Windpocken-Impfung: die schlafenden Viren

Windpocken sind hoch ansteckend, ihr Virus bleibt ein Leben lang in unserem Körper. Doch der Trend zeigt zum Glück einen Rückgang der Erkrankung. Woran das liegt und was du zu diesem Trend beitragen kannst.

Du erinnerst dich sicher noch an die paar Tage aus deiner Kindheit, in denen das Jucken und Kratzen nicht mehr aufhören wollte. Vielleicht hast du sogar noch ein kleines Mal am Körper, das dich die Windpocken nie vergessen lässt. Am liebsten hättest du dich in einen dicken Schneeanzug eingewickelt und Topfhandschuhe getragen – alles, damit du das Kratzen unterbinden kannst. Heute sieht das dank der Windpockenimpfung ganz anders aus.

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Warum sind Windpocken so ansteckend?

Weltweit kommen sie vor: Windpocken, verursacht durch die Varizella-Zoster-Viren. Du kennst wahrscheinlich kaum einen Freund, der sie nicht zusammen mit Fieber und juckendem Hautausschlag durchgemacht hat. Was viele nicht wissen – auch wenn die Krankheit überstanden ist, verbleiben die Viren im Körper und schlummern dort vor sich hin.

Doch wie werden Windpocken eigentlich übertragen? Hier ist der Name Programm! Denn auch über große Abstände können sie über die Luft und quasi durch den „Wind“ verteilt werden. Wenn Erkrankte husten, niesen oder sprechen, werden nämlich winzige Speicheltröpfchen in der Luft verbreitet, denen du dann ausgesetzt bist und die du folglich einatmen kannst. Das Ganze nennt sich Tröpfcheninfektion. Verunreinigte Gegenstände wie Türgriffe oder Wasserhähne können ebenfalls mit Erregern behaftet sein und zu einer Windpocken-Ansteckung führen.

Eine Windpocken-Ansteckung über Dritte gibt es allerdings nicht. In der Regel treten Windpocken zwischen dem zweiten und zehnten Lebensjahr auf, doch auch Jugendliche und Erwachsene können sich anstecken. Hier verläuft die Erkrankung meistens schwerer. Wir haben auch gute Nachrichten für dich: Wer die Erkrankung überstanden hat, ist lebenslang immun.

So ist der Ablauf der Erkrankung und diese Windpocken-Symptome gibt es:

  • Inkubationszeit Windpocken: acht Tage bis vier Wochen nach Ansteckung brechen die Windpocken aus
  • Ein bis zwei Tage, bevor der Hautausschlag zu sehen ist, ist man schon ansteckend
  • Beendet ist die Ansteckungsgefahr, wenn alle Bläschen verkrustet sind
  • Ein bis zwei Tage leichtes Krankheitsgefühl und Fieber
  • Der typische Hautausschlag: stark juckende Papeln breiten sich über den ganzen Körper aus, flüssigkeitsgefüllte Bläschen
  • Die Bläschen trocknen zu Krusten aus und heilen nach drei bis fünf Tagen ab
  • Mögliche Komplikationen: Bakterielle Infektionen der Haut durch starkes Aufkratzen, Lungenentzündung, Gleichgewichtsstörungen und Reizung der Hirnhäute

Windpocken sind besonders für Kinder und Schwangere gefährlich. Aber warum eigentlich?

Viele werdende Mütter haben Angst vor Windpocken. Eine Übertragung über die Blutbahn während der ersten sechs Monate der Schwangerschaft ist zwar selten möglich, für das Baby besteht allerdings das Risiko einer Fehlbildung. Besonders dramatisch wird es, wenn die Schwangere kurz vor oder nach der Geburt an Windpocken erkrankt. Denn dann besteht eine hohe Ansteckungsgefahr und das Risiko eines lebensbedrohlichen Verlaufs der Erkrankung für das Neugeborene. 30 % der Kinder, die auf diese Weise mit Windpocken in Berührung kommen, sterben.

So kannst du dich und andere schützen: mit einer Windpocken-Impfung

Windpocken sind viel seltener geworden! Und das liegt allein daran, dass es für Kinder mittlerweile eine Impfung gegen Windpocken gibt. Seit 2013 ist die Erkrankung außerdem meldepflichtig. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt seit 2004 die Impfung gegen Windpocken für alle Kinder in zwei Schritten: die erste Windpocken-Impfung erfolgt im Alter von 11 bis 14 Monaten und die zweite von 15 bis 23 Monaten. Das lässt sich gemeinsam mit der MMR-Impfung gegen Masern, Mumps und Röteln durchführen.

Wer außerdem noch eine Impfung gegen Windpocken durchführen lassen sollte:

In seltenen Einzelfällen sind Windpocken trotz Impfung möglich, der Verlauf ist dann aber milder.

Übrigens: Wenn du Kontakt zu Erkrankten hattest und nicht geschützt bist, kannst du dich kurz nach der Windpocken Ansteckung noch impfen lassen. So lässt sich ein Ausbruch der Krankheit auch dann vermeiden, wenn du die Impfung versäumt hast oder noch keine Windpocken hattest. Das nennt sich dann Riegelungs-Impfung.

Was haben Windpocken mit Gürtelrose zu tun?

Kinder haben Windpocken und ältere Menschen Gürtelrose, das ist bekannt. Doch wusstest du, dass diese beiden Krankheiten zusammengehören? Und das auch noch mehr als dir lieb ist? Wir hatten oben ja schon erwähnt, dass die Varizella-Zoster-Viren ein Leben lang in uns schlummern ... Klingt irgendwie gruselig, denn wer schläft, wacht auch irgendwann auf. Richtig! Das Virus, das für die Kinderkrankheit Windpocken verantwortlich ist, kann reaktiviert werden und wird dann zum Krankheitsbild Gürtelrose. Bedeutet so viel wie: Zwei zum Preis von einem. Nur wer die Windpocken hatte, kann auch eine Gürtelrose bekommen.

Was viele außerdem nicht wissen: die Gürtelrose ist eine Form von Herpes und nennt sich genau genommen Herpes zoster. Gehäuft tritt die Gürtelrose bei Menschen über 50 auf. Aber ist Gürtelrose denn genauso ansteckend? Nein, weil hier nur die virushaltige Bläschenflüssigkeit infektiös ist und keine Tröpfcheninfektion stattfindet. Man müsste also erst mit dem Blaseninhalt in Kontakt kommen. Und selbst wenn dir das passiert, kannst du beruhigt sein: Wenn du die Windpocken durchgemacht hast, kannst du dich nicht mehr „anstecken“.

So schlägt das Virus zweimal zu

Die Windpocken-Viren nisten sich in den Hirnnerven und Nervenwurzeln des Rückenmarks ein und ruhen im Körper. Wenn sie wieder wach werden, wandern sie über die Nervenbahnen an die Hautoberfläche. Es bilden sich schmerzhafte Bläschen – die Gürtelrose. Das passiert insbesondere dann, wenn das Immunsystem geschwächt ist. Also bei Stress, bestimmten Erkrankungen und im hohen Alter.

Mittlerweile hast du aber sogar die Möglichkeit, dich nicht nur gegen Windpocken, sondern auch Gürtelrose impfen zu lassen. Die Impfung wird ab dem 60. Lebensjahr empfohlen und soll einen erneuten Ausbruch des Varizella-Zoster-Virus verhindern.

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Vor der allgemeinen Impfempfehlung waren in Deutschland durchschnittlich ca. 750.000 Erkrankungen pro Jahr zu erwarten. Bei über 95 % aller Erwachsenen waren Antikörper gegen das Varizella-Zoster-Virus nachweisbar. Nach Einführung der allgemeinen Impfempfehlung im Jahr 2004 wurde bereits in den ersten acht Jahren ein Rückgang der Erkrankungshäufigkeit um insgesamt etwa 85 % beobachtet.

Hilf mit, dass sich dieser Trend fortsetzt!

Marie-Theres Rüttiger
HIER SCHREIBT Marie-Theres Rüttiger

Marie-Theres ist Online Redakteurin für Gesundheits- und Versicherungsthemen bei ottonova. Sie konzipiert den Redaktionsplan, recherchiert und schreibt vor allem über (E-)Health und Innovation, die das Leben besser machen. 

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