Impfung noch frisch? Keuchhusten kann jeden treffen
Keuchhusten (Pertussis) ist eine hochansteckende Atemwegserkrankung, die in Deutschland wieder vermehrt auftritt. Bis Ende Juli 2024 wurden bundesweit bereits mehr als 12.000 Fälle registriert, sechsmal so viele wie im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Besonders gefährdet sind Säuglinge, bei denen die Krankheit lebensbedrohlich verlaufen kann. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt daher eine Keuchhusten-Impfung für alle Altersgruppen: Säuglinge sollten die Grundimmunisierung im Alter von 2, 4 und 11 Monaten erhalten, Auffrischimpfungen sind für Kinder zwischen 5 und 6 Jahren sowie zwischen 9 und 16 Jahren vorgesehen. Erwachsene sollten die nächste fällige Tetanus-Diphtherie-Impfung nutzen, um sich einmalig gegen Keuchhusten impfen zu lassen. Eine Impfung während der Schwangerschaft kann Neugeborene in den ersten Lebenswochen schützen, bevor sie selbst geimpft werden können.
Aktualisiert am 6. Juni 2025
Inhaltsverzeichnis
Das Wichtigste in Kürze:
Empfehlung der STIKO: Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die Keuchhusten-Impfung für Säuglinge im Alter von 2, 3, 4 und 11 bis 14 Monaten, mit Auffrischungen im Alter von 5 bis 6 Jahren sowie 9 bis 17 Jahren. Erwachsene sollten die Impfung alle 10 Jahre auffrischen lassen.
Symptome und Verlauf: Keuchhusten verläuft in drei Stadien: Zunächst erkältungsähnliche Symptome, gefolgt von wochenlangen krampfartigen Hustenanfällen, die bis zu 50 Mal am Tag auftreten können, und schließlich einer mehrwöchigen Erholungsphase.
Gefährdung von Neugeborenen: Neugeborene sind besonders gefährdet, da sie keinen Nestschutz besitzen. Bei Verdacht auf Keuchhusten müssen mehr als die Hälfte der betroffenen Säuglinge ins Krankenhaus; die Erkrankung kann für sie lebensbedrohlich sein.
Was ist Keuchhusten eigentlich?
Von Keuchhusten (Pertussis) hat jeder schon einmal gehört, nur wenige haben ihn jedoch durchgemacht. Und obwohl die Impfquoten bei jüngeren Kindern bei circa 95 % liegen, lässt sich immer mal wieder ein Anstieg der Erkrankung verzeichnen. Meistens sind dabei aber nicht die Kleinen betroffen, sondern eher Erwachsene und Jugendliche. Bevor du jetzt in Panik verfällst, erklären wir zunächst, wie Keuchhusten eigentlich entsteht.
Keuchhusten wird durch Bakterien ausgelöst, ist hochgradig ansteckend und eine der häufigsten Infektionskrankheiten der Atemwege weltweit. Der Erreger bildet Giftstoffe, die die Schleimhäute der Luftwege angreifen. Übertragen werden die Keuchhusten-Erreger durch Tröpfcheninfektion von Mensch zu Mensch. Die Bakterien, die du über Husten, Niesen und Sprechen ausschleuderst, können sich bis zu einem Meter in der Luft verbreiten und andere anstecken.
Wusstest du, dass du den Erreger auch dann weiterverbreiten kannst, wenn du geimpft und gesund bist? Zwar erkrankst du selbst nicht, wenn du von den Bakterien besiedelt wirst, gibst sie dafür aber unwissend an andere weiter.
Daten und Fakten
Erst 2013 wurde eine bundesweite Meldepflicht für Pertussis eingeführt, sodass Langzeit-Beobachtungen zur Krankheitslast in Deutschland erst in einigen Jahren zuverlässig vorliegen werden.
2006 bis 2008 wurde in den östlichen Bundesländern jedoch eine Erkrankungswelle beobachtet (hier gab es schon vorher eine Meldepflicht).
Nach einem anschließenden Rückgang stieg die Zahl der Erkrankungen von 2011 bis 2012 erneut an.
Alle Standardimpfungen im Überblick
Lade die jetzt unseren Impfkalender herunter und überprüfe wann und ob du deine Standardimpfungen auffrischen lassen solltest.
Fast geschafft!
Überprüfe jetzt dein E-Mail-Postfach und bestätige noch deine E-Mail-Adresse, um dein kostenloses PDF zu erhalten!
Das Interessante dabei: es machte sich eine Altersverschiebung bemerkbar. Waren es zuvor vor allem die 5- bis 14-jährigen Kinder, die erkrankten, waren es später die 10- bis 19-Jährigen. Dies liegt unter anderem an der eingeführten Auffrischimpfung im Vorschulalter, die Impfquoten im Jugendalter hingegen waren in den letzten Jahren weiterhin unzureichend. Genauso wie die Quoten der Erwachsenen – auch hier wird die Empfehlung zur Auffrischimpfung nicht genügend umgesetzt.
Keuchhusten-Symptome: So verläuft die Erkrankung
Die ersten Anzeichen treten sieben bis zehn Tage nach Ansteckung auf. Deine Mitmenschen kannst du jedoch schon vor dem Erscheinen von Keuchhusten-Symptomen anstecken. Es gibt in der Regel drei Stadien:
Erkältungsstadium: dauert ein bis zwei Wochen, unspezifische Beschwerden, Husten und Schwächegefühl, Schnupfen, Halsschmerzen
Hustenanfall-Stadium: dauert vier bis sechs Wochen, krampfartige Hustenanfälle, keuchende oder pfeifende Geräusche, Appetit- und Schlaflosigkeit. Ein Hustenanfall dauert minutenlang an und kann sich bis zu 50 Mal am Tag wiederholen. Viele Patienten würgen dabei zähen Schleim hoch und müssen anschließend erbrechen.
Erholungsstadium: dauert sechs bis zehn Wochen, Hustenanfälle werden schwächer, kalte Luft, Zigaretten und Anstrengung lösen Reizhusten aus
Um die Dauer und Heftigkeit der Hustenattacken zu beeinflussen und die Ansteckungsgefahr zu verkürzen, eignet sich die Therapie mit Antibiotika. Diese muss allerdings möglichst früh erfolgen: vor Beginn des Hustens oder in den ersten ein bis zwei Wochen der Erkrankung. Die Hustenanfälle dauern übrigens so lange an, bis sich die Flimmerhärchen der Bronchien erholt haben und das Gift des Erregers abgebaut ist.
Ist Keuchhusten bei Erwachsenen genauso gefährlich wie bei Kindern?
Neugeborene sind dabei besonders gefährdet: Besteht Verdacht auf Keuchhusten, muss mehr als die Hälfte von ihnen ins Krankenhaus – für die Kleinen kann Keuchhusten lebensbedrohlich sein. Sie haben keinen Nestschutz, so bezeichnet man die Immunität von Neugeborenen gegen Infektionskrankheiten, die durch mütterliche Antikörper vermittelt wird (durch die Plazenta oder Muttermilch). Direkt am Tag der Geburt können sich Babys bereits mit Keuchhusten anstecken, ein Schutz besteht erst nach der Grundimmunisierung durch die Impfung.
Aber wie sieht es bei Erwachsenen aus? Da bei ihnen das für Kinder typische „Japsen nach Luft“ (Keuchhusten-Symptome) meistens fehlt, halten viele die erkältungsähnlichen Veränderungen für einen „normalen“ Husten. Kein Grund also, zum Arzt zu gehen. Dies kann ernsthafte Folgen haben, da sich die Bakterien im Körper ausbreiten und Komplikationen wie Lungenentzündung, Krampfanfälle oder Gehirnschäden verursachen können. Das heftige Husten kann im Extremfall sogar zu Rippen- oder Leistenbrüchen, sowie zu Blutungen in der Augenbindehaut führen.
Impfung gegen Keuchhusten: Ein wichtiger Schutz
Der Impfschutz gegen Keuchhusten (Pertussis) ist ein zentraler Baustein der Gesundheitsvorsorge für alle Altersgruppen. Zwar ist auch bei geimpften Personen oder einer überstandenen Keuchhusten-Erkrankung eine erneute Ansteckung mit dem Erreger möglich, dennoch verläuft die Krankheit bei geimpften Personen in der Regel deutlich milder. Daher empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) des Robert Koch-Instituts die Keuchhustenimpfung für alle Altersgruppen.
Hier sind die wichtigsten Empfehlungen und Fakten im Überblick:
Grundimmunisierung im Säuglingsalter:
Die erste Dosis wird ab dem vollendeten 2. Lebensmonat (ab der neunten Woche) verabreicht.
Die zweite Dosis folgt nach dem 4. Lebensmonat.
Die dritte Dosis wird im 11. Lebensmonat gegeben.
Die Grundimmunisierung kann bei Versäumnis auch im Erwachsenenalter nachgeholt werden.
Auffrischungsimpfungen für Kinder und Jugendliche:
Eine erste Auffrischung wird im Alter von 5 bis 6 Jahren empfohlen.
Eine weitere Auffrischung sollte im Alter von 9 bis 17 Jahren erfolgen.
Auffrischung für Erwachsene:
Erwachsene sollten ihre Keuchhusten-Impfung alle 10 Jahre auffrischen, idealerweise in Kombination mit den routinemäßigen Diphtherie- und Tetanus-Auffrischungen.
Dies gilt auch, wenn in der Kindheit oder Jugend bereits eine Impfung erfolgte.
Kombinationsimpfstoffe
Die Kombinationsimpfung richtet sich gleichzeitig gegen verschiedene Erreger. Ihr Vorteil: Es sind weniger Injektionen nötig, was gerade bei kleinen Kindern wichtig ist. Nicht verwechselt werden darf der Begriff mit der Simultanimpfung. Diese Impfung immunisiert gleichzeitig aktiv und passiv, kombiniert also Sofortschutz mit langhaltender Wirkung.
Klassische Beispiele sind der 6-fach-Kombinationsimpfstoff gegen Diphtherie, Tetanus, Kinderlähmung, Keuchhusten, Haemophilus influenzae Typ b und Hepatitis B, sowie der Kombinationsimpfstoff MMR (Mumps, Masern, Röteln).
Ohne die Kombinationsimpfstoffe wären für Kinder mehr als 30 Einzelimpfungen notwendig. Heute haben Kombi-Impfungen nicht mehr Nebenwirkungen als Einzelimpfungen und enthalten weniger Bestandteile des Erregers als ältere Präparate.
Wer sollte sich noch impfen lassen?
Weil die Erkrankung für Säuglinge so gefährlich ist, sollten sich enge Kontaktpersonen von Neugeborenen dann impfen lassen, wenn in den letzten zehn Jahren keine Keuchhusten-Impfung erfolgt ist. Im Idealfall passiert das spätestens vier Wochen vor der Geburt. Schutz gegen Keuchhusten ist nicht nur für dich wichtig, sondern auch für dein Umfeld. Vor allem, wenn du oder deine Freunde gerade dabei seid, eine Familie zu gründen. Die STIKO empfiehlt daher folgendes:
Schutz für Schwangere:
Schwangere sollten zu Beginn des 3. Trimesters (ab der 28. Schwangerschaftswoche) geimpft werden.
Bei einem erhöhten Risiko für eine Frühgeburt kann die Impfung bereits ins 2. Trimester vorgezogen werden.
Sollte die Impfung während der Schwangerschaft nicht erfolgt sein, wird sie bevorzugt in den ersten Tagen nach der Geburt empfohlen.
Besondere Empfehlungen für Kontaktpersonen von Neugeborenen:
Enge Haushaltskontaktpersonen (wie Eltern, Geschwister, Freunde) und Betreuungspersonen (z.B. Tagesmütter, Babysitter, Großeltern) eines Neugeborenen sollten alle 10 Jahre eine Dosis des Pertussis-Impfstoffs erhalten.
Dies sollte möglichst spätestens vier Wochen vor dem erwarteten Entbindungstermin geschehen.
Der Impfschutz hält zwischen 3,5 und 12 Jahren an. Auch nach einer durchgemachten Keuchhusten Erkrankung ist eine erneute Ansteckung möglich. Daher sollten Erwachsene an ihre regelmäßige Auffrischung denken und die nächste fällige Diphtherie- und Tetanus-Impfung in Kombination mit einer Impfung gegen Keuchhusten erhalten.
HIER SCHREIBTMarie-Theres Rüttiger
Marie-Theres ist Online Redakteurin für Gesundheits- und Versicherungsthemen bei ottonova. Sie konzipiert den Redaktionsplan, recherchiert und schreibt vor allem über (E-)Health und Innovation, die das Leben besser machen.