Zukunftsforschung: Prognosen nach Corona

Wie sieht unsere Welt nach Corona aus? Neben der Frage nach der richtigen Strategie im Kampf gegen Covid-19, stellt sich auch die nach der Zukunft. Kann es jemals so werden wie vorher? Was Trendforscher über Post-Corona-Szenarien denken.

Nach jeder Krise kommt eine Zeit, in der es darum geht, wieder den Normalzustand zu erreichen. Doch was bedeutet eigentlich Normalzustand und ist das nach einer Pandemie wirklich möglich?

8 Szenarien für die Zeit nach der Pandemie

Die ScMI – Aktiengesellschaft für Zukunftsgestaltung und Strategische Unternehmensführung – hat genau zu diesen Fragestellungen acht mögliche Zukunftsszenarien ausgearbeitet.

Szenario 1: Die Goldenen Zwanziger

Das erste Szenario steht unter dem Motto „Zurück zur alten Normalität“. Covid-19 wird als kurzzeitiger Schock aufgefasst, dessen Erinnerung langsam verblasst und dessen wirtschaftliche Folgen schnell überwunden werden. Die Menschen holen das nach, was sie verpasst haben: Lebensgefühl, physische Kontakte sowie Freizeit- und Konsumaktivitäten. Die deutsche Wirtschaft hat sich ausgebaut, bleibt aber in Sachen digitale Transformation im Vergleich weit zurück.

Szenario 2: Das Pandemische Jahrzehnt

Auch das Pandemische Jahrzehnt gehört zu einer der Prognosen für die Zukunft. Als neues Leitmotiv wird hier die Resilienz gesehen. Statt zurück zur Normalität heißt es: Covid-19 war nur der Anfang und neue Pandemien werden die Welt verändern. Für andere Krisen wie den Klimawandel bleibt kein Fokus mehr. Die Welt stellt sich zusammen, doch wirtschaftliche Einbrüche sind unabdingbar. Überfüllte Städte verlieren an Attraktivität – das gesellschaftliche Leben findet reduziert und in kleineren Einheiten statt.

Szenario 3: Abschied von Gewohntem

Pandemien sind nicht die einzigen Krisen: Das Klimaproblem führt zu veränderten Prioritäten. Es wird zunehmend regional produziert, globale Warenströme reduzieren sich. Deutschland als ehemaliger Exportweltmeister muss sich neu erfinden, Ansätze in der digitalen Ausrichtung setzen sich durch. Es wird virtuell kommuniziert und es findet eine Rückbesinnung auf nachhaltige Werte statt, die zu bewusstem Konsumverzicht führt.

Szenario 4: Neue Globale Dynamik

Corona hat global zu einem Umdenken geführt und wird als einschneidendes Ereignis wahrgenommen. Die transnationale Politik hat an Durchschlagskraft gewonnen, was zu neuen Rahmenbedingungen führt und wovon Deutschland profitiert. Der Arbeitsmarkt verändert sich: Karriere und beruflicher Erfolg sind verknüpft mit Sinnstiftung und persönlicher Entwicklung. Informationsangebote sind hochwertig; Offenheit, Neugierde und Innovation stehen ganz oben. Krisen und Pandemien sind existent, werden aber nicht mehr als bedrohlich aufgefasst.

Szenario 5: Massive Virtualisierung

Im Rahmen der massiven Virtualisierung kommt es zu einer Sicherheit und neuen Nähe im Netz. Dir wirtschaftlichen Folgen von Corona sind schnell überwunden, digitale Angebote dominieren das Wirtschafts- und Arbeitsleben. Es entsteht ein globales Bewusstsein. Die EU wird zu einem Digital Player, die „Vereinigten Staaten von Europa“ sind keine Utopie mehr. Mehr digitale Transformation bedeutet hier aber auch größere Datenoffenheit. Social Distancing bleibt, der Alltag ist geprägt von Risikovermeidung, nicht jedoch von Hysterie.

Szenario 6: In Corporate Hands

Nach der Entschleunigung kommt eine massive Beschleunigung von Alltag und Wirtschaft. Das Arbeiten ist flexibilisiert. Neue Pandemien können dank neuer Technologien frühzeitig unterdrückt werden. Unternehmen, die langfristig vorrausschauend und global orientiert agieren, prägen die Weltpolitik. Die deutsche Wirtschaft erlebt einen Innovationsschub. Wer in der beschleunigten Digitalwelt nicht mehr mithalten kann, wird ruhiggestellt, was zu sozialer Vereinsamung führt.

Szenario 7: Die Kontinuierliche Krise

Auch wenn die gesundheitlichen Folgen schnell überwunden sind, so kommt es weltweit zu schwerer und langanhaltender Rezession mit einem enormen Anstieg der Arbeitslosigkeit. Die weltwirtschaftliche Dynamik ist gebremst, die EU stagniert. Klima- und Umweltschutz sind keine Priorität mehr. Die Innovationsfähigkeit geht immer weiter zurück, faktenbasierte Medien finden immer weniger Gehör. Es entsteht der Wunsch nach einer „Politik der starken Hand“.

Szenario 8: Zerfall der Ordnung

Covid-19 führt in dieser Prognose zum Kontrollverlust und der Entsolidarisierung. Es kommt zum sprunghaften Anstieg der Arbeitslosigkeit, es entstehen gesellschaftliche Konflikte. Die Weltwirtschaftskrise wird verschärft, es kommt zu mehreren Staatsbankrotten. Vor den Klimafolgen werden von den Verantwortlichen die Augen verschlossen. Die Menschen haben Ungewissheit und Kontrollverlust, sie ziehen sich in ihre privaten Räume zurück. Jeder kämpft um seine Privilegien – die Ellenbogen-Gesellschaft sorgt dafür, dass immer mehr Menschen zurückbleiben.


Die Zukunft ist ungewiss? 

So bietest du Herausforderungen die Stirn


Prognosen der Zukunfts- & Trendforschung

Zukunftsprognosen Corona Change

Was sagt die berühmteste Trendforscherin der Welt, zu der Zeit nach Corona?

Die Niederländerin Lidewij Edelkoort sagt voraus, wie wir in Zukunft einkaufen, kommunizieren und arbeiten werden. In den „Studios Edelkoort“ setzt sie ihre Beobachtungen zusammen und erstellt daraus Muster. Diese Tendenzen verriet sie in einem Interview mit dem amerikanischen Medium „Dezeen“.

“Die jüngsten Fotos aus China zeigten, wie zwei Monate ohne Produktion die Luft klärten und die Menschen wieder atmen ließen. Das zeigt, wie sehr unsere Umwelt durch Verlangsamung und Abschalten profitiert, und bestimmt wird das bald in noch größerem Maßstab sichtbar werden“

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So die Trendforscherin. Laut Edelkoort steht uns ein Jahrhundert des Handwerks bevor. Ihrer Meinung nach werden die lokalen Industrien und Aktivitäten vor Ort wieder stärker in den Vordergrund rücken und Initiativen wie Tauschhandel, Bauernmärkte, Straßenfeste, Open Tables und eine DIY-Attitüde wichtiger werden.

Die Handarbeit soll wieder mehr geschätzt werden. “Das Virus bringt uns dazu, unsere Geschwindigkeit herunterzufahren, keine Flüge mehr zu nehmen, von zu Hause zu arbeiten und uns im Kreise der Familie und engsten Freunden zu beschäftigen; es lehrt uns, genügsamer und achtsamer zu sein. […] Wir sind jetzt gezwungen, all die Systeme, die wir seit unserer Geburt kennen, zu überdenken – und uns zu fragen, wie unsere Welt ohne sie aussehen würde."

Was sagt Zukunftsforscher Matthias Horx?

In einem Gastbeitrag auf „Nordstadtblogger“ spricht Matthias Horx darüber, wie er häufig gefragt wird, wann denn alles wieder zur Normalität zurückkehren würde. Seine Antwort darauf ist klar und lautet: Niemals.

„Es gibt historische Momente, in denen die Zukunft ihre Richtung ändert. Wir nennen sie Bifurkationen. Oder Tiefenkrisen. Diese Zeiten sind jetzt.“ 

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Er spricht in seinem Beitrag über die Übung der RE-Gnose, bei der im Gegensatz zur PRO-Gnose nicht „in die Zukunft“, sondern von der Zukunft aus zurück ins Heute geschaut wird. Der Zukunftsforscher stellt sich dabei eine Welt im Herbst 2020 vor. Re-Gnosen sollen eine Erkenntnis-Schleife bilden, in der wir uns selbst und den inneren Wandel in die Zukunftsrechnung einbeziehen, wodurch eine Brücke zwischen Heute und Morgen entsteht. Nach Matthias Horx soll die kommende Welt Distanz wieder schätzen und Verbundenheit dadurch qualitativer gestalten. Er sieht das Virus als möglichen Evolutionsbeschleuniger.


KI in der Gesundheitsbranche

Was noch Science Fiction und was schon Praxis ist


Vielleicht auch als Digitalisierungsbeschleuniger in der Gesundheitsbranche: Gerade für uns als rein digitale PKV sind die Perspektiven auf die Digitalisierung spannend, für die die Corona-Pandemie ein Brennglas der Beschleunigung sein könnte. Neue Arbeitsformen wurden erprobt und vielleicht sogar verfestigt, da die Flexibilität der Arbeit durch Home-Office beispielsweise steigt. Wenn die Pandemie eines gezeigt hat, dass wir flexibel bleiben müssen, um den Herausforderungen der Zukunft begegnen zu können und immer wieder neue Lösungsansätze zu finden. Digitale Services wie etwa der Arzt-Video-Call sind bei ottonova keine Zukunftsmusik, sondern Gegenwart und begleiten dich sicher durch Zeiten der Pandemie.

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Marie-Theres Rüttiger
HIER SCHREIBT Marie-Theres Rüttiger

Marie-Theres ist Online Redakteurin bei ottonova. Sie konzipiert den Redaktionsplan, recherchiert und schreibt vor allem über E-Health, InsurTech und digitale Innovation, die das Leben besser machen.

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