Über 40 % der Deutschen drücken sich vor der Gesundheitsvorsorge. Dabei sind die Untersuchungen überaus sinnvoll! Wir erklären, welche Behandlungen sich in welchem Alter lohnen und was die Vorsorgeuntersuchung bei der privaten Krankenversicherung von gesetzlichen Behandlungen unterscheidet.
Vor der Arbeit joggst du sieben Kilometer, in deinem Kühlschrank
tummeln sich Produkte mit Bio-Siegel und zuckerhaltigen Lebensmitteln
hast du ein für alle Mal abgeschworen. Kurz: du fühlst dich fitter und
gesünder als mit Anfang zwanzig. Wozu also solltest du dich in ein
überfülltes Wartezimmer quetschen und anschließend eine höchst
unangenehme Darmspiegelung durchführen lassen?
Die Antwort darauf ist relativ einfach: Egal ob Hautkrebs oder
Diabetes, viele Krankheiten stellen sich schleichend ein. Wenn dein
Bluthochdruck langsam steigt, deine Cholesterinwerte sich verschlechtern
oder sich Polypen bilden, geschieht das oft ohne merkliche Symptome.
Hier helfen deiner Gesundheit die regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen.
Das gilt für Männer und Frauen gleichermaßen.
Die wichtigsten Vorsorgeuntersuchungen
Lade dir hier unsere praktische Übersicht herunter um auf einen Blick zu sehen ab wann welche Untersuchungen für dich wichtig sind.
Gesetzlich vs. privat versichert: So unterscheiden sich die Vorsorgeuntersuchungen
Obwohl jeder Versicherte ein Recht auf bestimmte kostenlose Präventivleistungen durch seine Krankenkasse hat, drücken sich über 40 % der Deutschen vor dem Kontrollgang zum Arzt. Das befand das Marktforschungsinstitut GfK 2018 in einer Umfrage. Die so spärlich wahrgenommenen Vorsorgeuntersuchungen unterscheiden sich nach Geschlecht, nach verschiedenen Altersstufen und danach, ob der Patient gesetzlich oder privat versichert ist.
Vorsorgeuntersuchung GKV: Diese Leistungen gehören zum Programm
Die Kosten für viele Untersuchungen tragen die gesetzlichen Krankenkassen. Diese Leistungen sind:
Krebsfrüherkennung, etwa Untersuchungen zur Vorsorge gegen verschiedene Arten von Krebs, wie Gebärmutterhalskrebs, Brustkrebs, Prostatakrebs, Hautkrebs oder Darmkrebs
Herz-Kreislauf-Checks, etwa Blutdruckmessungen oder Überprüfung der Cholesterinwerte
Zahnvorsorge, etwa das Entfernen von Zahnstein
Vorsorge in der Schwangerschaft, etwa Ultraschalldiagnostik, Blutuntersuchungen auf Infektionen und HIV oder die Erkennung und Überwachung von Risikoschwangerschaften
Impfungen, etwa Schutz- und Regelimpfungen, Grundimpfungen für Kinder sowie Auffrischimpfungen
Kinder- und Jugendvorsorgeuntersuchungen, etwa die sogenannten U-und J-Untersuchung von Körperhaltung und Motorik, Herz und Lungen, Hüftultraschall
Vorsorgeuntersuchung PKV: Das können Privatversicherte erwarten
Auch private Krankenversicherungen orientieren sich am oben genannten Rahmenprogramm. Ihr Spektrum an kostenlosen Vorsorge- und Behandlungsleistungen ist zwar tarifabhängig, in der Regel jedoch deutlich breiter aufgestellt.
Diese Untersuchungen erstatten private Krankenkassen oft zusätzlich:
Früherkennung von Krebs: PSA-Test zur Früherkennung von Prostatakrebs; HPV-Test zur Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs
Herz-Kreislauf-Checks: Blutuntersuchungen zur Früherkennung von Bluthochdruck, Kreislauferkrankungen und Stoffwechselstörungen; Doppler-Sonografie der großen Gefäße (Kopf, Hals, Bauch, Beine); Echokardiografie
Zahnvorsorge: Professionelle Zahnreinigung
Weitere private Vorsorgeleistungen: Glaukom-Früherkennung (Grüner Star); Test von Hormonspiegel/ Testosteronwert; Atemtest zum Nachweis von Helicobacter-Infektionen bei Verdauungsstörungen
Und auch in puncto Flexibilität haben Privatpatienten Vorteile: Sie können ihre Gesundheit oft unabhängig von ihrem Alter durchchecken lassen und haben zudem die Möglichkeit, alternative Behandlungsmethoden in das Leistungsspektrum ihres Tarifs aufzunehmen – etwa Naturheilverfahren.
Anders sieht es bei gesetzlich versicherten Patienten aus: Wenn sie bei der Vorsorge besondere Zusatzbehandlungen in Anspruch nehmen wollen, kann es ziemlich unangenehm werden. Sobald es nämlich um sogenannte „IGeL“-Leistungen geht, werden gesetzlich Versicherte zur Kasse gebeten.
PKV oder GKV? Welche Krankenversicherung passt zu dir? Alle Facts für dich transparent und verständlich zusammengefasst.
Welches System ist das richtige für dich? Alles was du zum Thema Krankenversicherung wissen musst.
Vorsorge: Was ist eine IGeL-Leistung?
Wir haben es hier nicht mit einem stacheligen Insektenfresser zu tun. Individuelle Gesundheits-Leistungen – kurz IGeL – sind Behandlungen, die außerhalb des Leistungskatalogs gesetzlicher Krankenversicherungen liegen. Somit müssen sie von gesetzlich Versicherten aus eigener Tasche bezahlt werden. Und die lassen sich die umfassenden Vorsorgeuntersuchungen einiges kosten: Jährlich rund 1 Milliarde Euro legen gesetzlich Versicherte für IGeL auf den Tisch. Dabei streiten sich Experten seit Jahren lautstark über den Nutzen der Untersuchungen – sie könnten zu unnötigen Eingriffen führen, bemängeln die Verbraucherzentralen. Die IGeL Leistungen seien eine sinnvolle Ergänzung des Leistungsspektrums gesetzlicher Krankenkassen, kontern hingegen die deutschen Ärzteverbände.
Für Privatversicherte sind viele Leistungen und Services, die gesetzlich Versicherte selbst bezahlen müssen, ohnehin eine Selbstverständlichkeit. Allerdings hängt die Erstattung der Vorsorgeleistungen mit dem individuellen Versicherungsvertrag zusammen. Während kostengünstige PKV-Tarife oft nur einen Basisschutz bieten, decken andere Krankenkassen einen Großteil der Untersuchungen und Behandlungen ab.
Unsere IGeL-Tipps für Privatversicherte:
Bevor du einen PKV-Tarif wählst, überlege dir, welche Vorsorgeuntersuchungen für dich sinnvoll sind. Hattest du einschlägige Vorerkrankungen? Neigt deine Familie zu bestimmten Krankheitsbildern, etwa Diabetes oder Darmkrebs? Voilà, diese Voruntersuchungen mit den entsprechenden Services solltest du in deinen PKV-Tarif unbedingt einbinden.
Du würdest dich gerne durchchecken lassen, bist aber nicht sicher, welche Vorsorgeuntersuchungen deine private Krankenkasse übernimmt? Frag am besten einfach nach! Unter Umständen nimmst du sonst Behandlungen und damit Leistungen außerhalb deines Tarifs in Anspruch, auf deren Kosten du sitzen bleibst.
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Checkliste: Welche Vorsorgeuntersuchungen du in welchem Alter brauchst
Mit 20 Jahren musst du dir um Grünem Star oder Diabetes vielleicht noch keine Sorgen machen und bei der Vorsorgeuntersuchung ab 40 wird dir wohl keiner eine Rötel-Impfung empfehlen. Check-ups zur Früherkennung von Krankheiten hängen mit dem Alter zusammen, in dem die Wahrscheinlichkeit bestimmter Erkrankungen statistisch gesehen zunimmt.
Wann du welche Vorsorgeuntersuchungen brauchst, welche Leistungen deine Krankenversicherung übernimmt und was genau untersucht wird, erfährst du in unserer Checkliste.
Vorsorgeuntersuchungen
0 bis 18 Jahre
Gesunde körperliche Entwicklung
Vorsorgeuntersuchung ab 0 Jahren
Regelimpfungen für Kinder (etwa gegen Diphterie, Poliomyelitis, Hepatitis B, Tetanus, Masern, Röteln)
Schutzimpfungen des Leistungskatalogs sowie Auffrischungsimpfungen
Zahnvorsorge-Untersuchungen für Kinder zwischen 6 und 18 Jahren dreimal jährlich, ab dem 18. Lebensjahr zweimal jährlich. Erwachsenen wird hier Zahnstein entfernt und das Gebiss auf Parodontitis geprüft.
20 bis 35 Jahre
Erste Krebsfrüherkennung
Vorsorgeuntersuchung ab 20
Ab dem Alter von 20 Jahren sollten Frauen sich jährlich beim Gynäkologen untersuchen lassen: hier wird auf erste Anzeichen von Gebärmutterhalskrebs getestet.
Vorsorgeuntersuchung ab 30
Frauen ab 30 können beim Gynäkologen zudem jährlich eine Brust-Untersuchung vornehmen lassen, um das Brustkrebsrisiko in Schach zu halten.
Alle 5 Jahre können Frauen einen HPV-Test zur Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs durchführen lassen – bei der Untersuchung wird ein Abstrich genommen und im Labor auf HR-Viren untersucht (private Vorsorgeleistung).
Risiko-Schlaganfall-Patienten haben ab jetzt die Möglichkeit, mittels einer Doppler-Sonografie der großen Gefäße (Kopf, Hals, Bauch, Beine) die Richtung und Geschwindigkeit des Blutes messen zu lassen. So kann der Arzt Engstellen und Verschlüsse erkennen (private Vorsorgeleistung).
35 bis 45 Jahre
Check-ups und Hautscreening
Vorsorgeuntersuchung ab 35
Ab 35 Jahren haben Patienten Anspruch auf den sogenannten Check-up35. Geprüft werden bei dieser Untersuchung Vorboten von Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie erhöhte Cholesterin- oder Blutdruckwerte. Außerdem wird der Patient hier auf Autoimmunerkrankungen (Rheuma, Morbus Crohn) und Stoffwechselstörungen (Diabetes, Schilddrüsenprobleme) getestet.
Um erste Anzeichen von Hautkrebs aufzuspüren, wird für Männer und Frauen ab 35 ein Haut-Screening empfohlen.
Vorsorgeuntersuchung ab 40
Mithilfe der Glaukom-Früherkennung können erste Anzeichen von Grünem Star identifiziert werden. Hierbei wird der Augeninnendruck gemessen und eine Augenspiegelung vorgenommen (private Vorsorgeleistung).
Bei Bedarf können Männer jetzt mit einem Bluttest ihren Hormonspiegel und Testosteronwert bestimmen lassen (private Vorsorgeleistung).
Ab 45 Jahren
Mammographie, Prostatacheck und Darmgesundheit im Fokus
Vorsorgeuntersuchung ab 45
Männer sollten in diesem Alter eine Früherkennungsuntersuchung von Prostatakrebs durchführen lassen. Hier tastet der Arzt die Genitalien und dazugehörigen Lymphknoten in der Leiste und die Prostata vom Enddarm aus ab.
Eine Alternative ist der jährliche PSA-Test zur Früherkennung von Prostatakrebs, eine Blutprobe, bei der die Menge an„Prostata-spezifischem Antigen bestimmt wird (private Vorsorgeleistung).
Vorsorgeuntersuchung ab 50
Im Alter von 50 bis 54 Jahren empfehlen Mediziner eine Dickdarm- und Rektumuntersuchung zur Früherkennung von Darmkrebs.
Ab 55 sollte der Arzt bei Männern und Frauen eine Darmspiegelung (Koloskopie) vornehmen
Frauen im Alter von 50 bis 69 können im zwei-Jahres-Takt zur Früherkennung von Brustkrebs mit einem Mammografie-Screening vorbeugen.
Alle zwei Jahre können Frauen zudem einen Ultraschall zur Früherkennung von Brustkrebs wahrnehmen (private Vorsorgeleistung).
Prostata-Untersuchungen und Darmspiegelungen erscheinen auf den ersten Blick nicht besonders angenehm, doch für deine Gesundheit sind sie der reinste Jungbrunnen. Immerhin willst du doch auch in zehn Jahren noch dynamisch an jugendlichen Joggern im Park vorbeiziehen – genau wie heute. Na, worauf wartest du dann noch? Ab zur Vorsorgeuntersuchung und Erkrankungen vorbeugen.