Chiropraktiker – Leistungen der Krankenversicherung?
Chiropraktiker kennt man vor allem aus dem US-Fernsehen, hierzulande werden sie eher selten besucht. Doch woran liegt es, dass die alternative Behandlungsmethode verhältnismäßig unbekannt ist und wie integrieren Krankenversicherungen die Chiropraktik in ihre Leistungen?
Irgendwas fühlt sich schief an, du bist angespannt und selbst nach dem Sport wird es nicht besser. Du willst dich endlich wieder konzentrieren können und suchst verzweifelt nach dieser einen Bewegung, die alles im Rücken löst. Gleich zum Arzt gehen? Nicht dein Ding. Gibt es nicht vielleicht eine Zwischenlösung?
Was ist Chiropraktik?
Der Ansatz der Chiropraktik ist darauf ausgelegt, die Funktion deines Körpers wiederherzustellen und zu erhalten. Statt einfach nur Krankheiten und Symptome zu behandeln, geht es bei der Chiropraktik vor allem darum, eine gewisse Basis zu schaffen – für dich und deine Gesundheit. Der Begriff setzt sich aus dem Griechischen zusammen: „cheiro“ für Hand, „praxis“ für Handlung.
Wie funktioniert Chiropraktik?
Ein Chiropraktiker beschäftigt sich mit der Korrektur von Fehlstellungen an der Wirbelsäule und das ohne Spritzen, Medikamente oder operative Verfahren. Doch bevor eine Fehlstellung korrigiert werden kann, muss diese zuerst gefunden werden. Mach dir dafür bewusst, dass dein Gehirn ständig mit deinem Körper kommuniziert. Als Transportweg dienen dabei die Nerven. Bei den ganzen Reizen und Einflüssen, die täglich auf dich einprasseln, erreichen sie eine ganz besonders hohe Relevanz. Genauso wie das Rückenmark, das von der Wirbelsäule umschlossen wird. Damit die Kommunikation einwandfrei ablaufen kann, darf der Informationsfluss nicht durch Fehlstellungen und Blockaden der Wirbelsäule eingeschränkt sein. Durch eine Blockade, zum Beispiel der Gelenke, können zeitversetzt Symptome auftreten, die davon abhängig sind, welcher Abschnitt deiner Wirbelsäule betroffen ist. Je nach Region werden unterschiedliche Nerven dabei gereizt.
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Wobei kann ein Chiropraktiker helfen?
- Kopf- und Nackenschmerzen
- Schwindel
- Hör- und Sehstörungen
- Schulterschmerzen
- Rückenschmerzen
- Bluthochdruck
- Verdauungsprobleme
- Schmerzen in Beinen und Füßen
- Schmerzen im Unterleib und der Hüfte
Was ist ein Chiropraktiker und was macht ein Chiropraktiker?
Chiropraktiker können sowohl Ärzte als auch Heilpraktiker sein, die eine bestimmte Fortbildung absolviert haben. Zu Beginn der Behandlung steht die Anamnese:
Schritt 1 – Die Anamnese
Die Anamnese ist eine systematische Befragung, die sich mit dem Gesundheitszustand des Befragten beschäftigt. Der Behandler erfasst dabei aktuelle Beschwerden, die Krankengeschichte und Vorgeschichte, besondere Dispositionen wie Allergien, die Lebensumstände und das genetische Risiko des Patienten.
Auch Fragen rund um die moderne und ganzheitliche chiropraktische Behandlung werden besprochen:
Was hat deine Wirbelsäule mit deiner Gesundheit zu tun?
Wie läuft so eine Untersuchung überhaupt ab?
Was ist eine Justierung?
Schritt 2 – Die chiropraktische Untersuchung
Nachdem diese Thematiken auch für dich beantwortet werden konnten, geht es weiter mit der chiropraktischen Untersuchung, die folgendes beinhalten kann:
- Haltungsanalyse
- Gleichgewichtstest
- Körperliche Untersuchung deiner Wirbelsäule auf Beweglichkeit und Stabilität
- Vagustest: Balance von Orthosympathikus und Sympathikus
- Doppelwaagentest: Durch jeweiliges Stellen eines Beins auf eine Waage wird die Belastung der jeweiligen Körperhälfte getestet
Risikozuschlag? Wie, was, warum?
Du fragst dich, wer einen Risikozuschlag in der PKV zu seinem Beitrag zahlen muss? Wir verraten dir, wie er berechnet wird und warum es ihn überhaupt gibt.
Schritt 3 – Die Justierung
Sobald die Ergebnisse ausgewertet wurden, kommt es zur Justierung.
Die Justierung:
Der Chiropraktiker achtet auf Subluxationen: dieser Begriff beschreibt die Fehlstellung eines Wirbelkörpers zu benachbarten Wirbeln. Er löst diese gezielt und ohne großen Kraftaufwand, indem das blockierte Gelenk durch einen kleinen Impuls in eine bestimmte Position geführt wird. Dabei entsteht ein hörbares Knacken.
Fehlhaltungen bestehen mitunter schon seit Jahren. Deswegen lassen sich diese auch nicht innerhalb einer Sitzung lösen. Und schlussendlich soll diesen ja auch noch vorgebeugt werden. Dass deine Wirbelsäule geschwächt ist und dein Nervensystem auch in Mitleidenschaft gezogen wurde, steht in Verbindung mit Steifheit, Haltungsverlust, aber auch psychischem und emotionalem Stress, sowie Schlappheit, falscher Ernährung, einer zu geringen Trinkmenge und mangelnder Regeneration. Dein Körper muss sich erst an die Umstellung gewöhnen, darf nicht in alte Muster zurückfallen und wird deswegen auch regelmäßig eingestellt – in wechselnden Abständen und Intensitätsstufen. Sind Muskeln und Sehnen betroffen, können bei der Chirotherapie auch Massagen und Dehnungen zum Einsatz kommen.
Schritt 4 – Stabilisierung und Kräftigung
Mit ein paar Besuchen und etwas Knacken ist es nicht getan, ein wesentlicher Bestandteil der Chirotherapie sind Übungen und Krankengymnastik, die du selbstständig zuhause durchführst. Sie dienen der Stabilisierung und Kräftigung deines Bewegungsapparates.
Wie hoch sind die Chiropraktiker-Kosten?
Je nachdem, ob dein Chiropraktiker Arzt oder Heilpraktiker ist, wird nach einer bestimmten Gebührenordnung abgerechnet. Zum Beispiel der Gebührenordnung für Heilpraktiker. Die meisten Praxen verstehen sich dann als Selbstzahlerpraxis. Die Kosten richten sich in der Regel nach dem individuellen Aufwand, eine Erstuntersuchung mit erster Justierung kann zwischen 60 und 120 Euro kosten, die chiropraktische Behandlung zwischen 30 und 70 Euro.
Chiropraktiker Krankenkasse:
In der Regel ist die Übernahme von chiropraktischen Leistungen nicht in der gesetzlichen Krankenversicherung vorgesehen.
Chiropraktiker PKV:
Welche chiropraktischen Leistungen übernehmen die privaten Krankenversicherungen? Viele Leistungen sind mit privaten Zusatzversicherungen oder einer privaten Krankenversicherung abrechenbar. Das unterscheidet sich allerdings je nach Anbieter und Tarif. Am besten informierst du dich dafür direkt in den Tarifbedingungen deiner privaten Krankenversicherung über entsprechende Leitungen oder vergleichst entsprechende Zusatzangebote. Stellt die chiropraktische Behandlung für dich eine gute Alternative dar und du merkst, dass sie dir hilft und du deinen Chiropraktiker regelmäßig besuchst, lohnt es sich, dich über solche Angebote oder einen möglichen Wechsel in eine private Krankenversicherung zu informieren.
In welchen Fällen ist die chiropraktische Behandlung nichts für dich und welche Risiken birgt sie?
Auch wenn für viele die Chirotherapie eine Top-Alternative zur Schulmedizin darstellt, ist sie nicht ganz unumstritten. Einigen fehle der wissenschaftliche Beweis der Wirksamkeit, dennoch erstatten einige Krankenkasse zumindest einen Teil der Kosten. Ist dein Bewegungsapparat gesund, sind die Risiken gering und die Behandlung nahezu schmerzfrei.
Wichtig: Dein Chiropraktiker kann nur funktionelle Ursachen beheben, allerdings keine Veränderungen wie einen Bandscheibenvorfall oder Arthrose. Auch bei ungewöhnlichen Normabweichungen der Wirbelkörper sowie bei Knochenbrüchen, Tumoren und akuten Infektionen sollte die Behandlung nicht zum Einsatz kommen. Dafür gibt es andere Therapieansätze. Erkrankungen wie diese können sich durch eine Chirotherapie im schlimmsten Fall sogar verschlechtern. Dies ist auch der Grund, weshalb der Chiropraktiker dich so genau zu deiner Vorgeschichte befragt. Vorsicht ist grundsätzlich bei zu großer Krafteinwirkung geboten, es handelt sich bei den ruckhaften Bewegungen schließlich um eine Manipulation.
Komplikationen Chiropraktik
Wenn der Chiropraktiker die Behandlung unsachgemäß durchführt, können Gefühlsstörungen, Taubheit und Lähmungserscheinungen die Folge sein. Selten auch Schädigungen der Gefäße im Bereich der Halswirbelsäule. Kommt es nach einer Justierung in diesem Bereich zu einem Blutgerinnsel, kann dies im schlimmsten Fall zu einem Schlaganfall führen.
Du möchtest einer Chiropraktiker Behandlung vorbeugen?
Was die Chirotherapie so interessant macht, ist, dass sie in enger Verbindung zur Orthopädie, Osteopathie und Physiotherapie steht. Wenn du dich bei alternativen Heilmethoden zunächst immer etwas unsicher fühlst, gehe doch zu einem Orthopäden, der gleichzeitig als Chiropraktiker ausgebildet ist und Schul- mit Alternativmedizin verbindet. Die Chiropraktik wird von Orthopäden oft als unterstützende Maßnahme eingesetzt und so gehen die beiden Bereiche Hand in Hand.
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Marie-Theres Rüttiger
Marie-Theres ist Online Redakteurin für Gesundheits- und Versicherungsthemen bei ottonova. Sie konzipiert den Redaktionsplan, recherchiert und schreibt vor allem über (E-)Health und Innovation, die das Leben besser machen.