Ernährungsampel: Der Nutri-Score ist endlich da!

Zu süß, zu fett, zu ungesund - viele Menschen schaffen es nicht, sich gesund zu ernähren. Ihnen könnte eine Ernährungsampel helfen. Wir beantworten die wichtigsten Fragen: Welche Vorteile und welche Kritik gibt es? Was steckt hinter dem Nutri-Score? Was sagt die Wissenschaft?

„Seit dem Herbst 2020 können Unternehmen den Nutri-Score in Deutschland rechtssicher verwenden.“

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Wie viel Fett steckt im Erdbeerjoghurt? Wie viel Zucker im Knuspermüsli?

Wer sich für die Nährwertangaben von industriell gefertigten Lebensmitteln interessiert, brauchte gute Augen – und gute Nerven: Die Zutatenliste auf der Verpackungsrückseite muss nämlich laut EU-Vorgabe in einer Schriftgröße von gerade mal 1,2 Millimetern gedruckt sein.

Und wenn du die Mini-Buchstaben entziffert hast, beginnt die Rechnerei: Gilt die Gramm-Angabe von Salz, Zucker und Fett pro Portion oder pro 100 Gramm? Und wie viel darf man dann pro Tag davon essen, um sich ausgewogen zu ernähren? Schwierig, schwierig. Ärzte, Verbraucherschützer und Krankenversicherungen fordern deshalb schon lange die Einführung einer plakativeren Nährwertkennzeichnung: Die Ernährungsampel (auch Lebensmittelampel oder Nährwertampel genannt) soll endlich für Klarheit im Supermarktregal sorgen.

Durch farbige Markierungen in Grün, Gelb oder Rot vorne auf der Verpackung sollen Konsumenten auf den ersten Blick erkennen können, ob verarbeitete Lebensmittel wie Tiefkühlpizza, Kekse oder Dosensuppe nun gesund oder eher ungesund sind. Eigentlich eine gute Sache, oder? Trotzdem wurde über die Ernährungsampel in Deutschland seit über zehn Jahren gestritten, 2008 ist ein entsprechender Antrag der Grünen im Bundestag gescheitert.

Seit dem 06. November 2020 darf der Nutri-Score nun als anerkanntes Kennzeichnungselement für Lebensmittel in Deutschland von Unternehmen genutzt werden.

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Was ist der Nutri-Score?

Der Nutri-Score ermöglicht eine schnelle Orientierung, welche Lebensmittel verglichen mit anderen Lebensmitteln der gleichen Kategorie den günstigeren Nährwert aufweisen und somit zu einer gesünderen und ausgewogeneren Ernährung beitragen können.

Dabei handelt es sich um ein fünfstufiges Bewertungssystem in Ampelfarben, das die gesunden Inhaltsstoffe eines Produkts wie Ballaststoffe und Eiweiß gegen die ungesunden wie gesättigte Fettsäuren und Zucker aufrechnet. Dadurch ergibt sich für jedes Lebensmittel ein wissenschaftlich fundierter Gesamtwert, welcher durch einen farbigen Buchstaben von A bis E auf der Vorderseite der Verpackung symbolisiert wird. Ein dunkelgrünes A und ein hellgrünes B stehen für ausgewogene Produkte, ein orangefarbenes D und ein rotes E weisen auf ein weniger gesundes Lebensmittel hin, das man nur in Maßen verzehren sollte.

Die Verbraucher profitieren durch den Nutri-Score gleich doppelt. Zum einen erhalten sie eine bessere Orientierung beim Einkauf und zum anderen erhalten sie auch bessere Produkte. Denn der Nutri-Score kann Lebensmittel-Hersteller dazu motivieren, die Rezeptur ihrer Produkte zu einer ernährungsphysiologisch günstigeren Zusammensetzung zu verbessern.

Wie wird der Nutri-Score berechnet?

Berechnet wird der Nutri-Score, indem günstige und ungünstige Nährstoffe miteinander verrechnet werden. Für die problematischen Bestandteile Kalorien, Zucker, gesättigte Fettsäuren und der Salzbestandteil Natrium gibt es jeweils eine bestimmte Punktzahl, von 0 (optimal) bis 40 (schlecht).

Umgekehrt werden für vorteilhafte Inhaltsstoffe, wie Ballaststoffe, Eiweiß, Obst, Gemüse und Nüsse wieder Punkte abgezogen – von 0 (nichts vorhanden) bis 15 (viel der vorteilhaften Nährstoffe). Je niedriger das Gesamtergebnis ist, desto besser. Dieses Ergebnis bestimmt, welcher Buchstabe (A, B, C, D, E) hervorgehoben wird.

Nutri Score Lebensmittelampel

Bei welcher Gesamtpunktzahl wird welcher Buchstabe hervorgehoben?

Die Nutzung des Nutri-Score ist für Lebensmittelhersteller freiwillig und kostenlos. Unternehmen können, nach Anmeldung und Zustimmung der Nutzungsvereinbarungen der französischen Markeninhaberin, den Nutri Score direkt nutzen und ihre Marken, die mit dem Nutri-Score gekennzeichnet werden sollen, in einem Onlineportal registrieren.

Die Industrie kritisierte die Ernährungsampel

Klar, dass diese Idee den Herstellern von zuckrigen Limonaden, Süßigkeiten und salzhaltigen Fertigprodukten nicht so gut schmeckt. Sie wehrten sich seit Jahren gegen die Einführung einer farbbasierten Ernährungsampel, denn die würde aus ihrer Sicht bestimmte Produkte pauschal verurteilen. Und das, so argumentierten sie, obwohl man im Rahmen einer ausgewogenen Ernährungsweise durchaus hin und wieder zu Chips und Cola greifen dürfe.

Patrick Kammerer, der Präsident der Wirtschaftsvereinigung Alkoholfreie Getränke (WAFG), forderte deshalb in Bezug auf die geplante Nährwertkennzeichnung: „Die Ausgestaltung braucht eine sachliche Grundlage und darf nicht diskriminierend sein.“ Die WAFG vertritt in Deutschland übrigens unter anderem Coca Cola und Red Bull.

Das sagt die Ernährungsministerin zur Ernährungsampel

Ernährungsministerin Julia Klöckner wurde immer wieder ihre Nähe zu Lobbyisten aus der Lebensmittelproduktion vorgeworfen. Der Verdacht: Sie hätte die Einführung einer Lebensmittelampel blockiert bzw. bewusst hinauszögert. Klöckner selbst räumte auf einem Empfang des Bundesverbands der Verbraucherzentralen ein: „Sie wissen, ich bin kein Freund der Ampel.“ Diese sei zu simpel gedacht und könnte die Menschen täuschen. Allerdings hätten auch andere Kennzeichnungssysteme ihrer Meinung nach Vor- und Nachteile.

Bei in Kraft treten des Nutri-Scores am 6. November 2020 sagt die Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft, Julia Klöckner:

„Eines der großen ernährungspolitischen Vorhaben für Deutschland ist erfolgreich umgesetzt. Jetzt müssen Wirtschaft und Handel mitziehen. Ich habe die klare Erwartung an die Lebensmittelwirtschaft, dass sie die Kennzeichnung nutzt – die rechtlichen Voraussetzungen dafür haben wir jetzt geschaffen.“

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Die Ernährungsampel in der Vergangenheit

Die Einführung einer europaweit einheitlichen Ernährungsampel scheiterte 2010 am Widerstand der großen Lebensmittelkonzerne.

Jedoch ticken nicht alle Hersteller gleich. Anfang des Jahres 2019 haben die Unternehmen Iglo, Danone und Bofrost damit begonnen, den Nutri-Score nach und nach auf ihre Produkte zu drucken. Sie waren damit der Politik einen Schritt voraus. Aber warum machten diese drei Hersteller das? Ganz einfach: Die Ernährungsampel ist eben nicht nur ein diskriminierendes Label, sondern auch ein Ansporn für die Lebensmittelproduzenten, ihre Rezepturen zu verbessern.

Ein Beispiel ist der bekannte Kinderjoghurt „Fruchtzwerge“ von Danone, der lange aufgrund seines hohen Fett- und Zuckergehalts in der Kritik stand. Der Hersteller hat reagiert, die Fett- und Zuckermenge im Joghurt gesenkt und darf sich jetzt mit einem hellgrünen B auf der Verpackung schmücken. Ein klarer Image-Gewinn für die kleinen Joghurtbecher. Das könnte andere Lebensmittelhersteller zum Nachmachen anregen.

Lebensmittelampel per App

Wenn du wissen möchtest, wie es um den Nährwertgehalt deiner Lebensmittel bestellt ist, kannst du dir eine Lebensmittel-App aufs Handy laden, wie zum Beispiel die EinkaufsCHECK App. Mit dieser App kannst du Produkte prüfen und vergleichen. So findest du Produkte, die für dich am besten geeignet sind.

Meine Lebensmittelampel EinkaufsCHECK App Hauptbildschirm (© Fair Friend / EinkaufsCHECK App)

Als Basis dafür dienen deine Körpermaße – dadurch soll es dir leichter fallen, gezielt abzunehmen oder dein Gewicht zu halten. Doch ganz egal ob mit oder ohne Ernährungsampel - ohne das Wissen darüber, was dein Körper braucht und womit du bei der Ernährung sparsam sein solltest, klappt es nicht mit dem gesunden Lebensstil. Die geballte Ladung Wissen zum Thema Ernährung servieren wir dir deshalb in bekömmlichen Häppchen.

App: EinkaufsCHEC‪K

EinkaufsCHECK zeigt dir mehr und bessere Informationen zu Inhaltsstoffen in Lebensmitteln, Kosmetik & Haushaltsprodukten.

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