Unternehmenskrise: In 10 Schritten aus dem Corona-Tief

Richtig handeln, wenn es darauf ankommt: Unternehmer stehen jetzt besonders unter Druck. Wie du in einer Unternehmenskrise deine Firma richtig führst und dein Unternehmen sogar daraus wachsen könnte, zeigen wir dir in zehn Schritten.

Es ging schnell: Keine Zeit, sich vorzubereiten, keine Zeit, monatelang an einer Strategie zu feilen, keine Zeit, um Prozesse zu digitalisieren. Die Corona-Krise hat viele Unternehmer kalt erwischt. Praktisch über Nacht fielen Einnahmen und Aufträge weg, die eigene Existenz stand plötzlich auf dem Spiel. Nicht jede Unternehmenskrise muss jedoch die Insolvenz bedeuten.

Denn mit einer fundierten Unternehmensstrategie und einem gut durchdachten Krisenmanagement ist es für Firmen möglich, die Krise zu überstehen. Mit unseren 10 Empfehlungen für Unternehmer bieten wir dir Anregungen, wie du dein Unternehmen auch in dieser unsicheren Zeit sicher führen kannst – und am Ende als Gewinner daraus hervorgehst.

1. Wer ist zuständig?

Bevor alles andere entschieden wird, muss jeder in deiner Firma wissen, wer wofür zuständig ist. Das kann vor allem in einer Krise wie der Corona-Krise entscheidend sein. Schließlich ist es gut möglich, dass du oder andere wichtige Mitarbeiter euch in Quarantäne begeben müsst oder gar krank werdet. In solch einem Fall muss gesichert sein, dass es eine klare Aufgabenverteilung gibt und Vertretungen für alle festgelegt sind, die eine unverzichtbare Aufgabe übernehmen. Dies gilt insbesondere für Firmen, die Kurzarbeit angemeldet haben.

2. Flexibel arbeiten – flexibel reagieren

Die Idee des flexiblen Arbeitens ist nicht nur mit einer verbesserten Work-Life-Balance verbunden, sondern kann, wie momentan zu beobachten ist, auch im Krisenmanagement ein Trumpf sein – denn auf Flexibilität kommt es während einer Unternehmenskrise besonders an. Viele Unternehmen haben bisher darauf gesetzt, dass das ganze Team immer persönlich vor Ort ist. In Krisenzeiten zeigt sich nun jedoch, dass dieser Ansatz auf Dauer nicht nachhaltig ist. Zwar ist es wichtig, auch persönlichen Kontakt zu halten, dennoch müssen in einer Firma Strukturen geschaffen werden, die greifen, wenn das nicht mehr möglich ist. Tools, wie Zoom, Slack, Trello oder auch Miro, bieten eine gute technische Grundlage.


ottonova macht es vor: Bei uns war der Wechsel ins Home-Office unter anderem dank cloud-basierter Prozesse möglich, ohne dass wir in unserer täglichen Arbeit eingeschränkt wurden. Alles konnte praktisch so weiterlaufen wie bisher, abgesehen davon, dass wir uns nur noch über den Computerbildschirm sehen konnten.

Mehr über unsere Erfahrungen kannst du hier nachlesen:
ottonova im Home-Office 


Unternehmenskrise

3. Digitalisierung 4.0

Einfach mal auf Remote-Work umstellen, ist leichter gesagt als getan – und das auch noch im Angesicht einer drohenden Unternehmenskrise. Die Antwort liegt in der schnellen und effektiven Digitalisierung des Unternehmens. Natürlich hat die Digitalisierung 4.0 auch in Deutschland Einzug gehalten und Firmen, die ohne Computer oder Internet arbeiten, gibt es praktisch nicht mehr. Und das ist gut so: Denn wer Chancen und Risiken der Digitalisierung abwägt, der wird schnell erkennen, dass das Potenzial, das die Automatisierung und Vernetzung bietet, enorm ist.

Doch um seine Prozesse erfolgreich zu digitalisieren, ist weitaus mehr nötig, als jedem Mitarbeiter einen Laptop in die Hand zu drücken. Damit eine Krise wie das Corona-Virus auch von zu Hause bewältigt werden kann, braucht ein Unternehmen zu aller erst ein VPN, also ein unternehmensinternes Netzwerk, auf das die Mitarbeiter von überall sicher zugreifen können. Über eine Firmen-Cloud ist es dann möglich, dass jeder Zugriff auf wichtige Dokumente und Programme hat, die die Arbeit auch im Home-Office möglich machen. Im Ernstfall kann die Digitalisierung Unternehmen also vor dem Totalausfall und damit vor der Insolvenz retten.


Von Digitalisierung 4.0 zu Arbeit 4.0

So transformiert die Digitalisierung den Job-Alltag 


ottonova Magazin Icon

Schon gewusst?

Schon die Finanzkrise 2008 überstanden Firmen, die stärker in die Digitalisierung des Unternehmens investierten, deutlich besser als solche, die weniger Wert auf Technologie legten. Das beweist eine Studie aus 12 EU-Ländern und 7 Industrien. Die Studie führt dieses Ergebnis darauf zurück, dass die Produktivität und das Produktivitätswachstum von Firmen mit einer digitalen Unternehmensstrategie während der Krise fast konstant blieb, während sich das der weniger digitalisierten Firmen verringerte.

4. Durchdachtes Risikomanagement

Vom Gabler Wirtschaftslexikon (Springer Verlag) wird Risikomanagement folgendermaßen definiert: „Alle Aktivitäten im Umgang mit Risiken, oft inzwischen einschließlich Chancen; meist eines Unternehmens“. Gerade im Angesicht einer Unternehmenskrise sollte Risikomanagement natürlich im Mittelpunkt der Strategiefindung stehen. Es müssen Prognosen aufgestellt und verschiedene Szenarien durchgespielt werden. Nur wer alles berücksichtigt, kann sich sicher sein, dass das Bestehen des Unternehmens nicht zur Glückssache wird. Wie genau eine sinnvolle Strategie aussieht, ist natürlich für jedes Unternehmen verschieden. So müssen individuelle Ursachen identifiziert werden, die zu einer Insolvenz führen könnten.

Bei produzierenden Firmen könnte dies zum Beispiel die Abhängigkeit von nur einem Zulieferer sein – die richtige Reaktion wäre es in diesem Fall, die Lieferkette zu diversifizieren. Wie auch immer der konkrete Fall aussieht: Wichtig ist es, nicht nur die Risiken zu sehen, sondern auch die Chancen!

5. Liquiditätskrise: Der Staat hilft

Die Corona-Krise kommt von außen – sie ist kein Fehler im System, sondern, wenn man es so möchte, eine Naturkatastrophe. Die Nachfrage und damit die Relevanz der Unternehmen bleiben also eigentlich bestehen, nur wird diese durch die Einschränkungen zeitlich unterbrochen. Das stürzt viele Unternehmer in die Liquiditätskrise: Besonders wer physische Dienstleistungen anbietet, hat momentan Ausgaben, aber keine Einnahmen. Hier greift der Staat ein und unterstützt die, die in Krisenzeiten in die Liquiditätskrise geraten. Um dein Unternehmen vor der Insolvenz zu retten, solltest du, wenn du sie benötigst, diese Hilfen in Anspruch nehmen. Momentan gibt es unter anderem folgende Möglichkeiten (Stand 14.04.20):


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6. Keine Angst vor Hilfe – Hol dir Rat

Gerade Start-ups oder Unternehmer mit nur wenig Erfahrung im Krisen- und Risikomanagement stehen jetzt vor einer scheinbar unlösbaren Aufgabe. Wie rettest du eine Firma, die du eben erst aufgebaut hast? Eine sinnvolle Lösung kann es sein, dir Hilfe in Form von Beratung von außen zu holen. Das Bundeswirtschaftsministerium stellt eine gewisse Fördersumme bereit, wenn du Beratung in Anspruch nimmst, und das solltest du auf jeden Fall nutzen.

Wie hoch ist die Fördersumme?

1. Junge Unternehmen (<2 Jahre):




neue Bundesländer
(ohne Berlin und ohne Leipzig)

3.200 €
alte Bundesländer
(ohne Region Lüneburg)
mit Berlin und Leipzig


2.000 €
2. Bestandsunternehmen
ab dem dritten Jahr nach Gründung:




neue Bundesländer
(ohne Berlin und ohne Leipzig)


2.400 €
alte Bundesländer
(ohne Region Lüneburg)
mit Berlin und Leipzig


1.500 €
3. Unternehmen in Schwierigkeiten:
alle Standorte 
2.700 €


Hier findest du mehr Informationen zur Förderungshöhe oder Antragsberechtigung.

7. Strategisch klug nach vorn

Während einer Unternehmenskrise ist die richtige Einstellung das A und O. So solltest du nicht versuchen, die Krise zu „bewältigen“, sondern sie zu nutzen! Viele Unternehmen können aus Herausforderungen wachsen und ein ganz neues Kapitel aufschlagen. Besonders, wenn eingefahrene Prozesse das Wachstum bisher behindert haben, kann eine Krise eine große Chance sein, um Potenzial zu identifizieren. Denn wird eine Firma praktisch gezwungen, ihre Prozesse vollkommen umzustellen, kann dies dazu führen, dass Kommunikation effektiver wird, die Dienstleistungen digitaler und nutzerfreundlicher und dass sogar neue Produkte angeboten werden, die sich aus der Situation ergeben haben.

Du solltest also, wenn möglich, in dieser Phase antizyklisch handeln und gerade in der Krise in Neuerungen investieren und deine Unternehmensstrategie anpassen. Fährst du deine Geschäftstätigkeit nur herunter und nach der Krise wieder hoch, entfällt der Lerneffekt. Hierbei ist ein gutes Risikomanagement gefragt. Denn natürlich darf es sich dabei nicht um unüberlegte Maßnahmen handeln.

Tipp: In der Krise networken per Cyber Lunch

Auch in Krisenzeiten ist es möglich, Geschäftsbeziehungen aufzubauen und aufrechtzuerhalten. So lassen sich beispielsweise reguläre Netzwerkveranstaltungen einfach virtuell durchführen. Aus dem Business Lunch wird so ein Cyber Lunch, bei dem „gemeinsam“ gegessen wird, bei dem man sich über die Kamera mit den Teilnehmern austauschen und bei dem beispielsweise auch ein Vortrag gehalten werden kann. Mit ein wenig Flexibilität und Kreativität kann ein Cyber Lunch zum vollen Erfolg werden und dein Netzwerk während der Krise stärken.

8. Nah am Kunden bleiben

Während der Unternehmenskrise in das Marketing investieren? Ja! Denn jetzt ist der Zeitpunkt, an dem du dein Unternehmen fit für die Zukunft machen musst. Der erste Instinkt wird es sein, im Rahmen des Krisenmanagements das Marketingbudget drastisch zu reduzieren. Stattdessen kann in manchen Fällen das Gegenteil sinnvoll sein: antizyklisch handeln bedeutet im Marketing, dann zu investieren, wenn die anderen zurückrudern. Das verschafft dir den Vorteil, dass du dir bei geringerer Konkurrenz eine starke Marke aufbauen und so für die Zukunft vorsorgen kannst. Denn die Forschung zeigt auch hier: Starke Marken sind resistenter gegen Rezessionen.

9. Transparenz wagen

In Krisenzeiten muss unter allen Umständen Transparenz geschaffen werden. Kunden, Geschäftspartner und Investoren möchten wissen, ob sie sich weiterhin auf dein Unternehmen verlassen können und du musst ihnen die Möglichkeit geben, dies zu prüfen. Kommuniziere deshalb klar die Maßnahmen deiner Firma und zeige deinen Plan, wie es in der Zukunft weitergehen soll. Anhand einer nachhaltigen Unternehmensstrategie kannst du erklären, warum auf dein Business auch während und nach der Krise Verlass ist. Hier gilt es besonders im B2B-Bereich, emotionale Kommunikation weitestgehend zu vermeiden und stattdessen klare Verhältnisse zu schaffen: Zahlen sagen mehr als Worte.

Unternehmenskrise

10. Interne Kommunikation: Den Teamgeist aufrechterhalten

Einer der größten Herausforderungen, vor denen Unternehmer in Krisenzeiten stehen, ist neben der Finanzierung auch der Umgang mit den Mitarbeitern. Wie kommunizierst du mit deinem Team, während ihr versucht, eine Unternehmenskrise zu meistern? Wir haben auch hier Anregungen für Unternehmer:

Während viele Unternehmen ihren Betrieb herunterfahren oder gar zeitweise schließen müssen, gibt es vor allem für digitale Unternehmen jetzt viel zu tun. Neben einer professionellen Kommunikation solltest du während dieser Zeit darauf achten, dass dein Team sich nicht überarbeitet. Auch wenn gerade während einer Krise der erste Impuls ist, an allen Schrauben zu drehen, ist es wichtiger, Prioritäten zu setzen. Anstatt tausend kleine Projekte zu starten, die vielleicht helfen könnten, sollte der Fokus auf konkreten Maßnahmen liegen. Das führt auch dazu, dass der Workload nicht zu groß wird.

Es ist in Ordnung, wenn deine Mitarbeiter über einen kurzen Zeitraum Überstunden ansammeln, weil wirklich jede Hand gebraucht wird. Allerdings sollte auch immer ein Ausgleich geboten und darauf geachtet werden, dass sich niemand übernimmt. Was am Ende dein Unternehmen aus der Krise hilft, ist ein motiviertes Team, und das setzt voraus, dass deine Mitarbeiter genug Erholung haben.

Für das Überleben einer Unternehmenskrise gibt es kein Geheimrezept. Denn auch in der Wirtschaft ist nicht immer alles fair: Manche Unternehmen profitieren ohne besondere Anstrengung von der Krise – man denke nur mal an Streamingdienste – während andere, die bisher alles richtig gemacht haben, nun auf die Insolvenz zusteuern. Wir hoffen, dass du und dein Unternehmen gestärkt aus der Krise hervorgehen!

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Sina Weidner
HIER SCHREIBT Sina Weidner

Sina ist Unternehmenssprecherin von ottonova. Sie beschäftigt sich seit vielen Jahren mit digitalen Innovationen und wie sie unser Leben und unsere Gesundheit beeinflussen.

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