Pflanzen im Schlafzimmer: gesund oder schädlich?

Stimmt es, dass Pflanzen nachts Sauerstoff aufnehmen und uns so die Luft zum Atmen klauen? Oder sorgen ihre grünen Blätter neben dem Bett für ein besonders gutes Raumklima? Wir erläutern, welchen gesundheitlichen Effekt Pflanzen im Schlafzimmer haben und geben Tipps für die Auswahl geeigneter Arten.

Inhalt des Ratgebers

Der Mythos, dass uns Pflanzen im Schlafzimmer die Luft wegatmen, hält sich hartnäckig. Tatsächlich nehmen Pflanzen bei Dunkelheit Sauerstoff auf und stoßen Kohlendioxid aus – allerdings in sehr geringem Ausmaß. Manche Arten wie Bogenhanf und Aloe vera geben sogar nachts Sauerstoff an die Raumluft ab. Es spricht also nichts dagegen, dein Schlafzimmer mit Grünpflanzen zu dekorieren, sofern du ein paar Grundregeln beachtest.

Interior-Trend Urban Jungle – auch im Schlafzimmer?

Vergiss Kylie Jenner und Cristiano Ronaldo: Die wahren Stars auf Instagram heißen Monstera, Bogenhanf und Goldfruchtpalme! Sogenannte Plantfluencer setzen ihre grünen Lieblinge gekonnt in Szene und heimsen mit den Fotos ein Like nach dem anderen ein. Sie zeigen uns, dass sich jedes noch so kleine City-Apartment mit den richtigen Topfpflanzen in einen hippen Urban Jungle verwandeln lässt. Es ist wirklich bemerkenswert: Zimmerpflanzen wie Grünlilie und Einblatt haben sich in den letzten Jahren vom muffigen Oma-Accessoire zu einem der wichtigsten Interior-Trends überhaupt gemausert.

Längst haben die grünen Must-haves jeden Raum erobert. Auf zahlreichen stylishen Instagram-Pics wuchern Pilea, Efeutute und Co. nicht nur neben dem Sofa und auf dem Bücherregal, sondern auch direkt neben dem Bett. Doch Moment mal: Hieß es nicht, dass Pflanzen im Schlafzimmer Kopfschmerzen verursachen können? Was gibt es zu beachten, wenn du dein Schlafzimmer mit Pflanzen verschönern willst? Wir verraten dir, ob und wie Pflanzen für ein gutes Raumklima sorgen und welche Pflanzen man lieber nicht im Schlafzimmer haben sollte.

Von Photosynthese und „atmenden“ Pflanzen

Erinnerst du dich noch an den Biologie-Unterricht in der Schule? Damals haben wir gelernt, dass Pflanzen während der Photosynthese Kohlendioxid aufnehmen und Sauerstoff abgeben. Doch das funktioniert nur, wenn eine Lichtquelle vorhanden ist. Keine Sonne, keine Photosynthese. Vielleicht hat dein Biologie-Lehrer damals auch gesagt, dass dieser Gasaustausch bei Dunkelheit genau umgekehrt verläuft. Dann „atmen“ Pflanzen Sauerstoff ein und Kohlendioxid aus. Durch diese Tatsache entstand die Annahme, dass Pflanzen im Schlafzimmer nichts zu suchen hätten. Schließlich würden sie mit uns Menschen um den Sauerstoff konkurrieren und uns buchstäblich die Luft zum Atmen. Ist da wirklich was dran?

Vanessa Hörmann vom Umweltbundesamt in Dessau-Roßlau sagte dazu im Gespräch mit n-tv: „Der Gaswechsel ist bei Zimmerpflanzen sehr gering. Und im Vergleich zu dem, was ein Mensch ausatmet, ist der Effekt völlig vernachlässigbar.“ Das heißt, wenn du nicht gerade im Tropenhaus des Botanischen Gartens schläfst, musst du dir um grüne Sauerstoffdiebe in deinem Schlafzimmer keine Gedanken machen.

Es gibt sogar Pflanzen, die den tagsüber produzierten Sauerstoff speichern können und diesen auch nachts an die Raumluft abgeben. Dazu zählen vor allem Gewächse mit fleischigen Blättern wie: 

Bedeutet das, dass die umgekehrte Hypothese wahr ist: Sorgen Pflanzen für gute Luft im Schlafzimmer?

Pflanzen tun uns einfach gut

Im Jahr 1989 veröffentlichte die US-Raumfahrtbehörde NASA ihre „Clean Air Study“. Damals wurde untersucht, wie Pflanzen im Weltall dazu beitragen können, das Klima auf Raumstationen zu verbessern. Die Forscher fanden heraus, dass Pflanzen nicht nur Sauerstoff an die Raumluft abgeben, sondern auch Schadstoffe wie Formaldehyd und Benzol herausfiltern können. Die NASA hat daraufhin eine Liste mit Pflanzen zusammengesellt, die unter anderem im Schlafzimmer für ein gesundes Raumklima sorgen sollen. Es finden sich darauf viele beliebte Zimmerpflanzen wie die Birkenfeige und der Gummibaum. Sind also Grünpflanzen gar keine Lufträuber, sondern sogar Luftverbesserer? Nicht wirklich. Heute weiß man, dass sich die Rahmenbedingungen der NASA-Untersuchung nicht ohne Weiteres auf unsere Innenräume übertragen lassen. Um einen messbaren Erfolg zu erzielen, ist die Filterleistung von zwei, drei oder vier Pflanzen im Schlafzimmer wohl einfach zu gering.


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Das bedeutet:

Pflanzen im Schlafzimmer sind weder gefährliche Sauerstoffkonkurrenten, noch leistungsfähige Luftreiniger. Doch auch wenn Pflanzen keinen nennenswerten Effekt auf die Luftqualität haben, ihre psychologische Wirkung gilt als wissenschaftlich erwiesen. Zimmerpflanzen schaffen eine natürliche, angenehme Atmosphäre – insbesondere in Großstädten, wo Parks und öffentliche Grünlangen rar gesät sind. Nicht umsonst heißt der Interior-Trend „Urban Jungle“, also Stadtdschungel.

„Zimmerpflanzen beeinflussen unser Wohlbefinden zum einen deshalb positiv, weil sie Orte attraktiver machen“

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Erklärte die Umweltpsychologin Claudia Menzel von der Universität Koblenz-Landau gegenüber dem Wissenschaftsmagazin Spektrum. Der Anblick grüner Blätter lässt den Blutdruck sinken, hilft beim Stressabbau und hat auf uns nahezu meditative Wirkung. Zum anderen sorgen das Gießen, Düngen und vorsichtige Beschneiden der Zimmerpflanzen für Glücksgefühle – denn die Pflege für ein anderes Wesen zu übernehmen, und sei es auch „nur“ eine Pflanze, macht uns einfach happy.


Wie die Farbe Grün auf unsere Psyche wirkt:

Psychiater Dr. Karten Wolf hat es uns erklärt.


Auch in der chinesischen Harmonielehre Feng Shui weiß man um die positive Wirkung von Pflanzen im Schlafzimmer. Allerdings empfehlen Feng-Shui-Experten, sich auf zwei bis drei Pflanzen zu beschränken und Arten mit runden, weichen Blättern zu wählen, damit die Energien gut fließen können.

Pflanzen Schlafzimmer

Pflanzen im Schlafzimmer: Tipps für die Auswahl geeigneter Arten

Pflanzen im Schlafzimmer zu haben, ist zwar nicht prinzipiell ungesund. Trotzdem solltest du bei der Auswahl deiner grünen Mitbewohner ein paar Dinge beachten. Stark duftende Blühpflanzen wie Hyazinthen oder Jasmin können deinen Schlaf negativ beeinflussen und sogar für Kopfschmerzen sorgen, da du ihren Geruch auch nachts unbewusst wahrnimmst. Lavendel hat zwar den Ruf, beruhigend und schlaffördernd zu wirken, doch auch sein Duft kann als störend empfunden werden.

Allergiker aufgepasst:

Allergiker sollten zudem darauf achten, sich keine allergieauslösende Pflanze ins Schlafzimmer zu holen. Als besonders problematisch gelten Birkenfeige, Gummibaum, Christusdorn und Weihnachtsstern: Ihre Allergene befinden sich im Pflanzensaft und können über die Blattoberfläche in die Raumluft gelangen, was zu allergischen Reaktionen führen kann.

Mehr Luftfeuchtigkeit im Schlafzimmer:

Wenn du mithilfe von Topfpflanzen die Luftfeuchtigkeit im Schlafzimmer steigern willst, solltest du auf großblättrige Arten wie Zimmerlinde, Kolbenfaden oder Zimmeraralie setzen. Je nachdem, wie oft du sie gießt, können sie die Luftfeuchtigkeit um circa 5% erhöhen. Die grüne Armada ist ein tolles Mittel gegen trockene Heizungsluft im Winter – was wichtig ist, da gut durchfeuchtete Nasenschleimhäute Erkältungen vorbeugen können.


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Welche Pflanzen brauchen viel Licht?

Bei der Pflanzen-Auswahl spielen natürlich auch die Lichtverhältnisse eine wichtige Rolle.

  1. Geeignete Pflanzen bei wenig Licht im Schlafzimmer sind zum Beispiel Bogenhanf, Efeutute und Einblatt. Diese robusten Indoor-Pflanzen kommen auch mit geringem Lichtangebot gut zurecht.
  2. Wohnst du in lichtdurchfluteten Räumen, kannst du auch im Schlafzimmer Pflanzen platzieren, die viel Licht brauchen – wie zum Beispiel Palmlilie, Aloe vera und Strelitzie.

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Schimmel-Gefahr durch Pflanzen im Schlafzimmer?

Ein echtes Problem bei Pflanzen im Schlafzimmer ist Schimmel. Achte darauf, deine grünen Lieblinge nicht zu übergießen und lüfte dein Schlafzimmer täglich. Denn umherfliegende Schimmelsporen können deine Gesundheit gefährden.

„Unser Immunsystem fährt in der Nacht herunter und ist dann anfälliger. Besonders Allergiker können nachts im Schlaf darunter leiden, wenn sich Schimmelsporen in der Luft befinden. Der gefährliche Schimmelpilz ist auch der Grund, warum zum Beispiel in Krankenhäusern Topfpflanzen verboten sind“, erklärte der Botaniker Stefan Rust gegenüber dem Magazin Wohnglück.

Daher gilt:

Solltest du auf der Blumenerde Schimmelbefall entdecken, musst du die entsprechende Stelle großzügig entfernen und mit Sand oder frischer Erde auffüllen.

Hast du nun Lust bekommen, dein Schlafzimmer in eine grüne Oase zu verwandeln? Im ottonova Magazin findest du noch viel mehr Tipps, um nach einem langen Arbeitstag abzuschalten und deine Schlafqualität zu verbessern. Wir verraten dir zum Beispiel, wie du schneller einschläfst, was du gegen Schlafstörungen tun kannst und welche Schlafpositionen gesund sind.

Natalie Decker
HIER SCHREIBT Natalie Decker

Natalie arbeitet seit 15 Jahren als Redakteurin. Neben Lifestyle-Themen wie Kochen und Reisen gehören Medizin & Gesundheit zu ihren Schwerpunkten. Sie schreibt unter anderem für das Online-Portal gesund-vital.de und den Ratgeber-Verlag Gräfe und Unzer.

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