Wie du einer Knieverletzung vorbeugst und wann eine OP notwendig ist

Das Knie ist ein wahres Naturtalent. Es muss nicht nur beim Sport, sondern auch im Alltag enormen Belastungen standhalten. Kein Wunder, dass da mit der Zeit einiges kaputt gehen kann. In diesem Text verraten wir dir, wie du deinem Knie Gutes tun kannst und wann eine OP bei einer Knieverletzung notwendig ist.

Medizinisch getestet - Siegel
Medizinisch geprüft von Orthopäde Dr. Markus Wurster

In diesem Beitrag erfährst du:


Unser Orthopädie-Experte Dr. Markus Wurster sagt:

„Das Kniegelenk ist das größte Gelenk des Menschen und nimmt daher eine zentrale Rolle im Bewegungsapparat ein. Insofern sind Probleme für Betroffene sofort spürbar und folglich relevant, da sie sich unmittelbar auf die Lebensqualität auswirken.“

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Wie Knieschmerzen entstehen

Klar, dass das Knie bei zehntausenden Belastungen am Tag gelegentlich mal zickt. Es gibt viele Ursachen für Knieschmerzen. Oft sind sie harmlos, wenn sie etwa in Form von Wachstumsschmerzen bei Kindern und Teenagern, oder nach einer Überbeanspruchung auftreten. Sie können aber auch schwerwiegender verlaufen, und sollten in diesem Falle auf jeden Fall ärztlich untersucht werden. Mögliche Ursachen für starke Schmerzen können unter anderem sein:


Orthopäde Dr. Wurster rät: „Häufig kommt es bei Knieproblemen zur begleitenden Entzündung der Gelenkschleimhaut, was aber lediglich eine gemeinsame Endstrecke unterschiedlicher Ursachen darstellt. Eine sorgsame Diagnostik ist dementsprechend entscheidend, um die problematischen Fälle rasch zu identifizieren und sie der entsprechenden Therapie zuführen zu können.“

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Was du bei Knieschmerzen tun kannst und wie du ihnen vorbeugst

Auch wenn es platt klingt, eine Möglichkeit, Knieschmerzen vorzubeugen ist Bewegung – nichts beugt Schmerzen besser vor.

Tipps, die du sofort umsetzen kannst:  

  • Nutze die Treppe statt Rolltreppe oder Fahrstuhl: Auch wenn es länger dauert, deine Knie werden sich freuen.
  • Im Alltag macht passendes Schuhwerk nicht nur deine Füße froh, sondern auch deine Knie. Schöne Markenschuhe sind nicht immer die bequemsten.
  • Mache nach Mittags- oder Geschäftsessen einen kleinen Spaziergang um den Block oder durch den Park. Das hält nicht nur die Gelenke wach.
  • Feierabend? Dann lass ab und zu das Fitnessstudio sausen und gehe stattdessen eine Runde schwimmen.

Wenn es dich bereits erwischt hat und du erst seit kurzem an leichten Knieschmerzen leidest, reicht es aus, wenn du stärkere Belastungen so gut wie möglich vermeidest. Das heißt: kein Extremsport, kein Heben und Tragen von schweren Sachen und keine langen Spaziergänge. Auch langes Stehen ist „Gift“ für deine Knie.

Auch wenn die Versuchung groß ist: Kein leichtfertiger Einsatz von Schmerzmitteln. Frei erhältliche Schmerzmittel wie Aspirin oder Ibuprofen helfen zwar für eine kurze Zeit, sind aber keine Dauerlösung. Dein Körper gewöhnt sich an sie. Die Folge: Du musst die Dosis erhöhen und schädigst auf Dauer deine Organe. Denk dran: Organschäden richten viel mehr Schäden an als behandelbare Knieschäden. Nimm Schmerzmittel also nicht länger als drei Tage und hole dir gegebenenfalls rechtzeitig eine professionelle ärztliche Meinung ein.

Eine andere Möglichkeit stellen Bandagen, Orthesen und Einlagen dar. Solche Hilfsmittel verringern den Bewegungsspielraum des Gelenks. Was sich auf den ersten Moment negativ anhört hat aber positive Effekte: Bandagen stabilisieren das Gelenk. Die Muskeln, Sehnen und Knorpel im Kniegelenk werden entlastet und das Knie dabei gestützt und geführt.

Unser Experte Dr. Wurster hat außerdem noch folgenden Rat:

„Für ein gesundes Knie ist Bewegung essentiell. Muskeln, Sehnen und Bänder verkümmern durch Stillstand, Menisken werden spröde. Aufgrund fehlender Blutgefäße wird die natürliche Oberfläche im Knie, der Knorpel, ausschließlich durch Nährstoffe der Gelenkflüssigkeit versorgt. Damit diese entsprechend flächig verteilt und aufgenommen werden kann ist Bewegung entscheidend.“

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Typische Knieverletzungen: Wann ist eine OP notwendig?

Was ist das?

Eine typische Knieverletzung, die durch Sport entstehen kann, ist die Kniezerrung. Eine Kniezerrung tritt auf, wenn das Knie einer plötzlichen Überdehnung ausgesetzt ist. Eine Zerrung an sich ist ungefährlich – das Knie bleibt weiterhin belastbar, es entstehen keine Risse. Trotzdem sind Schwellungen und leichte Schmerzen möglich.

Wie behandelt man das?

Ein ärztlicher Besuch ist nicht notwendig, denn Zerrungen heilen in der Regel von allein. 

Kühle das Knie mit in Handtücher gewickelten Kühlkompressen oder Kühlakkus. Alternativ erfüllt auch Tiefkühlware wie Tiefkühlgemüse diesen Zweck. Halte das Knie anschließend ruhig und trage eine entzündungshemmende Salbe auf die betreffenden Stellen auf, um den Heilungsprozess zu beschleunigen.

Ist eine OP notwendig?

In der Regel nicht. Solltest du jedoch Blutergüsse bemerken oder sind die Schmerzen unnatürlich stark beziehungsweise ist das Knie deutlich angeschwollen, solltest du zum Arzt gehen. Hier kann eine schwerwiegendere Verletzung zugrunde liegen.

Was ist das?

Der Knorpel in unseren Gelenken agiert als Stoßdämpfer und Gleitschicht und besitzt damit eine glatte und elastische Oberfläche. Das Problem: Knorpelgewebe ist vom Körper schlecht regenerierbar, da es nicht durchblutet wird. Knorpelschäden heilen also in der Regel nicht von selbst, sondern werden nur noch schlimmer.

Bei einem Knorpelschaden wird die Oberfläche des Knorpels rissig und spröde. Normalerweise ist er perfekt im Gelenksystem eingebettet – durch die rissige Oberfläche fängt der Knorpel jedoch an, auf den umliegenden Partien zu reiben. Mit der Zeit nutzt sich der Knorpel ab. Die Folge: Beide Knochenenden reiben aufeinander – starke Schmerzen und Arthrose sind die Folge.

Ist eine OP notwendig?

Fortgeschrittene Knorpelschäden sind nur operativ behandelbar. Wenn du also schon über einen längeren Zeitraum an Knieschmerzen leidest, ist es jetzt an der Zeit, zum Doktor zu gehen.

Was ist das?

Von einem Kreuzbandriss spricht man, wenn das hintere oder vordere Kreuzband im Kniegelenk teilweise oder vollständig gerissen ist. Beide Kreuzbänder haben die Funktion, den Oberschenkelknochen mit dem Schienbein zu verbinden und somit dem Bewegungsablauf eine Führung und Stabilität zu geben. Ein Kreuzbandriss ist äußerst schmerzhaft – vor allem Spitzensportler wie Fußballer leiden oft darunter. Wie auch bei einer Zerrung ist es unmittelbar nach dem Auftreten wichtig, die betroffene Stelle zu kühlen.

Wie behandelt man das?

Ein Kreuzbandriss lässt sich entweder konservativ oder operativ behandeln. Bei ersterem trägst du mehrere Wochen lang eine Schiene. Diese Behandlungsform wird vor allem bei älteren Patienten oder Rissen des hinteren Kreuzbandes eingesetzt. Egal ob du dich einer konservativen oder operativen Behandlung unterziehst: Im Anschluss ist eine Physiotherapie erforderlich, weil deine Muskulatur durch die ausbleibende Bewegung abgebaut hat und gestärkt werden muss. Dennoch: Spitzensport ist für die nächsten sechs bis neun Monate tabu!

Ist eine OP notwendig?

Bei einer Kreuzband-OP, die vor allem für jüngere Menschen und sportlich aktiveren Erwachsenen empfehlenswert ist, wird dir ein Kreuzbandersatz eingesetzt. Von dieser Operation wirst du nicht viel mitkriegen, denn du bist während der gesamten OP narkotisiert.

Was ist das?

Knorpel jedoch eher eine Gleitfunktion haben, vergrößern Menisken die Kontaktfläche zwischen den Oberschenkelrollen und dem Schienbeinkopf und verteilen so das Gewicht. In jedem Knie gibt es zwei Menisken, den inneren und den äußeren.

Meniskusrisse sind, wie auch Kreuzbandrisse, schmerzhaft. Die Schmerzen können entweder plötzlich, also „akut“ auftreten, oder entwickeln sich erst über einen längeren Zeitraum. Oft zeigen sie sich nach einem hörbaren, plötzlichen „Knacken“, gefolgt von Schwierigkeiten, das Knie nach hinten zu beugen oder in die Hocke zu gehen.

Wie behandelt man das?

Akut auftretende Meniskusrisse passieren vor allem nach Stürzen oder einer Sportverletzung. Zunächst reicht es meist, das geschwollene Bein hochzulegen und mit Eis zu kühlen.

Treten die Schmerzen über einen langen Zeitraum auf, spricht man von chronischen Schmerzen. Hier sind meist degenerative Veränderungen im Gelenk schuld an den Schmerzen. Diese äußern sich schleichend. Oftmals begehen Betroffene den Fehler, erst bei extrem starken Schmerzen den Gang zum Doktor anzutreten. Stellst du bei dir Schmerzen fest, die auch nach einigen Tagen noch anhalten, solltest du zum Arzt gehen.

Ist eine OP notwendig?

Ist der Meniskusschaden erstmal fortgeschritten, muss er operativ anteilig entfernt oder kann auch bei günstigen Voraussetzungen genäht werden.

Unser Orthopäde Dr. Wurster rat in Bezug auf Knorpelschäden:

„Knorpelschäden werden stadienabhängig unterschiedlich behandelt. Moderate Schäden lassen sich beispielsweise durch verschiedene Injektionen gut behandeln, fortgeschrittene Probleme können mitunter über Knorpeltransplantation adressiert werden. Im Endstadium einer schweren Arthrose ist schlußendlich eine Prothese zu diskutieren. Grundsätzlich muss aber immer der Einzelfall betrachtet werden.“

Zum Kreuzbandriss:

„Die Kreuzbänder sind extrem wichtige Stabilisatoren im Kniegelenk. Ohne Ersatz des vorderen Kreuzbandes entwickelt gemittelt ca. die Hälfte der Betroffenen eine klinisch relevante Arthrose.“

Zum Meniskusschaden:

„Der Meniskusschaden heilt leider nicht von alleine ab, muss aber auch nicht immer gleich reflektorisch operiert werden. Bei jüngeren Patienten, mit hohem funktionellem Anspruch geht die Tendenz aber klar in Richtung operative Sanierung.“

Wer ist Dr. Markus Wurster?

Mehr Infos zu orthopädischen Themen findest du auf seiner Website.

Nimm das Knie nicht auf die leichte Schulter

Langanhaltende, starke Knieschmerzen sind nichts, was du auf die leichte Schulter nehmen solltest. Quäl dich und deine Gelenke nicht zu sehr, sondern trete lieber den Gang zum Arzt an. Leichten Knieschmerzen kannst du hingegen mit mehr Bewegung vorbeugen – und das lässt sich einfacher in den Alltag integrieren als du denkst.

Dr. Markus Wurster
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Dr. Markus Wurster ist Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie und arbeitete an mehreren renommierten Kliniken in München und Umgebung. Nach 20 Jahren chirurgischer Tätigkeit, zuletzt in leitender Funktion, ist er mittlerweile in eigener Praxis in München niedergelassen. Als Notarzt begleitete er mehrjährig die Schwalbe Tour Transalp im Rescue Team und betreute 2014 die BR Aktivkreuzfahrt. Zudem sammelte er umfangreiche sportmedizinische Kenntnisse durch seine Mitarbeit in der Schönklinik München (Olympiastützpunkt und FIFA Medical Center).

Jeanette Stowasser
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Jeannette ist Online-Redakteurin für Gesundheit und schreibt seit 2011 Artikel, E-Books und Whitepaper zu den verschiedensten medizinischen Themen.

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