einem höheren Selbstbehalt entscheidest. 

Ein höherer Selbstbehalt bedeutet, dass du einen größeren Teil der Behandlungskosten pro Jahr selbst übernimmst, bevor deine PKV Leistungen übernimmt. Dafür sinkt dein monatlicher Beitrag spürbar.

Eine Gesundheitsprüfung ist in der Regel nicht notwendig, solange du in einen Tarif mit gleichem oder geringerem Leistungsumfang wechselst. Das gilt auch für die Erhöhung des Selbstbehalts – sofern keine zusätzlichen Leistungen gewählt werden. Auch bleiben deine angesammelten Altersrückstellungen bei dieser Option vollständig erhalten. 

Überlege dir genau, welche Leistungen für dich wirklich essenziell sind und welcher Selbstbehalt für dich finanziell tragbar wäre.

Vergleich der Beitragserhöhung: PKV vs. GKV

In der Praxis zeigt sich, dass die GKV-Beiträge in den letzten 20 Jahren stärker gestiegen sind als die der privaten Krankenversicherungen, durch steigende Ausgaben für Gesundheitsleistungen und um demografische Veränderungen auszugleichen.

Die gesetzlichen Krankenkassen nahmen in den letzten Jahren fast jährlich Beitragserhöhungen vor. In der PKV hingegen erfolgen Beitragserhöhungen meist in größeren Abständen, fallen dann aber oft spürbarer aus.

Die folgende Grafik veranschaulicht, wie sich die Beiträge in den vergangenen 20 Jahren entwickelt haben.

Liniendiagramm zeigt Beitragsentwicklung der privaten Krankenversicherung (PKV) und gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) in Deutschland von 2005 bis 2025, mit einem durchschnittlichen Anstieg von 3,1 Prozent pro Jahr bei PKV und 4,0 Prozent pro Jahr bei GKV, ohne Bundeszuschuss. Statistik: Beitragssteigerungen in der gesetzlichen und privaten Krankenversicherung im Zeitverlauf

Wann steigen die PKV-Beiträge?

Krankenversicherer dürfen die Beiträge nicht willkürlich erhöhen. Die Anpassungen unterliegen strengen gesetzlichen Vorgaben und müssen von unabhängigen Treuhändern geprüft werden. Erst wenn die Gesundheitskosten einen bestimmten Schwellenwert überschreiten, wird eine Überprüfung der Kalkulation eingeleitet.

Übersteigen die tatsächlichen Kosten die kalkulierten Leistungsausgaben um einen bestimmten Schwellenwert (je nach Tarif 5-10 %), sind private Krankenversicherungen gesetzlich dazu verpflichtet ihre Beiträge zu überprüfen. Angepasst werden die Beiträge erst dann, wenn die Abweichung nicht nur vorübergehend ist. Auch wenn die Sterblichkeit um mehr als 5 Prozent abweicht, müssen PKV-Beiträge angepasst werden.

Die finale Prüfung der Beitragsanpassung erfolgt durch einen unabhängigen Treuhänder, der sicherstellt, dass die Beitragserhöhungen auf einer nachvollziehbaren und rechtmäßigen Grundlage beruhen.

Im letzten Schritt wird die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) informiert. Wird kein Einspruch eingelegt wird, kann die BAP (Beitragsanpassung) durchgeführt werden. Sind die Begründungen nicht ausreichend oder fehlerhaft, kann eine Erhöhung sogar unwirksam sein.

FAQs zur Beitragserhöhung in der PKV

Eine private Krankenversicherung kann ihre Beiträge grundsätzlich einmal im Jahr anpassen, allerdings nur, wenn bestimmte Bedingungen erfüllt sind. Eine Erhöhung wird notwendig, wenn die tatsächlichen Kosten für medizinische Behandlungen deutlich über den ursprünglich kalkulierten Ausgaben liegen. Erst wenn dieser Schwellenwert überschritten wird, darf der Versicherer eine Anpassung vornehmen, um die langfristige finanzielle Stabilität des Tarifs zu gewährleisten.

Einer Beitragserhöhung kannst du nicht direkt widersprechen, da sie auf vertraglichen und gesetzlichen Grundlagen basiert. Die Anpassungen erfolgen aufgrund gestiegener Gesundheitskosten und werden von den Versicherern nach bestimmten Kriterien berechnet. Solange die Erhöhung korrekt begründet und durch einen Treuhänder geprüft wurde, ist sie rechtlich wirksam.

Steigen die Beiträge, hat die PKV mehr Einnahmen. Diese zusätzlichen Einnahmen aus den Beitragserhöhungen werden von der privaten Krankenversicherung vor allem für die langfristige finanzielle Absicherung der Versicherten genutzt.

Ein wesentlicher Teil fließt in die Alterungsrückstellungen. Diese Rücklagen dienen dazu, die steigenden Gesundheitskosten im höheren Lebensalter auszugleichen und die Beiträge möglichst stabil zu halten.

Darüber hinaus werden die Mehreinnahmen benötigt, um steigende Ausgaben für medizinische Behandlungen, neue Therapien und höhere Honorare im Gesundheitssystem zu decken. Die Versicherer passen ihre Kalkulationen regelmäßig an, um sicherzustellen, dass die zugesicherten Leistungen dauerhaft finanziert werden können. So soll langfristig gewährleistet werden, dass die private Krankenversicherung ihren Versicherten eine verlässliche und hochwertige medizinische Versorgung bieten kann.

Beitragserhöhungen in der privaten Krankenversicherung treten in der Regel zum 1. Januar oder 1. Juli eines Jahres in Kraft. Die Information darüber müssen Versicherte mindestens einen Monat im Voraus in Form einer Beitragsanpassungsmitteilung mit Begründung erhalten. Diese muss transparent erklären, warum der Beitrag steigt und welche gesetzlichen Grundlagen dafür gelten.

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