Ein typischer Tag ist ein ganz schöner Marathon für unser Gehirn, denn es nutzt seine Funktionen ununterbrochen: Während du kochst, eine Geschäftsbesprechung hast oder Auto fährst, werden jedes Mal Millionen von komplexen Berechnungen vollführt. Und all das gelingt nur, weil wir kognitive Fähigkeiten besitzen. Aber was genau ist das eigentlich? Wie verändern sich diese im Laufe unseres Lebens? Und was passiert, wenn eine kognitive Störung vorliegt?
Aktualisiert am 11. April 2025
Inhalt des Ratgebers
Das Wichtigste in Kürze:
Definition kognitiver Fähigkeiten: Kognitive Fähigkeiten umfassen Prozesse wie Wahrnehmung, Aufmerksamkeit, Denken, Gedächtnis und Sprachverständnis, die es uns ermöglichen, Informationen aus der Umwelt aufzunehmen, zu verarbeiten und zu speichern.
Veränderung im Lebensverlauf: Während einige kognitive Funktionen wie das Faktenwissen mit dem Alter zunehmen, können andere, wie die Verarbeitungsgeschwindigkeit, abnehmen.
Einfluss von Lebensstil und Training: Aktivitäten wie regelmäßiges mentales Training, körperliche Bewegung und eine ausgewogene Ernährung können helfen, kognitive Fähigkeiten zu erhalten oder sogar zu verbessern.
Was sind kognitive Fähigkeiten?
Unter kognitiven Prozessen werden alle Vorgänge hinsichtlich der geistigen Wahrnehmung und der Denkprozesse bezeichnet. Die kognitiven Fähigkeiten des Menschen können Signale aus der Umwelt wahrnehmen und verarbeiten – kognitive Prozesse finden also immer und überall statt. In Abgrenzung zur sozialen Intelligenz wird sie auch als kognitive Intelligenz bezeichnet und kann grundsätzlich in fünf verschiedene Unterbereiche gegliedert werden:
Wahrnehmung der Umwelt über unsere Sinne, zum Beispiel Riechen, Schmecken und Hören
Aufmerksamkeit auf spezielle Geschehnisse und Objekte richten
Nachdenken und die Verarbeitung von Informationen im Gehirn
Speicherung von Informationen für späteres Erinnern
Zuweisungen von Bedeutungen über Sprache
Außerdem sind unsere Motorik und Bewegungsabläufe sowie das logische Denken und die Raumvorstellung ein wichtiger Teil unserer kognitiven Fähigkeiten, ohne die wir unseren Alltag wohl kaum meistern könnten. Teil unserer kognitiven Kompetenz ist auch das sogenannte Arbeitsgedächtnis, welches uns ermöglicht, kurzfristig Informationen zu speichern. Die Kapazität ist aber limitiert. Als Präkognition wird die Fähigkeit genannt, ein zukünftiges Ereignis vorherzusagen. Diese Fähigkeit ist nicht wissenschaftlich nachgewiesen. Es ist laut Psychologie eine außersinnliche Wahrnehmung.
Was versteht man unter dem Wort kognitiv?
Der Begriff kognitiv bezeichnet die Funktionen des Menschen, die mit Wahrnehmung, Lernen, Erinnern, Denken und Wissen zusammenhängen. Der Ursprung liegt im lateinischen cognoscere (erkennen, wissen).
Kognitive Fähigkeiten bei Kindern
Da unsere kognitiven Fähigkeiten die Grundlage für menschliches Denken sind, ist der Erwerb solcher ein wichtiger Bestandteil frühkindlicher Entwicklung. Das ist ein vielschichtiger Reifungsprozess, der durch die aktive Auseinandersetzung mit der sozialen und natürlichen Umwelt geschieht. Wichtig ist hierbei vor allem eine Bezugsperson – die Eltern, Großeltern oder ausgebildete Erzieher – die dabei helfen, die kognitiven Fähigkeiten zu stimulieren und einzuordnen. Kleinkinder lernen also intrinsisch, wie sie ihre kognitive Kompetenz verbessern. Wer mit seinem Kind aber kognitive Fähigkeiten trainieren will, sollte vor allem darauf achten, viel mit diesem zu interagieren.
Ein ganz konkretes Beispiel für die automatische Nutzung kognitiver Fähigkeiten:
Du wanderst einen Berg hoch und nimmst deine Umgebung über deine Augen wahr. Ein seltenes Tier kommt in den Fokus deiner Aufmerksamkeit – weil du so ein Lebewesen selten siehst, speicherst du die Information, um deinen Freunden später davon zu erzählen.
Kognitive Fähigkeiten im Alter
Manchmal fällt es schwer, sich an Namen, Termine oder länger zurückliegende Ereignisse zu erinnern – solche Situationen kennt wohl jeder. Das liegt daran, dass sich mit zunehmendem Alter auch unsere geistige Leistungsfähigkeit verändert. Besonders die Konzentrationsfähigkeit lässt im Alter spürbar nach, genauso wie die Geschwindigkeit der Informationsverarbeitung oder das Gedächtnis. Diese Veränderungen gehören zu den normalen biologischen Alterungsprozessen.
Der Abbau von Zellstrukturen im Gehirn beginnt etwa im Alter von 50 Jahren. Zuerst nimmt das Arbeitsgedächtnis, auch als Kurzzeitgedächtnis bekannt, ab. Gerade Gehörtes oder Gesehenes wird mit dem Langzeitgedächtnis verknüpft und ist so jederzeit abrufbereit. Im Alter werden komplexe Zusammenhänge oft nicht mehr gut erfasst und vieles wird schneller vergessen.
Gleichzeitig nimmt die Fähigkeit der geteilten Aufmerksamkeit ab. Es wird problematischer, mehrere Dinge gleichzeitig zu tun. Das sind ganz normale Alterungsprozesse. Kommen hier ab 50 aber noch zum Beispiel Wortfindungsstörungen oder Orientierungsprobleme hinzu, könnte das auf eine nahende Demenzerkrankung hinweisen und der Betroffene sollte einen Arzt aufsuchen.
Unsere kognitiven Fähigkeiten sollten regelmäßig trainiert werden. Dafür gibt es spezielles kognitives Training, was unser Gehirn positiv stimuliert.
Es gibt allerdings auch gute Nachrichten:
Kognitive Fähigkeiten müssen nicht zwangsläufig im Alter abnehmen. Eine aktuelle Studie von Forschern des ifo Instituts, der Stanford University und dem DIW Berlin, veröffentlicht in der Fachzeitschrift Science Advances, zeigt: Wer seine Lese- und Rechenfähigkeiten regelmäßig nutzt, kann seine kognitiven Leistungen stabil halten – oder sogar verbessern. Demnach steigen kognitive Fähigkeiten im Schnitt bis Mitte 40 an und bleiben bei aktiver Nutzung oft bis ins Alter von 65 Jahren konstant. Besonders bei Akademikern und Büroangestellten, die ihre geistigen Fähigkeiten im Alltag stark beanspruchen, konnten sogar nach dem 40. Lebensjahr anhaltende Leistungsverbesserungen beobachtet werden.
Frühere Annahmen gingen davon aus, dass kognitive Fähigkeiten bereits ab Ende 20 kontinuierlich abnehmen. Erkenntnisse dieser Studie zeigen jedoch, dass dieser Rückgang vor allem bei Menschen beobachtet wird, die ihre geistigen Fähigkeiten im Alltag nur wenig aktiv einsetzen – insbesondere im Bereich Lesen und Rechnen.
Deshalb gilt: Unsere kognitiven Fähigkeiten sollten wir bewusst und regelmäßig trainieren. Spezielles kognitives Training kann das Gehirn gezielt stimulieren – und helfen, es auch im Alter leistungsfähig zu halten.
Dazu sagt Prof. Dr. Ludger Wößmann vom ifo Institut:
„Es ist hilfreich, die eigenen kognitiven Fähigkeiten regelmäßig zu fordern, sei es durch komplexe berufliche Aufgaben oder geistig anspruchsvolle Aktivitäten im Alltag“
Um seine kognitiven Fähigkeiten im Alter weiterhin zu schulen, können laut Wissenschaft drei Dinge unser Gehirn positiv beeinflussen:
Mental aktive Menschen haben eine geringere Wahrscheinlichkeit an Demenz zu erkranken, da sie über mehr kognitive Reserven verfügen, die eine Krankheit hinauszögern.
Eine gesunde Ernährung ist ebenfalls von Vorteil – hier sollte man auf Nahrungsmittel mit wenig Salz, Fett und Zucker achten und solche wählen, die reich an Omega-3-Fettsäuren sind.
Körperliche Bewegung hilft, das Gehirn gut zu durchbluten und es dadurch gesund zu halten.
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Was passiert, wenn die kognitiven Fähigkeiten gestört sind?
Eine kognitive Störung bezeichnet eine Beeinträchtigung der äußeren und inneren Informationsverarbeitung im Gehirn. Das „Denken“ funktioniert nicht wie gewohnt, was unsere Aktivitäten im Alltag, aber auch die Leistungsfähigkeit im Beruf, negativ beeinflussen kann.
Die am häufigsten auftretenden kognitiven Störungen sind Demenz und Schizophrenie. Auch nach einem Schlaganfall oder Erkrankungen wie Multiple Sklerose, Parkinson, HIV oder Borreliose kann es zu kognitiven Störungen kommen. Und zuletzt wirken sich ein übermäßiger Alkoholkonsum oder Drogenmissbrauch negativ auf unsere kognitiven Fähigkeiten aus.
HIER SCHREIBTNatalie Decker
Natalie arbeitet seit 15 Jahren als Redakteurin. Neben Lifestyle-Themen wie Kochen und Reisen gehören Medizin & Gesundheit zu ihren Schwerpunkten. Sie schreibt unter anderem für das Online-Portal gesund-vital.de und den Ratgeber-Verlag Gräfe und Unzer.