Herzmuskelentzündung: Risikofaktor Corona-Impfung?

Derzeit wird eine Herzmuskelentzündung als mögliche sehr seltene Nebenwirkung einer Corona-Impfung mit dem Wirkstoff von Biontech/Pfizer diskutiert. Was ist über den Zusammenhang zwischen Corona bzw. der Impfung und einer Herzmuskelentzündung bekannt? Auf welche Symptome solltest du achten?

Inhalt des Ratgebers

Auf einen Blick

Eine Herzmuskelentzündung tritt meist als Folge einer Infektion mit Viren oder Bakterien auf. Auch eine Corona-Infektion kann eine Herzmuskelentzündung verursachen. Zu den Symptomen können Müdigkeit, Herzklopfen und Herzstolpern zählen. Unbehandelt kann eine Herzmuskelentzündung zu Herzschwäche und Herzrhythmusstörungen führen – in seltenen Fällen sogar zum Tod. Vereinzelt wurden Fälle von Herzmuskelentzündung nach einer Corona-Impfung mit dem Wirkstoff von Biontech/ Pfizer beobachtet. Ob hier ein ursächlicher Zusammenhang besteht, ist derzeit allerdings unklar. Bei 95 % der Betroffenen verlief die Herzmuskelentzündung nach der Impfung milde und ohne Komplikationen.

Zusammenhang zwischen Herzmuskelentzündung und Corona?

Endlich! Die Covid-19-Impfkampagne in Deutschland nimmt Fahrt auf und die Corona-Inzidenz sinkt. Doch in die Hoffnung auf ein baldiges Ende der Pandemie mischen sich Bedenken. Immer wieder berichten die Medien über die Spätfolgen nach einer ausgestandenen Corona-Infektion und über die Nebenwirkungen der verschiedenen Impfstoffe. So kann beispielsweise eine Herzmuskelentzündung nach einer Corona-Erkrankung und in seltenen Fällen auch nach einer Corona–Impfung auftreten. Durch welche Anzeichen macht sich diese Erkrankung bemerkbar? Ist eine Herzmuskelentzündung gefährlich und wie sieht die Therapie aus?

Eine Herzmuskelentzündung, auch unter dem medizinischen Fachbegriff Myokarditis bekannt, entwickelt sich oft als Folge einer Viren- oder Bakterien-Infektion. Ärzte sprechen dann von einer infektiösen Myokarditis. So können beispielsweise die Erreger von Grippe, Herpes und Masern eine Herzmuskelentzündung hervorrufen. Auch eine Infektion mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 kann eine Herzmuskelentzündung nach sich ziehen, wie eine Studie der Ohio State University zeigt.

Neben Viren kommen aber auch Bakterien als Auslöser infrage, etwa Streptokokken, Legionellen oder Staphylokokken. Darüber hinaus können bestimmte Pilze, Parasiten und Einzeller eine infektiöse Myokarditis verursachen. Eine nicht-infektiöse Herzmuskelentzündung entsteht ohne vorhergehende Infektion und tritt beispielsweise als unerwünschte Nebenwirkung einiger Medikamente oder als Folge einer Autoimmunerkrankung auf.


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Herzmuskelentzündung erkennen: Das sind die typischen Symptome

Da eine Herzmuskelentzündung oftmals durch Viren oder Bakterien verursacht wird, wirst du wahrscheinlich zunächst die Symptome des entsprechenden Infekts bemerken. Bei einer Grippe können das Husten, Fieber und Gliederschmerzen sein, bei einer Corona-Infektion können Geruchs- und Geschmacksverlust hinzukommen. Stecken Bakterien hinter der Infektion, leidest du möglicherweise an einer Mandelentzündung oder Scharlach, bevor sich die Herzmuskelentzündung entwickelt.

Das passiert bei einer Myokarditis im Körper: Die Herzmuskelzellen und Herzkranzgefäße entzünden sich, wodurch Herzrhythmusstörungen, Herzklopfen, Herzrasen, Brustschmerzen und Atemnot auftreten können. Der Blutdruck ist bei vielen Patienten mit Herzmuskelentzündung eher niedrig. Zudem können anhaltende Müdigkeit und Erschöpfungsgefühle darauf hindeuten, dass sich im Zuge einer Grippe, Erkältung oder Magen-Darm-Infektion eine Myokarditis entwickelt hat.

Das Problem dabei: Die Symptome der Herzmuskelentzündung lassen sich nicht immer von denen der zugrundeliegenden Infektion abgrenzen – deshalb bleibt die Herzmuskelentzündung unter Umständen unerkannt. Wenn du dir nicht sicher bist, ob hinter deinen Beschwerden ein Infekt, deine Psyche oder vielleicht eine Herzmuskelentzündung steckt, kannst du hier einen Selbsttest machen. Dieser dient natürlich nur als erste Einordung und ersetzt keinesfalls den Gang in die Arztpraxis.


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Diagnostik bei Verdacht auf Herzmuskelentzündung

Wenn du dich während oder nach einer Grippe, Erkältung oder einer Corona-Infektion ungewöhnlich schlapp fühlst, solltest du unbedingt einen Arzt aufsuchen. Denn dann besteht das Risiko, dass sich eine Herzmuskelentzündung entwickelt hat. Außerdem solltest du dich nach einer bakteriellen oder viralen Erkrankung immer gut auskurieren und nicht zu früh wieder mit deinem Sportprogramm anfangen. Wer sich nicht ausreichend schont, läuft Gefahr, den Infekt zu verschleppen. Dann können die Erreger auf das Herz übergehen und eine Myokarditis auslösen.

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Wichtig zu wissen:

Nicht immer macht sich die Herzmuskelentzündung durch Krankheitsanzeichen wie Herzrasen oder Herzstolpern bemerkbar. Trotzdem kann eine unbehandelte Myokarditis auch für ansonsten gesunde Menschen gefährlich werden und zu schweren Herzrhythmusstörungen und in seltenen Fällen sogar zum Tod führen.

Wenn du den Verdacht hast, an einer Herzmuskelentzündung zu leiden, solltest du umgehend zum Hausarzt oder Kardiologen gehen. Dieser wird dich zunächst zu deinen Beschwerden befragen und sich nach etwaigen Vorerkrankungen, kürzlich durchgemachten Infekten sowie möglicher Medikamenteneinnahme erkundigen. Danach folgt die körperliche Untersuchung: Der Arzt wird dein Herz mit dem Stethoskop abhören, deinen Puls und Blutdruck messen und wahrscheinlich eine Blutprobe entnehmen. Diese wird dann im Labor auf Entzündungswerte untersucht, welche auf eine Herzmuskelentzündung hindeuten können. Zu den weiteren Untersuchungen können ein Herzultraschall, eine Elektrokardiografie (EKG) und/ oder eine Magnetresonanztomografie (MRT) zählen.


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Behandlung einer Herzmuskelentzündung

Wie die Therapie einer Herzmuskelentzündung aussieht, hängt vom Auslöser und den individuellen Symptomen ab. Ist eine bakterielle Infektion die Ursache, können Antibiotika verschrieben werden. Gegen die meisten Viren gibt es bisher keine wirksamen Medikamente, sodass in diesem Fall nur die Beschwerden behandelt werden können – die Grunderkrankung selbst aber nicht. So können zum Beispiel ACE-Hemmer oder Betablocker verordnet werden, um das geschwächte Herz zu schützen. In schweren Fällen kann eine Herzmuskelentzündung zu einer lebensgefährlichen Herzrhythmusstörung führen, die den Einsatz eines Defibrillators notwendig macht. Ganz wichtig ist, dass du dich schonst, wenn bei dir eine Myokarditis diagnostiziert wurde. Dein Arzt wird dich informieren, ab wann du wieder arbeiten und Sport treiben kannst.

Wie lange dauert eine Herzmuskelentzündung?

Im Schnitt vergehen etwa sechs Wochen, bis die Krankheit überstanden ist. Doch auch danach solltest du es lieber ruhig angehen lassen, um das Risiko für gesundheitliche Probleme wie Herzschwäche zu minimieren. Übrigens: Eine Herzmuskelentzündung kann auch chronisch verlaufen. Das Herz ist dann so stark geschädigt, dass seine Pumpleistung nachlässt. Dann bringen dich selbst kleine Anstrengungen wie ein kurzer Sprint zur U-Bahn außer Puste. Diese Form der Herzinsuffizienz muss meist medikamentös behandelt werden.

Herzmuskelentzündung nach Biontech-Impfung?

Die verschiedenen Impfstoffe gegen das Coronavirus stehen derzeit unter strenger Beobachtung. Einige Menschen machen sich Sorgen wegen möglicher Nebenwirkungen oder lehnen die Impfung grundsätzlich ab. Zuletzt sorgten Meldungen über Herzmuskelentzündungen nach einer Impfung mit dem Wirkstoff von Biontech/ Pfizer für Aufsehen. Tatsächlich wurden in den USA und in Israel sehr selten Fälle von Myokarditis nach der Impfung beobachtet, insbesondere bei jungen Männern. In Israel waren es laut dem israelischen Gesundheitsministerium insgesamt 148 Fälle: 27 davon traten nach der Gabe der ersten Dosis auf, bei 5.401.150 Millionen Geimpften. 121 Fälle wurden nach der zweiten Dosis registriert, bei 5.049.424 geimpften Personen. Zwar haben die Betroffenen in zeitlicher Nähe zur Impfung eine Herzmuskelentzündung entwickelt – ob das Vakzin die Ursache der Myokarditis war, ist aber noch nicht abschließend geklärt.

Gut zu wissen:

95 % der Fälle verliefen mild und heilten komplikationslos ab.

Solltest du aus Angst vor einer Herzmuskelentzündung lieber auf die Impfung verzichten? Prof. Dr. Thomas Mertens, Virologe und Vorsitzender der Ständigen Impfkommission, sagte gegenüber dem SWR: „Bisher ist es so, dass die gemeldeten Fälle nicht die Anzahl der Fälle überschreitet, die normalerweise in der Bevölkerung auftreten würden.“ Er vermutet, dass die Betroffenen womöglich eine unbemerkte Infektion gehabt hätten, die die Myokarditis ausgelöst habe. Zahlreiche Experten, darunter der Kardiologe Prof. Dr. Dirk Westermann vom Universitätskrankenhaus Hamburg Eppendorf, weisen darauf hin, dass das Risiko für eine Covid-19-Infektion und eventuelle Spätfolgen wie Post Covid deutlich höher sei, als eine schwere Nebenwirkung durch die Impfung zu erleiden. Wie oben bereits erwähnt, kann auch eine Corona-Infektion eine Herzmuskelentzündung nach sich ziehen.

Du möchtest dich über die Corona-Pandemie informieren? Im ottonova Magazin findest du viele spannende Artikel zum Thema. Wir erklären dir zum Beispiel, welche Testverfahren es gibt, wie die Impfterminvergabe in den einzelnen Bundesländern geregelt ist und warum du trotz Pandemie Kontrolltermine bei Zahnarzt, Gynäkologe und Co wahrnehmen solltest.

Natalie Decker
HIER SCHREIBT Natalie Decker

Natalie arbeitet seit 15 Jahren als Redakteurin. Neben Lifestyle-Themen wie Kochen und Reisen gehören Medizin & Gesundheit zu ihren Schwerpunkten. Sie schreibt unter anderem für das Online-Portal gesund-vital.de und den Ratgeber-Verlag Gräfe und Unzer.

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