Krank durch die Klimaanlage: Kann das sein?

Du bist beruflich viel mit dem Zug, Auto oder Flugzeug unterwegs und hast dich schon öfter nach zu langer Zeit in der Nähe der Klimaanlage unwohl gefühlt? Wir gehen der Frage nach, ob die Klimaanlage tatsächlich krank machen kann.

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Mmmmh, spürst du das? Ein kühler Windhauch streift an deinem Schreibtisch vorbei und sorgt für eine kleine Erfrischung an einem sommerlich-heißen Arbeitstag. Die Klimaanlage leistet mal wieder ganze Arbeit! In Zeiten, in denen ein Hitzerekord den nächsten jagt, werden immer mehr Büroräume in Deutschland mit Klimaanlangen ausgestattet. Doch nicht jeder freut sich darüber: Es gibt wohl in jedem Großraumbüro mindestens einen Kollegen, der sich lautstark über die doch viel zu hoch eingestellte Klimaanlage beschwert, trotzig einen Schal umlegt, mehrmals demonstrativ hustet und sich am nächsten Tag krankmeldet.

Aber selbst, wenn du diesen Kollegen als Hypochonder abtun solltest: Das Gefühl, dass eine Klimaanlage eher ein fieses Frösteln als eine willkommene Erleichterung an heißen Tagen auslöst, hast du sicher schon mal erlebt. Vielleicht im Flugzeug oder in den Zügen der Deutschen Bahn, in denen es offenbar nur die Temperaturzustände „zu kalt“ und „Sahara“ zu geben scheint. Höchste Zeit, die Frage zu klären, ob du dir durch die künstliche Kaltluft wirklich eine Erkältung holen kannst.

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Durch Klimaanlage erkältet: Warum die Keime schuld sind

Gegner von Klimaanlagen bezeichnen diese gerne als „Virenschleudern“. Und da ist tatsächlich was dran: Denn durch das Abkühlen der Raumluft kann sich im Gerät Kondenswasser bilden – ein idealer Nährboden für Viren, Bakterien und Schimmelpilzsporen, welche die Klimaanlage dann hinaus ins Büro, ins Einkaufszentrum oder ins Auto pustet.


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Und da die kalte Luft im geschlossenen Raum umherwirbelt, ohne dass Frischluft dazukommt, werden die Krankheitserreger auch noch gut verteilt. Manchmal sorgt zu allem Übel der Ansaugstutzen des Geräts dafür, dass Abgase, Pollen und Schmutzpartikel von draußen über die Klimaanlage nach drinnen gelangen.

Das Problem der Keimentwicklung betrifft zwar vor allem schlecht gewartete Anlagen –  laut einer Schätzung des Umweltbundesamts wird allerdings die Hälfte aller Klimaanlagen in Deutschland aus Kostengründen nicht ausreichend überprüft. Dass es einen Zusammenhang zwischen Mikroorganismen in Büro-Klimaanlagen und der Zahl der Atemwegserkrankungen unter den Mitarbeitern gibt, konnte eine Studie im Jahr 2003 nachweisen. Nachdem die feuchten Stellen in der Klimaanlage bestrahlt wurden, gingen die Krankmeldungen spürbar zurück.

Okay, wahrscheinlich hast du wenig Einfluss darauf, wie oft der Eigentümer deines Bürogebäudes die Klimaanlage überprüfen lässt. Bei der Klimaanlage in deinem Auto sieht es allerdings anders aus: Diese solltest du regelmäßig auf Kondenswasser checken lassen, damit du dir durch die Klimaanlage im Auto keine unnötige Erkältung oder nervtötende Halsschmerzen holst. Das ist wichtig, da du im Auto sehr nah an den Lüftungen und somit an der „Keimbrutstätte“ sitzt.

Weitere Maßnahme: Dreh die Düse mit der ausströmenden Kaltluft im Auto weg von deinem Gesicht. So reduzierst du die Gefahr für eine Erkältung.

Krank durch Klimaanlage: Trockene Luft kann Halsschmerzen und Schnupfen auslösen

Aber selbst, wenn die Klimaanlage einwandfrei funktioniert, steigt das Erkältungsrisiko ein wenig an, wenn sie eingeschaltet ist. Denn die Luft, die das Gerät ausspuckt, ist nicht nur kalt, sondern auch trocken. Dadurch trocknen die Schleimhäute in Mund und Nase aus. Diese wichtige Schutzschicht deines Körpers wird dann nicht mehr optimal durchblutet, wodurch die Immunabwehr nicht reibungslos funktioniert. Die Folge: Krankheitserreger können eindringen und für Schnupfen, Halsschmerzen und entzündete Augen sorgen. Das gilt insbesondere für all diejenigen, die sowieso schon ein geschwächtes Immunsystem haben – etwa, weil sie Medikamente nehmen müssen, welche die Immunreaktion unterdrücken. Sie sind besonders gefährdet, sich von der Klimaanlage eine Erkältung zu holen.


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Tipps für deine Schleimhäute – so hältst du sie feucht!

  • Trinke ausreichend, um die Schleimhäute trotz Klimaanlagen-Terror feucht zu halten: Nicht zu kaltes Wasser und Tee sind am besten geeignet, um deinen Flüssigkeitsspeicher wieder aufzufüllen. 
  • Stelle, wenn möglich, einen Luftbefeuchter in deinem Büro auf. Zusätzlich kannst du befeuchtende Nasensprays und pflegende Augentropfen benutzen. 
  • Wenn du eine längere Zugfahrt vor dir hast, vergiss nicht, genügend zu trinken einzupacken und gegebenenfalls dein Nasenspray und die Augentropfen im Handgepäck mitzunehmen. 
  • Das gilt natürlich auch für eine Flugreise – allerdings kannst du dir dein Wasser dann erst nach der Sicherheitskontrolle besorgen. Das ist ärgerlich und teuer, aber deine Gesundheit wird es dir danken. 
  • Auch bei einer längeren Autofahrt kann es nicht schaden, unterwegs viel zu trinken, um Halsschmerzen durch die Klimaanlage im Auto zu vermeiden.

Gut eingepackt: Der Erkältung durch Klimaanlage trotzen

Wenn du häufig zwischen klimatisierten Räumen und der Sommerhitze draußen hin und her wechselst, läufst du Gefahr, in die Klimaanlagen-Falle zu tappen: Denn durch den Schweiß auf deiner Haut kühlt dein Körper unter dem Einfluss der Klimaanlage noch schneller aus – das belastet deinen Kreislauf. Auch dadurch kann die Klimaanlage krank machen. Beuge diesem Effekt vor, indem du dich wie eine Zwiebel kleidest und bei Bedarf eine Schicht an- oder ausziehst: Shirt, Hoodie oder Strickjacke, Jacke etc. Um der Kälteattacke im Zug oder Flugzeug etwas entgegenzusetzen und Halsschmerzen wegen der Klimaanlage zu vermeiden, solltest du immer einen warmen Pulli und Socken oder einen Schal dabeihaben – selbst im Hochsommer.

Gewusst?

Wir Menschen fühlen uns am wohlsten bei 18 bis 23 °C und bei 35 bis 65 % Luftfeuchtigkeit. Der Temperaturunterschied zwischen drinnen und draußen sollte trotzdem nur 6 bis 8 °C betragen, um deinen Kreislauf nicht unnötig zu belasten. Wenn du die Klimaanlage selbst regeln kannst, also beispielsweise im Auto, solltest du sie auf circa 22 oder 23 °C stellen – und nicht niedriger, selbst wenn du dich am nächsten Hitzerekord-Tag nach einer kühlen Brise sehnen solltest.

Schnupfen durch Klimaanlage – oder doch eine Allergie?

Durch Klimaanlage erkältet? Das kommt also tatsächlich vor – allerdings weit seltener als man aufgrund der Verbreitung von Klimaanlagen in deutschen Büros vermuten könnte.

„Klimaanlagen können krank machen. Aber für gesunde Menschen sind sie kein Problem, wenn die Anlagen regelmäßig gewartet werden.“

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Das sagte Dennis Nowak, der Chef-Umweltmediziner an der Ludwig-Maximilians-Universität in München, im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung. Er berichtet, dass sich immer wieder vermeintlich von der Klimaanlage verursachte Atemwegserkrankungen nach einer gründlichen Untersuchung als Allergie entpuppen.


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Manchmal hängen die Beschwerden aber auch mit dem Arbeitsklima an sich zusammen: Es herrscht sprichwörtlich „dicke Luft“, wenn Menschen in ein Großraumbüro gepfercht werden, ohne Einfluss auf die Steuerung der Klimaanlage und damit auf ihre Privatsphäre nehmen zu können. Für diese These spricht, dass weit weniger Menschen über gesundheitliche Probleme klagen, wenn sich die Klimaanlage in ihrem eigenen Zuhause oder im Auto befindet und sie die Temperatur dort selbst regeln können. Wetten, dass selbst der Hypochonder-Kollege mit dem Klimagerät in seinem Schlafzimmer bestens zurechtkommt?

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Du siehst, die Frage, ob man durch die Klimaanlage krank wird, ist gar nicht so leicht zu beantworten. Junge, gesunde Menschen müssen das Schreckgespenst Klimaanlage aber in der Regel nicht fürchten – insbesondere dann, wenn das Gerät regelmäßig überprüft wird. Wenn du dich aber ohnehin schon schlapp fühlst, kann es nicht schaden, in stark gekühlten Räumen einige Vorkehrungen zu treffen. Nimm einen Pullover mit in den Zug oder ins Flugzeug und vergiss nicht, ausreichend zu trinken. Dadurch senkst du das Risiko, dir eine Erkältung von der Klimaanlage einzufangen. Denn wie wir alle wissen, ist die Klimaanlage in vielen Flugzeugen und bei der Deutschen Bahn gerne mal zu kalt eingestellt.

Natalie Decker
HIER SCHREIBT Natalie Decker

Natalie arbeitet seit 15 Jahren als Redakteurin. Neben Lifestyle-Themen wie Kochen und Reisen gehören Medizin & Gesundheit zu ihren Schwerpunkten. Sie schreibt unter anderem für das Online-Portal gesund-vital.de und den Ratgeber-Verlag Gräfe und Unzer.

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