Schleimbeutelentzündung: Ursachen und Behandlung

Eine Schleimbeutelentzündung kann so richtig unangenehm sein. Das weiß jeder, der schon mal eine sogenannte Bursitis hatte. Hier erfährst du alles über Symptome, Ursachen und Behandlungsmethoden.

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Medizinisch geprüft von Orthopäde Dr. Markus Wurster

Das Wichtigste in Kürze

Wer schon mal eine Schleimbeutelentzündung hatte, weiß wie unangenehm eine sogenannte Bursitis sein kann. Aber erst einmal der Reihe nach. Was sind eigentlich Schleimbeutel? Und wie können sie sich entzünden? Schleimbeutel (Lat. Bursa = Beutel) sind mit Flüssigkeit gefüllte Gewebebeutel. Ihre Funktion besteht darin, Bänder, Gelenke, Muskeln und Sehnen abzupolstern und so vor bewegungsbedingter Reibung und Druck zu schützen. Im menschlichen Körper befinden sich mehr als hundert Schleimbeutel, meist in der Nähe von Gelenken. Sie sitzen aber auch dort, wo Bänder, Haut, Muskeln und Sehnen direkt über einem Knochenvorsprung liegen.

Symptome einer Schleimbeutelentzündung

Schleimbeutelentzündungen treten besonders häufig an exponierten Körperpartien wie den Ellenbogen, Füßen, Knien, im Schulterbereich oder an der Hüfte auf. Bei einer Schleimbeutelentzündung kommt es zu einem sogenannten Erguss. Das heißt: Im Inneren des normalerweise eher flachen Beutels sammelt sich deutlich mehr Flüssigkeit und dadurch entsteht eine Schwellung. Entzündete Schleimbeutel, die sich dicht unter der Haut befinden, lassen sich besonders gut erkennen und -tasten.

Je mehr Flüssigkeit sich im Schleimbeutel angesammelt hat, umso stärker können die Schwellung und somit auch die Schmerzen sein – sowohl im Ruhezustand, aber auch besonders bei Bewegung und Druck von außen. Zudem kann der geschwollene Bereich sich röten und warm anfühlen. Auch Fieber kann ein mögliches Symptom einer bakteriell bedingten Schleimbeutelentzündung sein.

Bei guter Schonung heilt eine Bursitis meist innerhalb von zwei bis drei Wochen wieder ab. In manchen Fällen kann die Regeneration aber auch Monate dauern oder die Entzündung zum Dauerproblem werden. Zum Beispiel, wenn die verursachenden Bewegungen weiterhin ausgeübt werden.

Dr. Wurster: „Schleimbeutelentzündungen treten häufig auf und können vielfältige Ursachen haben. Das Arzt-Patient-Gespräch und eine genaue körperliche Untersuchung sind in der Diagnosefindung oft schon wegweisend.“

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Schleimbeutelentzündung: Ursachen und Behandlung

Welche Ursachen kann eine Schleimbeutelentzündung haben?

Eine akute Schleimbeutelentzündung kann durch einen heftigen Stoß oder durch übermäßigen Druck oder Reibung an dieser Stelle verursacht werden. Daher können bestimmte Berufe ein erhöhtes Risiko für Schleimbeutelentzündungen mit sich bringen. Hierzu zählen Berufe, bei denen die Arbeit häufig kniend auf hartem Untergrund ausgeübt wird. Aber auch langes Arbeiten am Schreibtisch sowie bestimmte Sportarten können Ursache für eine Entzündung des Schleimbeutels sein.

Eine weitere Ursache kann das Eindringen von Bakterien in den Schleimbeutel sein. Das kann zum Beispiel bei einer Verletzung durch einen Sturz passieren. Wie genau die Bakterien in den Schleimbeutel gelangen, lässt sich nachträglich allerdings meist nicht feststellen.

Darüber hinaus können altersbedingter Verschleiß oder chronische Erkrankungen wie Diabetes, Gicht oder Rheuma mögliche Ursachen für eine Bursitis sein.

Bei der Diagnose ist es wichtig herauszufinden, ob die Entzündung durch eine bakterielle Infektion ausgelöst wurde oder nicht. Hierfür wird mithilfe einer Hohlnadel (Kanüle) Flüssigkeit aus dem Schleimbeutel entnommen und im Labor untersucht. Ein Bluttest kann weitere Hinweise darauf geben, ob eine mögliche Infektion oder andere Erkrankungen zu der Entzündung geführt haben.

Mithilfe bildgebender Verfahren wie Röntgen oder Ultraschall lassen sich weitere Ursachen wie beispielsweise eine Knochen- oder Gelenkverletzung ausschließen und darüber hinaus prüfen, ob die Schleimbeutelentzündung bereits benachbartes Gewebe angegriffen hat.

Dr. Wurster: „Eine Schleimbeutelentzündung ist in der Regel derart unangenehm, dass sie selten länger toleriert und beizeiten der Arzt aufgesucht wird. Dabei ist es für uns Behandler zunächst wichtig, die „gefährlichen Bursitiden“ von den „ungefährlichen“ zu unterscheiden. Bakterielle Schleimbeutelentzündungen können sich rasch bedrohlich entwickeln und gehören damit umgehend therapiert.“

Wie kann man eine Schleimbeutelentzündung behandeln?

Das A und O bei der Behandlung einer Schleimbeutelentzündung ist die Ruhigstellung des entsprechenden Bereichs. Zudem können regelmäßiges Kühlen und entzündungshemmende Medikamente bei der Linderung helfen.

Je mehr Flüssigkeit sich im Schleimbeutel ansammelt, umso stärker die Schwellung und somit auch die Schmerzen. Mithilfe einer sogenannten Ergusspunktion kann die Ärztin oder der Arzt überschüssige Flüssigkeit aus dem Schleimbeutel entfernen. Allerdings ist diese Behandlungsmethode meist keine dauerhafte Lösung. Der Grund: Die Flüssigkeit bildet sich schnell wieder nach und jede Punktion birgt das Risiko, dass Bakterien in den Schleimbeutel gelangen.

Um zu verhindern, dass der Schleimbeutel sich erneut entzündet, sollte man auch nach dem Abklingen auf übermäßige Belastung verzichten und bei bestimmten Tätigkeiten polsternde Hilfsmittel wie Ellenbogen- oder Knieschoner verwenden. Empfehlenswert sind außerdem physiotherapeutische Maßnahmen, um das betroffene Gelenk wieder beweglich zu machen.

Tragen die oben genannten Maßnahmen nicht zur Besserung bei und kommt es in der Folge immer wieder zu Entzündungen des Schleimbeutels, kann die behandelnde Ärztin oder der Arzt auch Kortison in den Schleimbeutel spritzen. Einige Experten empfehlen bei einer Bursitis eine Stoßwellentherapie. Hierbei wird die Entzündung mit Druckwellen behandelt. Dadurch sollen die Schmerzen gelindert und eventuell vorhandene Kalkablagerungen beseitigt werden.

Im Fall einer durch Bakterien verursachten Schleimbeutelentzündung oder sehr lang anhaltenden Entzündungen kann auch zu einer operativen Entfernung des Schleimbeutels geraten werden. Im ersten Fall empfiehlt sich allerdings zunächst eine Behandlung mit Antibiotika, die häufig auch schon ausreicht. Sind chronische Erkrankungen wie Gicht oder Rheuma die Ursache, empfiehlt sich eine gezielte Behandlung der jeweiligen Grunderkrankung.

Welche Behandlungsmethode die richtige ist, entscheidet die behandelnde Ärztin oder der behandelnde Arzt individuell nach einer Anamnese und einer ausgiebigen körperlichen Untersuchung. Darüber hinaus können Physio- oder Ergotherapeutinnen weitere Tipps und Übungsempfehlungen für den Alltag geben, auch um weitere Schleimbeutelentzündungen zu vermeiden.

Eine verschleppte bakterielle Schleimbeutelentzündung kann schwerwiegende Folgen haben: Die Entzündung kann auf tiefer liegende Gewebsschichten und in sehr schweren Fällen auf den ganzen Körper übergreifen.

Dr. Wurster: „Die Behandlung eines Schleimbeutels hängt im Wesentlichen von der auslösenden Ursache ab. Manchmal ist eine Ruhigstellung mit begleitender, antientzündlicher Therapie schon ausreichend. Andernfalls kann auch ein operatives Vorgehen vonnöten sein, um das Problem dauerhaft in den Griff zu bekommen. Der genaue Therapieansatz, muss wie so oft im Einzelfall beurteilt werden.“

Dr. Markus Wurster
HIER SCHREIBT Dr. Markus Wurster

Dr. Markus Wurster ist Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie und arbeitete an mehreren renommierten Kliniken in München und Umgebung. Nach 20 Jahren chirurgischer Tätigkeit, zuletzt in leitender Funktion, ist er mittlerweile in eigener Praxis in München niedergelassen. Als Notarzt begleitete er mehrjährig die Schwalbe Tour Transalp im Rescue Team und betreute 2014 die BR Aktivkreuzfahrt. Zudem sammelte er umfangreiche sportmedizinische Kenntnisse durch seine Mitarbeit in der Schönklinik München (Olympiastützpunkt und FIFA Medical Center).

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