Hilfe, Lampenfieber! Was du gegen die fiese Redeangst tun kannst

Es gibt ein Zitat von Jerry Seinfeld: „According to most studies, people’s number one fear is public speaking. Number two is death. Death is number two. Does that seem right?“ Geht dir das auch so? Wir haben Strategien, um deinem Lampenfieber den Kampf anzusagen!

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Fachlich geprüft von Psychologin Sophie Schürmann

Noch zwei Minuten, dann geht’s los. Jetzt, so kurz vor diesem wichtigen Vortrag, kriecht das Lampenfieber in jede Faser deines Körpers. Es lässt deinen Mund trocken werden, das Herz rast, Schweißperlen glitzern verräterisch auf der Stirn. Werden deine Zuhörer das bemerken? Am liebsten würdest du weglaufen. Ganz. Weit. Weg. Aber das geht natürlich nicht – du willst mit deiner Präsentation ja etwas erreichen: einen Pitch gewinnen, einen potenziellen Investor überzeugen oder endlich die längst verdiente Gehaltserhöhung rausholen. Und auch wenn du in deinem Leben schon viele Reden gehalten und wichtige Geschäftstermine erfolgreich gemeistert hast – so ganz verschwinden will das Lampenfieber nicht, das dich vor solchen Events befällt. Woran liegt das? Und was kannst du dagegen tun?

Ist Lampenfieber gut oder schlecht?

Zunächst solltest du wissen, dass du mit diesem mulmigen Gefühl nicht allein bist – im Gegenteil. Der Psychotherapeut und Auftrittscoach Dr. Michael Bohne schätzt, dass 80 % aller Menschen schon mal Lampenfieber hatten. Und dazu müssen wir nicht unbedingt eine große Bühne betreten: Eine interne Diskussionsrunde oder eine Power-Point-Präsentation vor Kollegen genügt schon, um die Knie schlottern zu lassen.

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Übrigens: Unter dem Begriff Lampenfieber versteht man im Allgemeinen die Anspannung vor einem öffentlichen Auftritt, wobei die Übergänge zur Prüfungs- und Sprechangst fließend sind.

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Dabei muss Lampenfieber nicht unbedingt etwas Schlechtes sein. Vor deiner Performance schüttet der Organismus Stresshormone aus, macht dich fokussiert und im wahrsten Sinne des Wortes kampfbereit. Diese körperliche Reaktion stammt noch aus jener Zeit, als wir Menschen als Jäger und Sammler unterwegs waren und in Gefahrensituationen blitzschnell entscheiden mussten: fliehen oder kämpfen?

Moderat ausgeprägtes Lampenfieber sorgt also dafür, dass du während deines Vortrags hellwach bist und wichtige Energiereserven abrufen kannst, um im Rampenlicht zu glänzen. Problematisch wird es allerdings, wenn sich deine Angst vor Präsentationen so sehr steigert, dass du wie gelähmt bist, fahrig wirkst und kein Wort mehr raus bekommst. Es droht der gefürchtete Blackout – der Super-GAU für jeden, der vor Gruppen sprechen muss. Dann wird es Zeit zu handeln und deine Redeangst zu überwinden.

Tipps gegen Lampenfieber: Von Promis lernen

Der Ausdruck Lampenfieber stammt aus dem Theaterjargon und bezeichnete ursprünglich die Auftrittsangst von Künstlern. Wahrscheinlich rührt der Begriff von den Gaslampen her, die früher die Bühnen erhellt und bei Schauspielern, Sängern und Musikern regelmäßig für Schweißausbrüche gesorgt haben. Heute wird der Begriff auch in anderem Kontext verwendet, etwa als Synonym für die Redeangst vor Publikum.

Lampenfieber Tricks

Gewusst? Viele bekannte Stars wie Johnny Depp, Robbie Williams und Adele bekennen sich dazu, an Lampenfieber zu leiden. Das beruhigt ungemein, oder? Außerdem weckt dieses sympathische Geständnis die Hoffnung, dass man die Angst vor Vorträgen tatsächlich in den Griff bekommen kann – schließlich treten Robbie, Adele und Co. weiterhin auf.

Eine Technik, die viele Schauspieler und Sänger im akuten Lampenfieber-Fall anwenden, heißt Akzeptanz: Statt lästige Symptome wie eine brüchige Stimme, rote Flecken und zitternde Hände krampfhaft zu unterdrücken oder gar zu bekämpfen, beobachten Künstler ihren Körper ganz genau. Und das kannst du auch! Mach dir klar, dass Redeangst nur in anspruchsvollen Situationen auftritt – hier geht es um etwas.

Versuche, das Herzklopfen, das Bauchkribbeln und den Tunnelblick als etwas Positives wahrzunehmen. Statt dich für dein Lampenfieber zu schämen, sag dir selbst: „Mein Körper macht mich fit für meinen großen Moment! Dadurch bin ich gleich voll konzentriert und kann meine beste Leistung zeigen.“ Sei dir bewusst, dass die angespannte Nervosität vor wichtigen Auftritten ganz normal ist und selbst bei Profis mit jahrelanger Bühnenerfahrung nie ganz vergeht. Und das ist auch gut so.

Gut geplant ist halb vorgetragen

Eine der wirkungsvollsten Waffen im Kampf gegen das Lampenfieber ist eine sorgfältige Vorbereitung. Je besser du dich in dein Vortragsthema eingearbeitet hast, desto sicherer wirst du. Wenn deine Präsentation steht, bitte Freunde oder Kollegen, vor ihnen einen Probedurchlauf halten zu dürfen. Sie können dir konstruktives Feedback geben: Sprichst du laut genug? Sind deine Folien verständlich? Zündet dein Anfangs-Gag oder solltest du ihn lieber weglassen? Mach dich außerdem vorab mit dem Saal oder Konferenzraum vertraut, in dem du deinen großen Auftritt haben wirst: Funktionieren Mikrophon und Beamer?

Streikende Technik hat schon so manche Rede sabotiert und wirkt wie Brandbeschleuniger für Lampenfieber. Zum Präsentationstermin solltest du unbedingt rechtzeitig erscheinen und einen großzügigen Puffer für ausfallende Bahnen und Stau einplanen. Zeitdruck bringt nämlich nur zusätzlichen Stress, der deinen Puls unnötig in die Höhe schnellen lässt. Außerdem hast du dadurch backstage noch genügend Zeit, um dich zu sammeln. Geh die wichtigsten Punkte noch einmal geistig durch und versuche, tief in den Bauch zu atmen – das beruhigt. Und dann heißt es: Showtime!

Lampenfieber: Wann ein Profi ran muss

Lampenfieber und Redeangst beruhen auf unserer Urangst, von anderen negativ bewertet und verurteilt zu werden. Schließlich sind wir alle soziale Wesen, Ausgrenzung ist für uns die Höchststrafe. Wenn bei dir die positiven Effekte des Lampenfiebers verpuffen und die Angst vor Vorträgen und Präsentationen zu einer regelrechten Panik ansteigt, könnte eine soziale Phobie vorliegen. Das merkst du zum Beispiel daran, dass du denkst, jeder im Publikum wäre dir gegenüber feindselig gestimmt. Oder du entwickelst eine „Angst vor der Angst“ und glaubst, schon lange vor deinem großen Auftritt zu wissen, dass du sowieso scheitern wirst.

Das kann viele Gründe haben: Vielleicht bist du ein Perfektionist, der (zu) hohe Ansprüche an sich selbst und enorme Angst vor dem Scheitern hat. Oder du bist in der Vergangenheit in eine traumatische Situation geraten und zum Beispiel während deines Biologie-Referats in der 9. Klasse von deinen Mitschülern ausgelacht worden. Möglicherweise haben dir deine Eltern auch negative Glaubenssätze wie „Man bekommt nichts geschenkt“ oder „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmer mehr“ eingepflanzt, die dich in deinem Berufsleben ausbremsen.

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Vor einer Präsentation hilft Orai mit Feedback zur Vortragsweise.

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Was genau die Ursache für deine enorme Redeangst ist, kannst du zusammen mit einem Psychologen, Psychotherapeuten oder Coach herausfinden. Er kann dir dabei helfen, innere Blockaden zu lösen und im Job voll durchzustarten. Mit seiner Unterstützung kannst du dein Lampenfieber endlich überwinden. Und auch wenn es dir momentan unmöglich erscheint und du am liebsten weglaufen würdest: Nutze jede noch so kleine Chance, vor Publikum zu sprechen. Nur so gewinnst du Routine und Sicherheit.

„Reden lernt man nur durch Reden.“

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Das hat der berühmte römische Philosoph und Rhetoriker Cicero gesagt. Und wie bei vielen Dingen, kann es auch bei Lampenfieber helfen, einfach darüber zu sprechen. Sicher wirst du feststellen, dass du im Kollegenkreis nicht der Einzige bist, der Vorträge nicht zu seinen Lieblingsbeschäftigungen zählt.

Sophie Schürmann
HIER SCHREIBT Sophie Schürmann

Sophie ist Psychologin und Digital Health Enthusiastin. Nach ihrem Master in Business Psychology und verschiedenen Stationen in der Forschung und in der freien Wirtschaft, gründete sie gemeinsam mit Julia Maria Rüttgers und Maximilian Kirschning das Health Start-ups peers. Eine digitale Plattform, die Menschen den Zugang zu professioneller psychologischer Unterstützung vereinfachen möchte.

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Marie-Theres Rüttiger
HIER SCHREIBT Marie-Theres Rüttiger

Marie-Theres ist Online Redakteurin für Gesundheits- und Versicherungsthemen bei ottonova. Sie konzipiert den Redaktionsplan, recherchiert und schreibt vor allem über (E-)Health und Innovation, die das Leben besser machen.

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