How to Arzt-Video-Call? Interview mit Dr. med. Andrea Vincenzo Braga von eedoctors

Von Erkältung bis zum Rippenbruch: Andrea Vincenzo Braga, Chefarzt des Telemedizinanbieters eedoctors hat uns im Interview erzählt, was alles mit dem Arzt-Video-Konsultation therapiert werden kann und erklärt, wie er überhaupt funktioniert. Außerdem wagen wir einen Blick in die Zukunft der Videotherapie.

Einer der Gewinner der Pandemie ist in jedem Fall der Arzt-Video-Call, denn Telemedizinische Angebote haben durch Corona einen Boom erfahren.

Andrea Braga, Chefarzt und CEO des Telemedizinsanbieters eedoctors, hat uns die wichtigsten Fragen zum Thema im Video-Interview beantwortet.

Wer lieber liest, für den haben wir hier nochmal das Wichtigste zusammengefasst:

1. Wie genau läuft Arzt-Video-Konsultation bei eedoctors ab?

Im Prinzip läuft der Arzt-Video-Call ab wie ein Arztbesuch face to face, sagt Andrea. Anamnese, Befund, Therapie. Nur das Medium ist anders.

Du lädst dir die App auf dein Smartphone oder Tablet, meldest dich an und gibst dann deine Personendaten und die Informationen zu deiner Krankenversicherung ein. So legst du dir gleichzeitig eine Patientenakte an, auf die dann jeder Arzt der eedoctors zugreifen kann.

Der Arzt trägt direkt während der Konsultation den Befund, sowie Anleitung zur Medikation oder Behandlungsempfehlungen in diese Akte ein. So sind die Daten für den Patienten direkt nach der Konsultation schnell und leicht nur über die Patienten-App zugänglich und gehen auch im Nachgang keine Informationen verloren.

„Nach der Konsultation haben die meisten Patienten die Hälfte des Besprochenen vergessen.“

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Aber wie kann man über Video untersuchen, werden sich jetzt einige fragen. „Teilweise sogar besser“, sagt der Chefarzt von eedocotors. Als Beispiel nennt er die Rachenuntersuchung über die Smartphonekamera.

„Bei der Untersuchung des Rachens mit der Smartphonekamera kann ich oft mehr und deutlicher erkennen als klassisch mit „Funzel & Spatel“

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Auch in meiner Praxis für Konservative Orthopädie uns Sportmedizin vor Ort besteht 80 % der Untersuchungen durch Vorzeigen durch den Patienten. Deshalb kann man den Patienten auch beim Arzt-Video-Call bitten sich unter Anleitung vorgeführte Bewegungen nachzumachen oder sich unter Anleitung selbst zu untersuchen oder Fieber- und Blutdruckmessungen vorzunehmen und die Resultate direkt zu zeigen. Eltern können z.B. ihre Kinder gut unter Anleitung (Beobachtung) untersuchen, oder dich dein Partner.

Außerdem ist auch die Anbindung von Wearables, Smartwatches und anderen Sensoren für den nächsten „release“geplant. Dann können die Daten aus diesen Messungen für die Diagnostik und Therapie genutzt werden.

Was die Untersuchung in Zukunft per Video ebenso erleichtern wird: die ebenfalls bereits erfolgte Einbindung des digitalen Stethoskop von StethoMe.

Ablauf der Videokonsultation:

1. Anamnese

2. Diagnose

3. Therapieeinleitung: elektronisches Rezept, wenn nötig Krankmeldung oder Überweisungsschein (Facharzt, Röntgen, Labor, MRT)

2. Was kann alles im Arzt-Video-Call diagnostiziert und therapiert werden? 

Wir haben eine hohe Bandbreite an Diagnose- und Therapiemöglichkeiten: Vom Schnupfen über den verstauchten Knöchel bis zur Anleitung akuter Wundversorgung oder sogar von Reanimationsmaßnahmen.

Was war dein eindrücklichster Fall? 

3. Was sind die Vorteile des Arzt-Video-Calls?

  • Vorteil Zeitersparnis: Keine Wegzeiten, keine Zeit im Wartezimmer
  • Vorteil Hilfe an Ort & Stelle: Keine Kontaminationsgefahr
  • Vorteil Selbstermächtigung: Patienten sind unter Anleitung direkt und aktiv in den Diagnose- und Therapieprozess eingebunden
  • Vorteil Sicherung von Patientendaten: durch E-Patientenakte in der App
  • Vorteil Sicherung der medizinische Grundversorgung: Ausgleich für nicht vorhandene Ressource Arzt (gerade auf dem Land)

4. Was sind die häufigsten Anfragen?

  1. Erkältung / Atemwegsinfektionen
  2. Medikamentenfragen (Verschreibungen, Dosierung, Packungsbeilage & Nebenwirkungen)
  3. Erkrankung von Kindern
  4. Insektenstiche
  5. Magen-Darm-Erkrankungen
  6. Sonnenschäden
  7. Schmerzen (Kopf, Nacken, Rücken)

5. Grenzen der Behandlungsmöglichkeiten durch den Arzt-Video-Call:

6. Wie schafft man es, Vertrauen in Technologie aufzubauen?

Laut einer Befragung der Bertelsmann Stiftung sind etwa 50 % der Patienten bereit den Arzt-Video-Call zu nutzen. Es muss also erst einmal das Bewusstsein und Wissen dafür geschaffen werden, dass es diese Art von Telemedizin gibt und wie der Arzt-Video-Call überhaupt funktioniert, meint Andrea im Interview.

Es geht darum, Hemmungen durch Information zu nehmen: Erwachsenenerziehung dahin, dass man nicht immer gleich den Notarzt rufen muss und Telemedizin eine gute Alternative in der medizinischen Versorgung darstellt.

„Ich würde als Marketingmaßnahme ein Kinderbuch schreiben und Telemedizin kindergerecht erklären, so dass sie auch als Erwachsenen dran denken.“

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Die Hauptpatientengruppe im Moment sind zwar die 15 bis 55-jährigen, aber gerade auch die Älteren würden enorm von Telemedizin profitieren. Sie sind vielleicht nicht mehr so mobil, oder bräuchten nur eine kurze ärztliche Unterstützung.  Wir müssen Aufklärungsarbeit auch in dieser Gruppe leisten und Ängste nehmen und so die Akzeptanz erhöhen. Wir können vor allem auch durch Kooperationen mit Gesundheitspartnern wie Krankenversicherungen enormes Vertrauen schaffen. ottonova bietet ja auch die Möglichkeit zum Arzt-Video-Call an und ihr sagt den Kunden: Wir haben es geprüft und zahlen die Maßnahme, weil sie sinnvoll und hochqualitativ ist.

7. Wie kann Szenario in der Zukunft aussehen? Wo können sich Video-Therapie & digitale Möglichkeiten noch hin entwickeln?

Telemedizin muss ins bestehende medizinische System eingebettet werden, damit das volle Potential ausgeschöpft werden kann, meint Chefarzt Andrea.

Dann kann die Videokonsultation die demografische Entwicklung auffangen und die Deckung der medizinischen Grundversorgung gewährleisten. Denn die Ärzte werden immer älter und es gibt aktuell zu wenig Nachwuchs, gerade in der Grundversorgung im ländlichen Gebiet,
Die Videokonsultation ermöglicht Flexibilisierung des Arzt-Berufes und machen ihn damit wieder attraktiver, gerade für Ärztinnen oder Kollegen in Pension. Da geht sonst viel wertvolles Know-How verloren und viele ärztliche Ressourcen werden nicht genutzt  Da ist dringend Handlung notwendig ist, wie Andrea findet.

„Unsere Ärzte arbeiten nicht erst seit der Corona-Pandemie im Home-Office.“

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Außerdem könnten gesetzliche Incentives wie finanzieller Anreiz bei Nutzung von Telemedizin beispielsweise in der Krankenversicherung dazu beitragen, die Motivation zur Nutzung und auch die Akzeptanz der Telemedizin flächendeckend zu erhöhen.

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Wer ist Andrea Vincenzo Braga?

Facharzt für Chirurgie, Allgemeinmedizin, Sportarzt, Akupunkteur mit eigener Praxis in Giesshübl bei Wien. Telemedizin Pionier, Mitgründer, Chefarzt und CEO von eedoctors. Verheiratet mit Brigitte und Vater eines sport- und fussballbegeisterten 11-jährigen Sohnes, Cosimo.

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Was ist eedocotors?

eedoctors ist die erste virtuelle Gruppenarztpraxis über unserer Smartphone App. Zusätzlich zur ärztlichen Videokonsultation bietet eedoctors über die App einen Ärzte-Chat in Echtzeit an, auf dem Bilder und Dokumente hochgeladen werden können. Patienten bekommen hier sofort Antworten von Ärzten auf all ihre medizinischen Fragen.

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Marie-Theres Rüttiger
HIER SCHREIBT Marie-Theres Rüttiger

Marie-Theres ist Online Redakteurin für Gesundheits- und Versicherungsthemen bei ottonova. Sie konzipiert den Redaktionsplan, recherchiert und schreibt vor allem über (E-)Health und Innovation, die das Leben besser machen.

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