Gesundheitsprämie – Bedeutung, Arten und steuerliche Regeln
Die Beiträge zur gesetzlichen Krankenversicherung teilen sich Arbeitnehmer und Arbeitgeber zu gleichen Teilen. Es gibt aber Parteien in Deutschland, die sich für das Modell der Gesundheitsprämie aussprechen. Das hätte vor allem Auswirkungen auf die Versicherten.
Aktualisiert am 13. August 2025
ARTIKEL FACHLICH GEPRÜFTvon unseren PKV-Experten
Inhalt des Ratgebers
Was genau versteht man unter einer Gesundheitsprämie?
Die gesetzliche Krankenversicherung finanziert sich zu einem Teil aus den Beiträgen der Versicherten. Als angestellter Arbeitnehmer teilst du dir deinen Beitrag zur Hälfte mit deinem Arbeitgeber. Wie viel beide Seiten einzahlen müssen, hängt von der Höhe deines Gehalts ab. Diese paritätische Finanzierung soll mit der Gesundheitsprämie abgeschafft werden.
Das Konzept, das auch als Kopfpauschale bekannt ist, beinhaltet die Beiträge zur Krankenversicherung einkommensunabhängig zu bemessen und den Arbeitgeberanteil zu senken bzw. den Anteil der Arbeitnehmer zu erhöhen.
Ein erster Schritt in diese Richtung war die Einführung des Zusatzbeitrags zur GKV ohne Arbeitgeberanteil.
Abgrenzung zu ähnlichen Begriffen
Im Unterschied zu einer Anwesenheitsprämie, die primär Fehlzeiten senken soll, rückt die Gesundheitsprämie die aktive Gesundheitsvorsorge in den Mittelpunkt – ob als politisches Konzept, Arbeitgeberbonus oder Versicherungsleistung.
Wie entstand die Idee der Gesundheitsprämie?
Ähnliche Modelle gibt es bisher nur im Gesundheitswesen der Schweiz und der Niederlande. In Deutschland geht das Modell auf ein Konzept zurück, das die CDU 2004 vorstellte. Auch die FDP befürwortet das Konzept. Gegenwind kommt aus den Reihen der SPD, der Grünen und der Linken, die ihrerseits am Modell der Bürgerversicherung festhalten. Beide Modelle haben sich bis heute nicht durchgesetzt.
Das Konzept der Gesundheitsprämie wird auch als Kopfpauschale bezeichnet
Grundsätzlich soll die Gesundheitsprämie...
Arbeitgeber finanziell entlasten
Beitragszahlungen unabhängiger vom Gehalt machen
Die Beiträge noch stärker vereinheitlichen
Den Sozialausgleich zwischen den Versicherten vom GKV-System entkoppeln und über Steuern regeln
Den Wettbewerb unter den Krankenkassen fördern
Ziele und Nutzen einer Gesundheitsprämie
Für Arbeitnehmer:innen: Motivation und Wertschätzung
Eine Gesundheitsprämie zeigt, dass Einsatz und gesundheitsbewusstes Verhalten wahrgenommen und belohnt werden. Das steigert nicht nur die Motivation, sondern auch die Bindung an den Arbeitgeber oder die Versicherung.
Für Arbeitgeber:innen: Weniger Fehlzeiten und gesündere Belegschaft
Prämienmodelle können dazu beitragen, Krankheitsausfälle zu reduzieren und die Leistungsfähigkeit im Team zu erhalten. Langfristig spart das Kosten und fördert ein positives Arbeitsklima.
Für das Gesundheitssystem: Politische und wirtschaftliche Aspekte
Als Teil von Präventionsstrategien oder Finanzierungsmodellen können Gesundheitsprämien dazu beitragen, Ressourcen effizienter einzusetzen, Eigenverantwortung zu stärken und die Belastung der Krankenversicherung zu verringern.
Übersicht der Vor- & Nachteile
Gewinner der Gesundheitsprämie wären die Arbeitgeber, die sich nicht
mehr an Kostensteigerungen beteiligen müssten. Verlierer wären
Versicherte, die nur über ein geringes und mittleres Einkommen verfügen
oder eine Rente beziehen.
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PRO
CONTRA
Mehr Wettbewerb unter den Krankenkassen – wie bereits durch den individuellen Zusatzbeitrag
Versicherte tragen die Kostensteigerungen in der GKV allein
Weniger Verwaltungsaufwand bei Krankenkassen durch pauschale Prämie
Stärkere Belastung von niedrigen und mittleren Einkommen, da jeder denselben Beitrag unabhängig vom Beruf bzw. Einkommen zahlt
Durch einkommensunabhängige Beiträge wirken sich steigende Gesundheitskosten nicht mehr auf die Lohnnebenkosten aus
Sozialausgleich durch Steuern käme mit Verzögerung bei Geringverdienern an und könnte insgesamt zu Steuererhöhungen führen
Arten von Gesundheitsprämien im Detail
Politische Gesundheitsprämie („Kopfpauschale“)
Dieses Modell sieht vor, dass alle Versicherten einen festen Beitrag zur Krankenversicherung zahlen, unabhängig von ihrem Einkommen. Ziel ist eine einheitliche und transparente Finanzierung.
Bonuszahlungen im Arbeitsverhältnis
Arbeitgeber können Mitarbeitenden finanzielle Anreize bieten, wenn sie gesundheitsfördernde Maßnahmen ergreifen oder eine geringe Zahl an Krankheitstagen aufweisen.
Präventions- und Fitnessboni der Krankenkassen
Viele Versicherungen – auch private – honorieren Vorsorgeuntersuchungen, sportliche Aktivitäten oder die Teilnahme an Gesundheitskursen mit Geld- oder Sachprämien.
Sonderprämien bei besonderen Anlässen
In außergewöhnlichen Situationen, etwa während einer Pandemie, können einmalige Zahlungen als Anerkennung für besonderen Einsatz oder zur Unterstützung der Gesundheit gewährt werden.
Rechtliche Grundlagen und Zulässigkeit
Ist eine Gesundheitsprämie erlaubt? Ja – in Deutschland dürfen Gesundheitsprämien vergeben werden, solange sie im Einklang mit den geltenden Vorschriften des Arbeits-, Steuer- und Sozialversicherungsrechts stehen. Entscheidend ist nicht nur, dass die Prämie gewährt wird, sondern auch, wie sie gestaltet und ausgezahlt wird. Unterschiede kann es etwa geben, wenn die Zahlung regelmäßig oder nur einmalig erfolgt.
Gesetzliche Vorgaben und arbeitsrechtliche Rahmenbedingungen Die Regeln rund um eine Gesundheitsprämie sollten für alle Mitarbeitenden transparent und nachvollziehbar sein. Arbeitgeber müssen dabei prüfen, ob die Prämie steuer- oder sozialversicherungspflichtig ist. Besonders bei wiederkehrenden Zahlungen gelten oft zusätzliche Vorgaben, beispielsweise in Bezug auf Lohnabrechnung und Dokumentationspflichten. Eine klare, schriftliche Festlegung vermeidet spätere Unklarheiten.
Tarifverträge und Betriebsvereinbarungen In tarifgebundenen Unternehmen oder Betrieben mit Betriebsrat werden Gesundheitsprämien häufig verbindlich in Tarifverträgen oder Betriebsvereinbarungen geregelt. Dort sind Höhe, Anspruchsvoraussetzungen und Auszahlungsmodalitäten genau festgelegt. Diese verbindlichen Regelungen sorgen sowohl für Rechtssicherheit als auch für Planungssicherheit bei Arbeitgebern und Arbeitnehmern.
Steuerliche Behandlung und Abgaben
Wann ist eine Gesundheitsprämie steuerfrei?
Ob eine Gesundheitsprämie steuerfrei bleibt, hängt von ihrer Art und dem Anlass ab. Prämien für Maßnahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung sind bis zu bestimmten Höchstbeträgen steuer- und abgabenfrei, sofern sie den gesetzlichen Vorgaben entsprechen.
Sozialversicherungspflicht – ja oder nein?
Wird die Prämie als zusätzliches Arbeitsentgelt gezahlt, kann sie sozialversicherungspflichtig sein. Handelt es sich jedoch um zweckgebundene Leistungen zur Gesundheitsförderung, entfällt diese Pflicht oft.
Beispiele für steuerlich begünstigte Prämien
Dazu zählen etwa Zuschüsse für zertifizierte Präventionskurse, Beiträge zu Fitnessprogrammen oder Prämien für die Teilnahme an Vorsorgeuntersuchungen – solange die gesetzlichen Voraussetzungen eingehalten werden.
Wie hoch kann oder darf eine Gesundheitsprämie sein?
Übliche Beträge in Unternehmen In der Praxis bewegen sich Gesundheitsprämien häufig im Bereich von 100 bis 500 Euro pro Jahr. Die genaue Höhe hängt von Faktoren wie Unternehmensgröße, Budget und Zielsetzung des Programms ab. Während einige Arbeitgeber auf kleinere, aber regelmäßig ausgezahlte Beträge setzen, um eine konstante Motivation zu schaffen, bevorzugen andere eine einmalige, höhere Zahlung, die als starker Anreiz wirken soll.
Grenzen laut Gesetz Für steuer- und abgabenfreie Leistungen zur Gesundheitsförderung gilt in Deutschland ein festgelegter Freibetrag pro Jahr und pro Mitarbeiter:in. Solange dieser nicht überschritten wird, bleibt die Prämie für den Empfänger steuer- und sozialabgabenfrei. Wird der Betrag überschritten, greifen die üblichen Regelungen zur Lohnsteuer sowie zur Sozialversicherung, was die Auszahlung für beide Seiten teurer machen kann.
Praxisbeispiele aus verschiedenen Branchen Die Höhe von Gesundheitsprämien variiert stark je nach Branche. Im Gesundheitswesen oder im öffentlichen Dienst liegen die Prämien häufig im unteren Bereich des Spektrums, um vor allem Anerkennung zu zeigen. In der Industrie oder in der IT-Branche hingegen sind deutlich höhere Prämien üblich, oft mit dem Ziel, Fachkräfte langfristig zu binden. Zusätzlich bieten viele Versicherungen – auch private – Bonusprogramme an, die sich flexibel an der individuellen Teilnahme an Vorsorgeuntersuchungen, Fitnessangeboten oder Präventionsmaßnahmen orientieren.
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Für wen lohnt sich eine Gesundheitsprämie wirklich?
Vorteile auf einen Blick
Gesundheitsprämien fördern aktives Gesundheitsverhalten, steigern die Motivation und können Fehlzeiten senken. Sie sind zudem ein wirksames Instrument, um Wertschätzung zu zeigen und die Bindung zwischen Arbeitgeber, Arbeitnehmer und – im Versicherungsbereich – zwischen Kund:innen und Anbieter zu stärken.
Wann sich die Einführung lohnt
Für Unternehmen ist eine Gesundheitsprämie besonders sinnvoll, wenn sie Teil eines ganzheitlichen Gesundheitsmanagements ist. Für Versicherte kann sich die Teilnahme lohnen, wenn Bonusprogramme unkompliziert zugänglich sind und konkrete finanzielle oder gesundheitliche Vorteile bringen.
Ausblick auf künftige Entwicklungen
Mit dem wachsenden Fokus auf Prävention und Eigenverantwortung werden Gesundheitsprämien voraussichtlich noch flexibler und digitaler. Vor allem private Krankenversicherungen könnten künftig verstärkt auf personalisierte Bonusmodelle setzen, die individuelle Lebensstile berücksichtigen.
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Die Gesundheitsprämie oder Kopfpauschale ist ein Konzept, das die Finanzierung der Krankenkassen reformieren soll. Es sieht vor, dass jede Krankenkasse eine pauschale und einkommensunabhängige Prämie für erwachsene Versicherte und Kinder festlegt und die Arbeitgeber entlastet werden.
Die CDU hat das Konzept der Gesundheitsprämie 2004 vorgestellt. Bis heute hat es sich jedoch nicht durchgesetzt. Ähnliche Modelle gibt es in der Schweiz und den Niederlanden.
Während Arbeitgeber finanziell damit entlastet werden würden, müssten die Arbeitnehmer mit unterschiedlich hohen Einkommen die gleichen Beiträge zahlen. Der Sozialausgleich wäre von der GKV entkoppelt.
Nein. Zwar nutzen manche Arbeitgeber die Prämie als Anreiz für geringe Fehlzeiten, häufig wird sie aber auch für gesundheitsförderndes Verhalten, die Teilnahme an Vorsorgeprogrammen oder Präventionsmaßnahmen vergeben.
Ja, das ist möglich – vor allem, wenn die Anspruchsvoraussetzungen nicht erfüllt werden oder sich die vertraglichen Regelungen ändern. Bei wiederkehrenden Prämien ist eine klare vertragliche Grundlage wichtig.
Ja. Öffentliche Arbeitgeber orientieren sich meist an tariflichen Vorgaben, während private Unternehmen größere Spielräume bei Höhe, Bedingungen und Ausgestaltung der Prämie haben.
HIER SCHREIBTHeribert
Sales Coach & PKV-Experte Heribert blickt auf über 30 Jahre Versicherungserfahrung zurück. Seit über 20 Jahren arbeitet er als Spezialist im PKV-Bereich und berät Kunden und Kundinnen, um die optimale Krankenversicherung zu finden.