Umfrage zur Organspende: Mein Körper, meine Entscheidung.

Hast du dir schon überlegt, ob du deine Organe oder dein Gewebe kranken Menschen zur Verfügung stellen würdest? Wir haben unsere Kunden und Kundinnen befragt, wie sie zum Thema Organspende stehen. Warum auch du dich in jedem Fall mit dem sensiblen Thema Organspende auseinandersetzen solltest – auch wenn du dich gegen eine Entnahme entscheidest - liest du in diesem Artikel. Außerdem erfährst du, wie die Organspende in Deutschland geregelt ist & wie du deine Entscheidung eindeutig dokumentieren kannst.

In der Theorie ist eine Mehrheit für die Organspende. Das klingt logisch, denn eine Organspende kann Leben retten und schwerkranken Menschen eine neue Chance geben. Schaut man sich die Realität etwas genauer an, so hapert es in der Praxis. 

In Deutschland warten rund 8.500 Menschen auf ein Spenderorgan. Die Organspende ist daher von enormer gesellschaftlicher Bedeutung. Ein gespendetes Organ kann nicht nur das Leben eines Menschen retten, sondern auch seine Lebensqualität erheblich verbessern. Doch es gibt auch Bedenken und Zweifel rund um die Organspende.

Anlässlich des Tages der Organspende am 1. Juni haben wir unsere Kunden und Kundinnen befragt, wie sie dazu stehen. Die Ergebnisse sind vielfältig: Einige sind bereits registrierte Organspender, während andere noch unentschlossen oder ablehnend sind. Die Gründe dafür sind unterschiedlich und reichen von altruistischen Motiven bis hin zu tiefen Ängsten und Bedenken.

Kunden-Umfrage Organspende – Ja oder Nein? 

Fast 70 Prozent unserer befragten Kunden und Kundinnen sind als Organspender registriert, ein deutlich höherer Prozentsatz als im deutschen Durchschnitt, der bei einem Drittel liegt. Etwa 23 Prozent verneinten, die Frage nach einem Organspendeausweis und etwa 7 Prozent sind sich nicht sicher.

Über die Hälfte unserer Kunden und Kundinnen wären grundsätzlich bereit dazu, Organe zu spenden. 

Ein ähnliches Bild zeichnet eine von uns ebenfalls durchgeführte Umfrage auf der Plattform LinkedIn. Auf die Frage "Bist du Organspender/Organspenderin?" antworteten die Teilnehmenden wie folgt:

Die folgenden Faktoren könnten unsere befragten Kunden und Kundinnen jedoch dazu bewegen, sich doch als Organspender zu registrieren:

68,52 Prozent der Befragten, die bereits Organspender oder Organspenderinnen sind, wurden von der Möglichkeit Leben zu retten überzeugt, sich als solche zu registrieren. 

Doch was sind die häufigsten Zweifel und Bedenken in Bezug auf das Thema Organspende?

Was sind die häufigsten Befürchtungen bei der Organspende?

56,63 Prozent der registrierten Organspender und Organspenderinnen hatten keine Bedenken oder Zweifel vor der Registrierung. 

Doch es herrscht einige Unsicherheit unter unseren Versicherten in Bezug auf die Durchführung Organspende, die sie zweifeln lässt. 

Zu den häufigsten Ängsten gehört die Sorge, dass Ärzte im Notfall nicht alles tun, um das Leben eines Organspenders zu retten. Dabei gibt es in Deutschland klare Regelungen, die Missbrauch verhindern sollen.

Die beiden häufigsten angegebenen Gründe in unserer Umfrage waren:

Dass es gegenüber der Organspende in Deutschland Vorbehalte gibt, liegt auch an einem aufsehenerregenden Skandal Anfang der 2010er-Jahre in Verruf geraten. Ärzte und Ärztinnen sollen in mehreren Transplantationszentren Krankenakten gefälscht haben, um Patienten und Patientinnen bevorzugt mit Spenderorganen zu versorgen. Nachdem diese Richtlinienverstöße aufgedeckt wurden, ging die Zahl der Organspender in Deutschland deutlich zurück.

Zudem haben einige Menschen aus religiösen oder ethischen Gründen Vorbehalte gegenüber der Organspende. Religiöse oder kulturelle Hintergründe nannten etwa 7 Prozent der Befragten als Grund.

Auch sind sich einige der Befragten über den eignen Willen noch im Unklaren (23,21 %). Außerdem gibt es Bedenken darüber, keine Organe mehr für nahestehende Menschen spenden zu können (16,07 %), was vor allem potenzielle Lebendspenden wie die einer Niere betrifft.

Um diese Ängste zu nehmen, ist Aufklärung entscheidend. Doch wie sieht das allgemeine Stimmungsbild zum Thema Organspende in Deutschland aus?

Organspende in Deutschland: 
Der Stand der Dinge

Obwohl eine große Mehrheit der Deutschen der Organspende grundsätzlich positiv gegenübersteht, besitzt nur rund ein Drittel einen Organspendeausweis.

In Spanien, wo die Widerspruchslösung gilt, warten Kranke weniger als ein Jahr auf eine neue Leber.

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Es gibt hierzulande also einen erheblichen Mangel an Spenderorganen. Jährlich werden mehrere tausend Organe benötigt, doch die Zahl der Spender bleibt weit hinter dem Bedarf zurück. 

Die Diskrepanz zwischen der Anzahl der benötigten und der gespendeten Organe führt zu langen Wartezeiten und leider auch zu Todesfällen bei den Patienten und Patientinnen auf den Wartelisten. 

Wie viele Menschen warten auf eine Organspende?

Laut der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) warten etwa 8.500 Menschen auf ein Spenderorgan, aber nur ein Bruchteil erhält tatsächlich die lebensrettende Transplantation.

Widerspruch- oder Entscheidungslösung: Wie ist die Organspende in Deutschland geregelt?

Die gesetzlichen Grundlagen zu den sensiblen Themen Organspende und Organtransplantation sind im Transplantationsgesetz klar geregelt. Derzeit gilt bei uns die sogenannte Entscheidungslösung. Das bedeutet, dass einem Verstorbenen nur dann Organe entnommen werden dürfen, wenn dieser zu Lebzeiten zugestimmt hat. 

Hat er oder sie dies nicht getan oder ist die Entscheidung unklar, werden die Verwandten nach dem mutmaßlichen Willen des Verstorbenen gefragt: Hat sich der Tote zu Lebzeiten dazu geäußert, ob er seine Organe spenden möchte? Ist auch dieser mutmaßliche Wille nicht bekannt, soll der nächste Angehörige entscheiden, was im Sinne des Verstorbenen wäre: Organe entnehmen oder nicht?

Die Alternative wäre die Widerspruchslösung, bei der jeder und jede als potenzieller Spender oder Spenderin gilt, sofern er nicht zu Lebzeiten ausdrücklich widersprochen hat. Diese Form der gesetzlichen Regelung gilt bereits in vielen europäischen Ländern, zum Beispiel in Frankreich, Italien und Österreich.

Politische Debatte um die Organspende

Die Diskussion über eine mögliche Änderung der Organspenderegelung zu Gunsten einer Widerspruchslösung wird auch in Deutschland geführt, stieß jedoch bisher auf gemischte Reaktionen. Die letzte Entscheidung zum Thema Organspende fiel Anfang 2020 im deutschen Bundestag: Dabei fiel die Widerspruchslösung bei der Abstimmung durch.

Die Diskussion rund um die Regelung der Organspende ist nun aber neu entfacht: Kürzlich gab es einen erneuten Anlauf für eine Widerspruchslösung bei der Organspende. Eine fraktionsübergreifende Gruppe von Bundestagsabgeordneten will nun erneut für die Widerspruchslösung ein Gesetzgebungsverfahren in Gang bringen, das idealerweise im Frühjahr 2025 zu einem Gesetzesbeschluss führt. Und auch der Bundesrat setzt sich für die Änderung der Organspenderegelung ein und brachte einen entsprechenden Gesetzentwurf in den Bundestag ein, was ebenfalls erneut gemischte Reaktionen hervorrief.

Die Deutsche Krankenhausgesellschaft unterstützt die Initiative, Kritik übt hingegen die Deutsche Stiftung Patientenschutz. Experten und Expertinnen sind der Meinung, dass die Widerspruchslösung erneut scheitern werde.

Wo finde ich Aufklärung und Unterstützung?

Bist du grundsätzlich zur Organspende bereit? Hast du Fragen, Vorbehalte oder schwankst noch? 

Um mit Vorurteilen aufzuräumen, ist die Aufklärung zum Thema Organspende so wichtig. Das Transplantationsgesetz sieht vor, dass umfassend über Organspende informiert wird. Krankenkassen und private Krankenversicherungen sind verpflichtet, ihre Versicherten regelmäßig zu informieren. 

Denn nur wer sich mit dem Organ- und Gewebespenden auseinandersetzt, alle Fakten kennt und das Für und Wider abwägt, kann eine fundierte Entscheidung treffen. 

Und ganz gleich, wie diese bei dir ausfällt: Sie ist in jedem Fall eine große Hilfe für die Hinterbliebenen, wenn dir etwas zustoßen sollte, ihnen die Last von den Schultern zu nehmen, zu entscheiden, wie mit deinem Körper nach dem Eintreten des Hirntods umzugehen ist. 

Schon gewusst?

Ausführliche Informationen zum Thema findest du beispielsweise auf diesen Internetseiten www.dso.de und www.organspende-info.de. Oder du kannst dich von deinem Hausarzt oder deiner Hausärztin beraten lassen. 

Als Unterstützung für deine individuelle Entscheidungsfindung wurde zudem das gebührenfreie Infotelefon Organspende der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) sowie der Deutschen Stiftung Organspende (DSO) eingerichtet. In einem persönlichen Gespräch mit geschulten Experten können deine Fragen beantwortet werden. Das Infotelefon ist montags bis freitags von 9 bis 18 Uhr unter 0 800/90 40 400 für dich erreichbar. 

Wie kann ich meine Entscheidung dokumentieren?

Die Entscheidung, Organspender zu sein, muss schriftlich und widerspruchsfrei festgehalten werden. Zum Beispiel:

Denn die Spende wird ohne schriftlichen Nachweis nicht durchgeführt, auch wenn du dich dafür entschieden hast, Organe im Ernstfall spenden zu wollen. Dann müssen deine Angehörigen entscheiden. Informiere diese deshalb unbedingt über deine Entscheidung.

Wenn du bei ottonova versichert bist, kannst du zur Kenntlichmachung, ob du Organspender bist oder nicht, die Aufkleber nutzen, die wir dir mit deiner Versichertenkarte zu Beginn deines Versicherungsschutzes zugesandt haben. 

Seit März 2024 gibt es das Digitale Spenderregister, das die Registrierung und Verwaltung der Organspenderentscheidungen vereinfacht. Hier kann jeder seine Entscheidung sicher hinterlegen, ändern oder widerrufen. 

Das Register soll die Dokumentation erleichtern und die Sicherheit der gespeicherten Daten gewährleisten. Der Zugang zum Register erfolgt über eine sichere Authentifizierung, um die Privatsphäre und den Schutz der persönlichen Daten zu gewährleisten.

Wer kann Organspender werden?

Du darfst der Spende ab dem 16. Lebensjahr zustimmen, schon ab dem 14. dieser widersprechen. Für die Organspende gibt es keine Altersbegrenzung. Es kommt lediglich auf den gesundheitlichen Zustand der potenziellen Spenderorgane an. 

Die Spende ist nur unter bestimmten rechtlichen und medizinischen Voraussetzungen möglich. Eine ärztliche Untersuchung ist im Vorfeld nicht notwendig, wenn du dich als Spender bereit erklärst.

Eine Organspende ist dann möglich, wenn der Wille zur Spende festgestellt werden kann und der Hirntod (Ausfall der gesamten Hirnfunktion) eingetreten ist.

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Dieser muss von mindestens zwei unabhängigen Ärzten bestätigt worden sein. Entnahme, Vermittlung und Transplantation sind voneinander getrennt. Ein komplexes Verfahren der Feststellung gewährleistet, dass der Hirntod nicht leichtfertig diagnostiziert wird. 

Das Herz-Kreislauf-System des Spenders wird dabei künstlich am Leben erhalten. Die Deutsche Stiftung Organtransplantation organisiert den Prozess von der Feststellung bis zur Vermittlung an Krankenhäuser.

Wichtige Fakten zur Organspende


Woher bekomme ich einen Organspendeausweis?

Deinen Ausweis kannst du unter www.organspende-info.de einfach online erstellen und ausdrucken. Oder du bestellst dort den Ausweis im Scheckkartenformat und füllst diesen dann handschriftlich aus. Außerdem ist er in vielen Apotheken, Krankenhäusern und Arztpraxen erhältlich. Wir senden dir den Ausweis auch gerne zu, wenn du bei uns versichert bist.

Ein Organspendeausweis macht dich nicht automatisch zum Spender. Du kannst mit der gesetzlichen Entscheidungslösung auf dem Organspendeausweis ganz einfach angeben, dass du keine Organe spenden möchtest oder einen Bevollmächtigten bestimmen, der im Falle deines Hirntods diese Entscheidung für dich trifft.

Was kann ich im Organspendeausweis festlegen?

Der Organspendeausweis enthält Angaben darüber, welche Organe und Gewebe gespendet werden sollen oder ob man generell zur Organspende bereit ist.

Die Entscheidung liegt ganz in deiner Hand. Und ist mit dem Organspendeausweis schwarz auf orange dokumentiert. 

Du kannst festlegen,

  1. Ob du Organspender sein möchtest oder nicht.
  2. Welche Organe du spenden möchtest und welche nicht. (z.B. Uneingeschränkte Spende)
  3. Welche Person im Fall der Fälle über deine Organspende entscheiden soll.
  4. Es ist auch Platz, um auf Besonderheiten schriftlich hinzuweisen.


Nicht bestimmen kannst du, wer im Fall der Fälle deine Organe bekommt.

Ist deine Entscheidung endgültig?

Du triffst hier keine Entscheidung auf Lebenszeit, sondern kannst deine Meinung zur Organspende jederzeit ändern. Alternativ kannst du einen entsprechenden Hinweis in deine Patientenverfügung aufnehmen oder deine Entscheidung einfach formlos notieren. Wichtig ist nur, dass deine Erklärung eindeutig und im Bedarfsfall schnell auffindbar ist – nur so kannst du sichergehen, dass beispielsweise nach einem schweren Verkehrsunfall auch wirklich gemäß deinen Wünschen gehandelt wird.

Wir leben glücklicherweise in einer Gesellschaft, in der das Selbstbestimmungsrecht über den eigenen Körper einen hohen Stellenwert genießt. Wieso sollte man die Entscheidung über die eigenen Organe anderen überlassen, wenn du sie selbst treffen kannst? 

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Marie-Theres Rüttiger
HIER SCHREIBT Marie-Theres Rüttiger

Marie-Theres ist Online Redakteurin bei ottonova. Sie konzipiert den Redaktionsplan, recherchiert und schreibt vor allem über E-Health, InsurTech und digitale Innovation, die das Leben besser machen.

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