Hallux valgus: Was hilft bei einem Ballenzeh?

Die wenigsten machen sich Gedanken über ihre Fußgesundheit, bevor konkrete Probleme auftauchen. Dabei tragen die Füße unser ganzes Gewicht und damit im übertragenen Sinne auch viel Verantwortung - und die lässt auch nicht nach, wenn wir älter und das Bindegewebe instabiler wird.

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Medizinisch geprüft von Orthopäde Dr. Markus Wurster

Inhaltsverzeichnis:

Geschätzt wird, dass etwa jeder Dritte über 65 Jahren an einem Hallux valgus, also an einer speziellen Zehenfehlstellung des Vorfußes leidet, doch auch jüngere Menschen können betroffen sein. Besonders Frauen weisen ein erhöhtes Risiko für Fehlstellungen wie den Hallux valgus auf und haben in der Folge mit schmerzenden Füßen zu kämpfen. Worum es sich beim Hallux valgus genau handelt, welche Übungen bei der Vorsorge helfen und wann du eine Praxis aufsuchen solltest, liest du in diesem Artikel.

Was ist ein Hallux valgus und wie äußert er sich?

Ein Hallux valgus wird auch als Ballenzeh bezeichnet - der Grund dafür ist leicht ersichtlich. Denn bei der Fußfehlstellung verschiebt sich der große Zeh (die Großzehe) in Richtung der benachbarten Zehen desselben Fußes. Dadurch wölbt sich der Fußballen nach außen und es entsteht eine Deformität am Fuß - ein sogenannter Ballen.

Ein Hallux valgus ist nicht zwangsläufig mit Schmerzen verbunden. Stattdessen stellt er für viele Betroffene ein ästhetisches Problem dar, da die Fehlstellung in offenen Schuhen auffällig ist und so Aufmerksamkeit auf sich ziehen kann. Bei den meisten Betroffenen verursacht die Schiefstellung der Großzehe jedoch mehr oder weniger stark ausgeprägte körperliche Beschwerden, welche bei einer ausbleibenden Behandlung zunehmen.

Vor allem beim Tragen von engen Schuhen kommt es zu Schmerzen, welche durch Druck und Reibung verursacht werden. Doch auch die Fehlstellung an sich kann beim Gehen schmerzhaft sein. In beiden Fällen kann der Hallux valgus zum medizinischen Problem werden und eine Behandlung notwendig machen.

Entstehung des Hallux valgus

Wer unter einem Hallux valgus leidet, der hat fast immer auch einen Senk-Spreizfuß. Bei dieser Veränderung verbreitert sich der Vorfuß durch ein Auseinanderweichen der Mittelfußknochen mit nachfolgendem Absenken des vorderen, queren Fußgewölbes. Es kommt zu einem veränderten Sehnenzug, was dazu führt, dass die Großzehe nach außen und der erste Mittelfußknochen nach innen abweicht. Infolgedessen kommt es dann zu weiteren Problemen durch Bedrängung und Abweichen der benachbarten Kleinzehen.

Dr. Wurster: „Der typische Ballen beim Hallux valgus ist keine knöcherne Anlagerung, sondern das Hervortreten des ersten Mittelfußköpfchens.“

Diese Gründe kommen als auslösende Ursache infrage:

Genetische Veranlagung

Wenn sich in der näheren Verwandtschaft eine Fehlstellung des Fußes wie der Hallux valgus zeigt, dann steigt damit die Wahrscheinlichkeit, dass die Füße der Patientin oder des Patienten sich ebenfalls verformen könnten. Denn eine mögliche Ursache für die Ballenzehe ist die genetische Veranlagung. Meist besteht dabei ein schwaches Bindegewebe, welches vererbt wird und so den Hallux valgus begünstigt. Da Füße jedoch oftmals nicht Thema des Gesprächs sind, erfahren viele Betroffene erst spät davon, dass sie ein erbliches Risiko für einen Hallux valgus mit der Verwandtschaft teilen. Genauso wie bei anderen Krankheiten lohnt es sich also auch hier, in Erfahrung zu bringen, ob direkt verwandte Familienmitglieder erkrankt sind.


Instabiles Mittelfußgelenk

Eine andere Ursache ist vor allem bei jüngeren Menschen eng mit der Ausbildung eines Hallux valgus verbunden. Die Instabilität zwischen innerem Keilbein der Fußwurzel und erstem Mittelfußknochen, dem sogenannte TMT 1-Gelenk, führt zur Entstehung des Hallux valgus. Häufig geht damit auch ein Verschleiß in diesem Gelenk einher, problematisch ist aber vor allem die große Abweichung der Großzehe, welche in diesem Zusammenhang auftritt.


Äußere Einwirkungen

Ein Hallux valgus muss sich nicht zwangsläufig über einen längeren Zeitraum entwickeln, sondern kann auch durch einen Unfall, beziehungsweise durch eine hohe Krafteinwirkung auf den Fuß entstehen. So ist es zum Beispiel möglich, dass beim Anschlagen des Zehs Teile der Gelenkkapsel abreißen. Auf diese Weise kommt das Zusammenspiel der Fußmuskeln aus dem Gleichgewicht und die Zugkräfte verändern sich. So können schlussendlich Fehlstellungen wie der Hallux valgus resultieren.

Dr. Wurster: „Die Entstehung des Hallux valgus ist immer multifaktoriell, was bedeutet, dass mehrere Ursachen zusammenspielen. Genetische Prädisposition gepaart mit vermehrter Vorfußbelastung und dem weiblichen Geschlecht führt nicht selten zur Ausbildung dieser speziellen Großzehenabweichung.“


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Was haben falsche Schuhe mit dem Ballenzeh zu tun?

Besonders Frauen sind von einem Hallux valgus betroffen. Das hat einen einfachen Grund: Schuhe mit hohen Absätzen oder zu enge Schuhe, die etwa vorn spitz zulaufen. Wer regelmäßig High Heels trägt, belastet dabei das Großzehengrundgelenk sowie die Gelenke der kleinen Zehen. Auch das Zusammendrücken der Zehen in den High Heels sorgt dafür, dass der Zehenballen hervortritt und ein Hallux valgus entsteht.

Jedoch sind hochhackige oder enge Schuhe keine "Garantie" dafür, dass sich tatsächlich ein Hallux valgus bildet. Sie sind lediglich eine von mehreren Ursachen - mit der genetischen Veranlagung oder durch einen Unfall kann jedoch genauso gut eine Person eine Fehlstellung entwickeln, welche nur gemütliches Schuhwerk trägt.


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Hallux valgus: Symptome und Diagnose

Das offensichtlichste Symptom des Hallux valgus ist die Wölbung vom Zehenballen nach innen sowie die Verschiebung der Großzehe nach außen. Der Ballen kann dabei deutlich vergrößert und gerötet sein. Dazu kommen können Schmerzen auftreten: Zum Beispiel durch eine Schleimbeutelentzündung am Fußballen oder durch den Druckschmerz, der durch das Tragen von ungeeignetem Schuhwerk entsteht. Auch Schwielen unter dem Fuß können durch die Fehlstellungen entstehen und Schmerzen hervorrufen.

Ein weiteres Symptom des Hallux valgus kann zudem die Bewegungseinschränkung des großen Zehs sein. Wird das Großzehengrundgelenk über eine lange Zeit durch eine Fehlstellung belastet, kann sich eine Arthrose entwickeln, welche mit Schmerzen verbunden ist.

So geht die Ärztin oder der Arzt bei der Diagnose vor

Um die Diagnose für einen Hallux valgus zu stellen, untersucht der Arzt oder die Ärztin in der Klinik den Fuß, wobei einem Fußchirurg oder einer Fußchirurgin beziehungsweise einem Orthopäden oder einer Orthopädin bereits der Blick auf den Fuß für die Diagnostik ausreicht. Um die Ausprägung des Hallux valgus festzustellen, ist es zudem empfehlenswert, eine Röntgenaufnahme anzufertigen, um genaue Daten über den Zustand zu erhalten.

Festgestellt werden kann die Fehlstellung auch über die Messung der Winkel zwischen Großzehe und Mittelfußknochen. Um einen Hallux valgus handelt es sich, wenn dieser mehr als 20° beträgt. Bei einer starken Ausprägung können sogar mehr als 45° möglich sein.

Nicht ausschlaggebend bei der Diagnose sind die Schmerzen: So kann bei einer geringen Ausprägung der Fehlstellung ein starker Schmerz auftreten, welcher den Patienten oder die Patientin im Alltag sehr belastet. Andersherum kann es aber auch sein, dass der Hallux valgus stark ausgeprägt ist, die Betroffenen aber nur wenig Schmerzen und Beeinträchtigungen im Alltag spüren.

Hallux valgus Behandlung: Übungen, Schiene oder OP?

Es muss nicht unbedingt die Operation sein: Um die Fehlstellung am Großzehengrundgelenk zu behandeln, gibt es einige Ansätze. Welcher sich am besten eignet, ist individuell davon abhängig, wie ausgeprägt der Hallux valgus bereits ist. So können bei einer wenig starken Fehlstellung am Großzehengrundgelenk nicht-operative Maßnahmen ergriffen werden, um die Schmerzen zu lindern und einem Fortschreiten vorzubeugen.

Rückgängig machen lässt sich ein Hallux valgus dadurch jedoch in den allermeisten Fällen nicht. Ist der Ballenzeh bereits sehr stark ausgeprägt, hilft in vielen Fällen nur noch die Operation.

Ballenzeh wegtrainieren: Welche Fußübungen helfen bei Hallux valgus?

Wenn der Hallux valgus früh erkannt wird, können Gymnastik-Übungen helfen, um die Fußmuskeln zu trainieren und die Sehnen zu stärken. Auf diese Weise lässt sich ein Fortschreiten verlangsamen oder gar aufhalten. Besteht eine Veranlagung zu einer Fehlstellung, dann kann mit regelmäßiger Fußgymnastik vielleicht sogar verhindert werden, dass ein Hallux valgus überhaupt entsteht.

Wenn du einem Hallux valgus vorbeugen möchtest, helfen diese Übungen und Tipps dabei, den Fuß mobil und stark zu halten:

  1. Massiere deinen Fuß, bevor du mit den eigentlichen Übungen beginnst. Dabei solltest du mit beiden Daumen von der Ferse zu den Zehen streichen und dabei so viel Druck ausüben, dass es sich nicht unangenehm anfühlt.
  2. Um die Zehenbeuger zu stärken, kannst du mit deinen Zehen unterschiedliche Dinge greifen. So kannst du zum Beispiel versuchen, nur mithilfe deines Fußes einen Stift oder einen kleinen Stein aufzuheben oder ein Taschentuch zu zerreißen.
  3. Um den Fuß zu stärken, hilft es, barfuß zu laufen. Besonders sind dafür unebene Untergründe wie Steine oder Gras geeignet. Achte darauf, dass keine Verletzungsgefahr besteht.
  4. Klemme zur Stärkung des Quer- und Längsgewölbes des Fußes einen Ball zwischen deine beiden Füße und hebe diesen mit den Fußballen an. Wiederhole die Übung zehnmal und halte den Ball pro Wiederholung etwa fünf bis sieben Sekunden in der Luft.
  5. Stelle dich mit beiden Füßen auf den Boden, zunächst mit einer einheitlichen Verteilung des Gewichts. Versuche anschließen, die Großzehe nach oben zu ziehen. So stärkst du dein Fußgewölbe.
  6. Rolle mit der Fußsohle über einen Igelball, um das Fußquergewölbe aufzubauen.

Physiotherapie

Besonders wenn der Hallux valgus schon weiter fortgeschritten ist, sollte zur Beratung ein Arzt oder eine Ärztin herangezogen werden, um geeignete Gymnastik für den Fuß zu empfehlen. So kann einer Verschlimmerung durch falsche Durchführung vorgebeugt werden.

Zur Fußgymnastik ist besonders der Besuch einer Physiotherapie zu empfehlen. In der Praxis kann die Therapeutin oder der Therapeut in der Durchführung der Übungen unterstützen. Auch eine Traktion kann sie oder er durchführen: Dabei werden die Zehengelenke durch vorsichtiges Ziehen getrennt und so Schmerzen gelindert.

Hilft eine Hallux-valgus-Schiene oder Bandage?

Gymnastik und spezielle Übungen unterstützen den Fuß und tragen dazu bei, dass durch eine Stärkung der Muskulatur und der Sehnen bessere Voraussetzungen für eine Linderung der Symptome gegeben ist. Allein durch Fußgymnastik lässt sich jedoch ein Hallux valgus in der Regel nicht behandeln. Stattdessen sind zusätzliche Behandlungen notwendig, um die Fehlstellung zu korrigieren.

Hallux-valgus-Schiene

Eine beliebte Methode stellt die Hallux-valgus-Schiene dar. Diese wird so angebracht, dass sie die Großzehe von den anderen Zehen weg und wieder in die richtige Position drückt. So soll die ursprüngliche Stellung des Fußes wiederhergestellt werden. Je nach Art der Schiene kann diese auch in den Schuhen und so tagsüber getragen werden. Andere Schienen werden nur nachts getragen, weil sie sich nicht für den Gebrauch mit Schuhen eignen.

Schienen sind zwar eine hilfreiche Hallux-valgus-Behandlung, können jedoch vor allem in den ersten Wochen unangenehm zu tragen sein. Dadurch, dass sie die Großzehe mit Druck in einer anderen Position fixieren, kann es zu Schmerzen kommen. Dennoch sollte sie – zumindest, wenn die Schmerzen nicht zu stark werden - konsequent getragen werden.

Mit der Zeit lassen diese dann nach und das Fortschreiten der Fehlstellung kann verlangsamt oder verhindert werden. Eine vollständige Korrektur des Hallux valgus ist durch das Tragen einer Schiene jedoch nicht zu erwarten.


Hallux-valgus-Bandage

Verursacht eine Schiene zu viele Schmerzen, kann eine Bandage als Alternative dienen. Der Orthopäde oder die Orthopädin berät die Patientinnen und Patienten zu der richtigen Form und Größe, um sicherzugehen, dass bei der Behandlung bestmögliche Fortschritte erzielt werden können.

Die Bandage übt nicht nur Druck auf die Großzehe aus, sondern auch auf die restlichen Zehen. Dadurch wird die Belastung gleichmäßiger verteilt und das Tragen ist mit weniger Schmerzen verbunden.

Weitere Optionen zur Behandlung der Fehlstellung

Neben der klassischen Behandlung mit Schiene oder Bandage existieren zusätzliche Hilfsmittel oder Behandlungsmethoden, welche ergänzend eingesetzt werden können:

Einlagen und Schuhe

Genauso wie Schuhe einen Hallux valgus begünstigen können, können Sie auch zur Behandlung genutzt werden. Mithilfe von Einlagen im Schuh lässt sich der Fuß in eine vorteilhafte Position bringen und so entlasten. Es existieren auch spezielle Hallux-valgus-Schuhe, welche im Bereich des Vorfußes breiter sind und so die Reibung und den Druck auf den Fuß vermindern. Die Schuhe haben innen keine Nähte, welche Reibungen verursachen können, eine weiche Polsterung und verfügen über ein Wechselfußbett, also Einlagen, welche sich herausnehmen und austauschen lassen.


Zehenspreizer

Als Zehenspreizer werden kleine Silikonkissen bezeichnet, welche zwischen die Großzehe und den daneben liegenden kleinen Zeh geklemmt werden. Die Spreizer haben den Vorteil, dass sie angenehm zu tragen sind und im Gegensatz zu manchen Schienen oder Bandagen auch im Schuh getragen werden können.

Durch die Trennung der Zehen kann die ideale Stellung der verkrümmten Großzehe während des Tragezeitraums wiederhergestellt und so die Schmerzen des Hallux valgus vermindert werden. Zehenspreizer sind zwar bequem zu tragen, möglicherweise können diese aber auf die kleinen Zehen Druck ausüben und so Schmerzen verursachen. Ob sie zur Behandlung sinnvoll sind, muss also individuell entschieden werden.


Taping

Beim Taping werden Klebestreifen genutzt, welche - meist im Rahmen einer Physiotherapie - mit einem Ende am Großzeh angebracht und dann bis zur Ferse am Rand des Fußes festgeklebt werden. So ziehen und fixieren sie die Zehe in die richtige Position.


Hautpflege

Im Bereich des Großzehenballens ist der Fuß beim Hallux valgus sehr empfindlich, da dieser oft an den Schuhen reibt und die Haut dadurch beeinträchtigt wird. Oftmals leiden Patientinnen und Patienten unter Schwellungen, welche die Reibung wiederum verstärken. Deshalb sollte die Haut in diesem Bereich besonders gepflegt werden. Auch die Einnahme abschwellender Medikamente ist in Absprache mit der Ärztin oder dem Arzt möglich.


Schmerztherapie

Trotz zahlreicher Möglichkeiten der Behandlung lassen sich die Schmerzen, welche mit einem Hallux valgus verbunden sind, nicht immer durch Therapien oder Maßnahmen wie Bandagen, Einlagen oder Gymnastik lindern. Stattdessen ist in schmerzhaften Fällen eine Behandlung der Symptome notwendig und eine Schmerztherapie wird angeordnet.

Schmerzmittel und Entzündungshemmer werden dabei meist nicht langfristig eingenommen, sondern nur solange, bis die anderen Maßnahmen Fortschritte zeigen und die Schmerzen zurückgehen.


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Hallux valgus operieren: Wenn Therapien keine Erfolge zeigen

Gerade bei fortgeschrittenen Fehlstellungen lässt sich der Hallux valgus und die davon ausgelösten Beschwerden nicht mehr mit nicht-operativen Behandlungen in den Griff bekommen. Leidet der Patient oder die Patientin trotz Tragens einer Schiene oder anderer Hilfsmittel sowie regelmäßiger Fußgymnastik langfristig unter Schmerzen, dann wird im nächsten Schritt oftmals eine Operation empfohlen - hier ist ein Fußchirurg oder eine Fußchirurgin die richtige Adresse.

Was ist das Ziel der Operation?

Bei einem Hallux valgus ist die Großzehe verschoben, was zur Folge hat, dass der Gang des Patienten oder der Patientin gestört ist. Statt über die große Zehe rollen diese nun über die kleinen Zehen ab, welche dadurch aufgrund einer Überlastung ebenfalls verformt werden.

Durch die Operation soll sowohl die Großzehe wieder in die richtige Position ausgerichtet als auch die Muskeln und Sehnen so operiert werden, dass sie die Zehe in der richtigen Stellung halten und sie nicht nach der Operation wieder verschieben.

Infolgedessen wird die Belastbarkeit des Fußes wieder erhöht, ein normaler Gang und Stand ist wieder möglich und die Schmerzen verschwinden einige Zeit nach der Operation. Zudem sieht der Fuß auch optisch wieder ähnlich wie vor der Entwicklung des Hallux valgus aus.


Wie läuft eine Hallux-valgus-Operation ab?

Bei einer Hallux-valgus-Operation handelt es sich um einen relativ komplexen Eingriff, bei welchem Schritt für Schritt mehrere Korrekturen vorgenommen werden müssen, um die Abweichung der Großzehe zu berichtigen und die ursprüngliche Form des Fußes wiederherzustellen. Das liegt daran, dass der Hallux valgus nicht nur durch einen einzigen Faktor entsteht beziehungsweise verschlimmert wird, sondern eine Reihe an Faktoren Einfluss auf das Fortschreiten der Fehlstellung nehmen. Diese Elemente sind bei der Operation besonders wichtig:

Sind die Operationen in der Klinik abgeschlossen, wird der Fuß mithilfe von Verbänden oder einer Schiene fixiert. Eine Belastung ist dann zwar möglich, jedoch sollte diese nur vorsichtig erfolgen. Eine Woche lang sollten die Patientinnen und Patienten es außerdem vermeiden, viel zu laufen. Dabei werden spezielle Schuhe getragen, welche die Belastung des Vorfußes verringern. Der Fuß sollte nach den Hallux-Operationen regelmäßig hochgelegt werden.

Nach etwa vier bis sechs Wochen ist wieder eine volle Belastung möglich. Damit die Funktionsfähigkeit des Fußes schnell wiederhergestellt werden kann, sollten dann regelmäßig Übungen durchgeführt werden.


Unterschiedliche Ansätze für Operationen

Je nach Beschwerden und der Ausprägung des Hallux valgus existieren unterschiedliche Herangehensweise an die Operation. Diese richten sich hauptsächlich danach, wie stark die Fehlstellung fortgeschritten ist.

Operation bei leichtem Hallux valgus

Bei einem leichten Hallux valgus ist der Winkel zwischen dem Mittelfußknochen der Großzehe und dem der nebenan liegenden Zehe etwas vergrößert, woraus schmerzhafte Symptome wie Reizungen und Schwellungen entstehen.

In solch einem Fall wird in der Klinik meist die Operation nach Austin/Chevron angewandt. Dabei trennt der Fußchirurg oder die Fußchirurgin das Köpfchen des Mittelfußknochens durch und verschiebt ihn nach außen. So soll das Großzehengrundgelenk wieder in die richtige Position gebracht werden. Anschließend wird der Knochen mit einer Schraube fixiert.


Operation bei mittelschwerem Hallux valgus

Bei einem mittelschwer ausgeprägten Spreizfuß, bei welchem der Winkel zwischen den Mittelfußknochen noch größer ist, kommt in der Regel die Operation nach Meyer/Scarf zur Anwendung. Bei diesem Eingriff erfolgt eine Durchtrennung von Mittelfußknochen und Köpfchen der Großzehe in Z-Form, welche dann in die richtige Stellung gebracht und mit Schrauben fixiert werden.


Operation bei stark ausgeprägtem Hallux valgus

Bei einer starken Fehlstellung, welche sich zum Beispiel dadurch äußert, dass sich die Großzehe über die zweite, kleine Zehe schiebt und eine starke Schwellung und Schmerzen entstehen, gibt es zwei mögliche Operationen.

Zum einen kann die Abweichung von der korrekten Ausrichtung des Mittelfußknochens korrigiert werden, indem ein Knochenteil aus dessen Basis entfernt wird und anschließend die Lücke so geschlossen, dass sich der Knochen wieder in die richtige Richtung biegt.

Die zweite Option ist die Operation nach Lapidus, welche bei übermäßiger Beweglichkeit zwischen dem 1. Mittelfußknochen und der Fußwurzel zur Anwendung kommt. Der 1. und 2. Mittelfußknochen sollen dabei versteift werden, um die Beweglichkeit und damit auch die Instabilität einzuschränken. Dabei wird der Mittelfußknochen mithilfe von Schrauben oder einer Titanplatte mit dem Fußwurzelknochen verbunden.

Dr. Wurster: „Die Behandlung des Hallux valgus erfolgt stadiengerecht und adressiert in erster Linie die Ursache der Entstehung. Dabei kommt eine breite Palette von konservativen und operativen Möglichkeiten zum Tragen, die in enger Abstimmung mit dem Patienten gewählt werden sollten. Die Indikation zum operativen Vorgehen basiert dabei vor allem auf der Ausprägung der Fehlstellung, den Beschwerden des Betroffenen und den sekundären Problemen wie Schuhkonflikt oder Weichteilgefährdung.“

Welche Risiken hat die Hallux-Operation?

Eine Operation wird generell bei einer starken Fehlstellung empfohlen. Dennoch sollte gut abgewogen werden, da der Hallux-valgus-Eingriff mit einigen Risiken verbunden ist. Treten Komplikationen auf, kann eine erneute Operation notwendig sein.

Kann man einem Hallux valgus vorbeugen?

Einen Hallux valgus zu behandeln oder sogar zu operieren ist eine Sache. Noch besser ist es jedoch, wenn dieser gar nicht erst auftritt. Denn mit einfachen Maßnahmen kann Fehlstellungen oder schmerzhaften Veränderungen und Störungen am Fuß vorgebeugt werden - so auch einem Hallux valgus. Besonders wichtig ist dies, wenn eine erbliche Disposition besteht.

Zur Vorbeugung gegen Hallux valgus sollte auf jeden Fall das häufige Tragen hoher Schuhe vermieden werden. Auch zu enge Schuhe können eine Fehlstellung verursachen. Drücken die Schuhe oft oder reiben an bestimmten Stellen, sollte ein Orthopäde oder eine Orthopädin zur Beratung hinzugezogen werden.

Um die Gesundheit der Füße zu erhalten, ist es außerdem empfehlenswert, oft barfuß zu laufen. Zudem sollten regelmäßig Übungen zum Dehnen der Füße durchgeführt werden.


Dehnübungen

  1. Stelle dich hin, halte die Ferse auf den Boden, strecke deine Zehen nach oben und spreize sie vom Fuß ab.
  2. Setze dich auf den Boden, winkle die Beine an und ziehe mit der Hand die Zehen zu dir, wobei du eine leichte Dehnung spüren solltest.
  3. Stehe aufrecht und stelle dich mit einem Fuß auf deine Zehen, während der andere mit der Fußsohle auf dem Boden bleibt. Spüre dabei eine leichte Dehnung. Dehne nun die Rückseite des Fußes, indem du die Zehen einrollst und vorsichtig dein Gewicht darauf verlagerst. 
  4. Setze dich hin und nehme den großen Zeh in die Hand. Drücke mit dem Daumen gegen den Großzehenballen und ziehe den großen Zeh gleichzeitig zur Fußinnenseite, um einer Hallux valgus Entstehung entgegenzuwirken und den Zeh mobil zu halten.

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Fazit: Operation beim Hallux valgus nur als letzter Ausweg

Eine Hallux-valgus Operation stellt wie bei vielen Krankheiten eine gute Möglichkeit dar, wenn alle anderen Optionen ausgeschöpft sind. Vor allem in schweren Fällen können nicht-operative Maßnahmen nicht immer die gewünschte Wirkung erzielen und ein Eingriff in der Klinik wird nötig, um die Lebensqualität des Patienten oder der Patientin wiederherzustellen. Dabei sollten alle Risiken abgewogen und ausführlich mit der Ärztin oder dem Arzt besprochen werden.

FAQ zu Hallux valgus

Der Hallux valgus kann sich in der Regel nicht zurückbilden. Stattdessen entwickelt sich die Fehlstellung über die Zeit weiter, wenn keine Maßnahmen ergriffen werden, um diese in den Griff zu bekommen.

Ein Hallux valgus lässt sich zwar nicht ohne operativen Eingriff korrigieren, dennoch gibt es vor allem bei einer leichten Ausprägung zahlreiche Möglichkeiten, um Schmerzen im Großzehengrundgelenk in den Griff zu bekommen und so eine Operation zu vermeiden.

Dazu gehören Übungen, Gymnastik und der Besuch einer Praxis für Physiotherapie, doch auch Hilfsmittel wie Schienen, Bandagen, Einlagen oder spezielle Schuhe können dabei unterstützen, dass die Füße mehr oder weniger schmerzfrei werden und keine große Belastung mehr im Alltag darstellen.

Ein Hallux valgus beginnt mit einem sogenannten Spreizfuß. Dieser lässt sich daran erkennen, dass der vordere Bereich des Fußes breiter wird. Der Spreizfuß führt dazu, dass die Zehen falsch belastet werden. Das wiederum hat Symptome wie Schmerzen und die Bildung von Hornhaut sowie Schwielen und Hühneraugen zur Folge.

Langsam verschiebt sich dann die große Zehe in Richtung der kleinen Zehen, der Fußballen tritt weiter hervor und kann anschwellen. Schleimbeutelentzündungen und Schwielen können entstehen, der Fußballen ist gerötet. Sobald das Großzehengrundgelenk und damit auch die Großzehe sich verschiebt, beginnt der Hallux valgus.

Um die Beschwerden eines Hallux valgus zu lindern, gibt es zahlreiche nicht-operative Methoden. Diese helfen gegen mögliche Schmerzen und können so Patientinnen und Patienten im Alltag entlasten. Dazu gehören zum Beispiel folgende:

  • Schienen und Bandagen, um den großen Zeh wieder in die richtige Position zu bringen
  • Übungen und Gymnastik, um den Fuß zu stärken und flexibler zu machen
  • Spezielle Schuhe, welche Reibungen und Druckstellen verhindern
  • Physiotherapie mit zielgerichteten Übungen und manueller Behandlung

Den Hallux valgus korrigieren können diese Übungen und Hilfsmittel jedoch nicht. Reichen sie nicht aus, um die Beschwerden in den Griff zu bekommen, kann eine Operation notwendig sein. Diese sollte erst in Betracht gezogen werden, wenn die anderen Maßnahmen keine Wirkung zeigen, da sie einige Risiken mit sich bringt.

Warum man einen Hallux valgus bekommt, hat mehrere Ursachen. Einerseits gibt es eine erbliche Veranlagung für den Ballenzeh. Besonders betroffen sind Menschen mit einem schwachen Bindegewebe, welches vererbt werden und so den Hallux valgus begünstigen kann.

Vor allem spielt aber auch der Schuh beim Thema Hallux valgus eine Rolle. Wenn es um die Ursachen geht, stehen oftmals Schuhe mit hohen Absätzen sowie zu enges Schuhwerk im Verdacht: Ein Grund, weshalb hauptsächlich Frauen betroffen sind. Durch das unbequeme Schuhwerk entsteht eine Fehlbelastung beziehungsweise ein Zusammendrücken des Fußes, was langfristig in einem Hallux valgus resultieren kann. Dies ist jedoch nicht zwangsläufig der Fall.

Auch das Alter scheint eine Rolle zu spielen. Zwar können auch junge Menschen - besonders wenn eine erbliche Disposition besteht - unter einem Hallux valgus leiden, meist betrifft er jedoch ältere Menschen.

Zuletzt können Unfälle mit einer starken Einwirkung auf den Fuß eine Ursache für den Hallux valgus sein.

Man kann Hallux valgus nicht wegtrainieren. Zwar gibt es Übungen, welche die Schmerzen verringern und ein Fortschreiten der Fehlstellung verlangsamen oder verhindern können (zum Beispiel Dehnübungen oder Kräftigungsübungen), der Hallux valgus lässt sich dadurch aber nicht korrigieren.

Um die Fehlstellung vollkommen rückgängig zu machen, bleibt nur die Option auf eine Operation. Ob diese sinnvoll ist, hängt von den Ausprägungen der Beschwerden, also den Schmerzen oder den ästhetischen Veränderungen ab.

Theoretisch sind beim Hallux valgus alle Sportarten möglich. In der Praxis hängt die Eignung bestimmter Sportarten davon ab, ob diese bei den Patientinnen oder Patienten Schmerzen hervorrufen. Ist dies nicht der Fall, können sie bedenkenlos ausgeübt werden.

Prinzipiell fördert Sport die Fußgesundheit, weil durch diesen auch die Muskeln gestärkt werden. Berücksichtigt werden sollten beim Thema Sport jedoch die Schuhe: Denn beim Hallux valgus ist es wichtig, dass der Fuß nicht weiterhin falsch belastet wird.

Sportschuhe mit auf die Fehlstellung angepassten Einlagen helfen dabei, den Hallux valgus nicht zu verstärken. Ein Orthopäde oder eine Orthopädin kann hier beraten. So können unter Umständen auch Sportarten wie Joggen, welche den Fuß relativ stark belasten, wieder möglich sein.

Mit einer Hallux-valgus-Schiene lässt sich der große Zeh, welcher beim Hallux valgus verschoben ist, wieder in der richtigen Position fixieren. Auf diese Art können Schmerzen reduziert werden. Wird die Schiene konsequent getragen, kann sie dazu beitragen, dass sich der Hallux valgus nicht entwickelt und die Fehlstellung sich verstärkt.

Korrigieren oder verbessern lässt sich der Hallux valgus durch die Schiene jedoch nicht. Die Korrektur und die Reduktion der Schmerzen besteht nur so lange, wie sie getragen wird. Durch Reibungen sowie den Druck auf die kleinen Zehen können unter Umständen auch durch die Schiene Schmerzen hervorgerufen werden. In diesem Fall kann eine Bandage eine gute Alternative darstellen.

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Dr. Markus Wurster
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Dr. Markus Wurster ist Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie und arbeitete an mehreren renommierten Kliniken in München und Umgebung. Nach 20 Jahren chirurgischer Tätigkeit, zuletzt in leitender Funktion, ist er mittlerweile in eigener Praxis in München niedergelassen. Als Notarzt begleitete er mehrjährig die Schwalbe Tour Transalp im Rescue Team und betreute 2014 die BR Aktivkreuzfahrt. Zudem sammelte er umfangreiche sportmedizinische Kenntnisse durch seine Mitarbeit in der Schönklinik München (Olympiastützpunkt und FIFA Medical Center). Mehr Infos zu orthopädischen Themen findest du auf seiner Website.

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